Ein Bildungsauftrag in Sachen Demokratie

 “Zentralstelle” für systematische Beraubung, Vertreibung und Ermordung österreichischer Jüdinnen und Juden

Unmittelbar nach dem „Anschluss“ Österreichs 1938 wird das Gebäude von NS-Behörden
beschlagnahmt und dient bald als Sitz der von Adolf Eichmann gegründeten „Zentralstelle für
jüdische Auswanderung“.

Nach dem Zweiten Weltkrieg werden die Liegenschaften der Rothschild-Familie restituiert. Die Arbeiterkammer Wien erwarb zwei davon, die Theresianumgasse 16-18 (heute das AKBildungszentrum) und die Prinz-Eugen-Straße 20-22, die seit 1960 als Hauptsitz der
Arbeiterkammer Wien fungiert.

Erinnerungsort “Schaltstelle des Terrors”
Eine Ausstellung in der AK zeigt 30 ausgewählte NS Täter:innen-Biografien

Danke an Rainer für den Tipp zu dieser Ausstelllung

Politische Häftlinge in Hadersdorf hingerichtet

In Gneixendorf hat uns Gerhard Pazderka ein Einleitung zu den Ereignissen in Hadersdorf gegeben.

Die KPÖ brachte bereits im Sommer 1945 auf dem Friedhof eine Gedenktafel an, die jedoch nach der Exhumierung der Leichen im Frühjahr 1946 von Unbekannten entfernt wurde. 1995 wandte sich Christine Pazderka, Tochter des Opfers Alois Westermeier, an den Bürgermeister mit der Bitte um Errichtung eines Erinnerungszeichens1.

Als gegen 15:00 Uhr die Marschkolonne an der bezeichneten Stelle hinter dem Friedhof Hadersdorf eingetroffen war, mussten die Häftlinge erneut Aufstellung nehmen und gruppenweise abwechselnd mit dem Ausheben einer Grube beginnen. Am Ende sollte sie rund acht Meter in der Länge, zwei Meter in der Breite messen und war mannstief gegraben worden…

Als um etwa 17:00 Uhr die Grube fertig ausgehoben war, befahlen die SS-Leute den Häftlingen, sich bis auf das Untergewand auszuziehen. Danach wurden die Männer gezwungen, gruppenweise in die Grube hineinzuspringen, wo sie von Salven des aufgebauten Maschinengewehres getötet wurden2.

(K)eine Ruhe für Opfer der Nazis

14/04/2009 Bezirksblatt Krems	   
Nach jahrelangen Bemühungen des Vereins Gedenkstätte gestand die Gemeinde den 61 Ermordeten nun ein Mahnmal am Friedhof zu. Den Forderungen des Vereins wurde aber nur bedingt Rechnung getragen.

HADERSDORF (law). Am 7. April 1945 wurden in Hadersdorf 61 politische Häftlinge von der Waffen-SS ermordet. Am Hauptplatz allerdings erinnert bis heute nichts an dieses schreckliche Ereignis. Obwohl der Verein Gedenkstätte Hadersdorf um Christine und Gerhard Pazderka seit Jahren für die Errichtung eines Mahnmals kämpft, weigert sich die Gemeinde bis heute, den Hauptplatz mit diesen düsteren Kapiteln der Hadersdorfer Geschichte zu „belasten“.

Doch immerhin: Am Friedhof wurde für die NS-Opfer nun eine Gedenkstätte errichtet. In deren Inschrift sei allerdings ein entscheidendes Wort absichtlich „vergessen“ worden, so Gerhard Pazderka. Der Text auf der Gedenktafel lautet folgendermaßen: „Am 7. April 1945 ermordete an diesem Ort eine SS-Einheit 61 Gefangene. (...)“. Dadurch, dass mit keinem Wort erwähnt wird, dass die Opfer politische Gefangene waren, werde der Anschein erweckt, es habe sich um Verbrecher gehandelt. Durch das Fehlen dieses Wortes werden die Geschehnisse von 1945 verharmlost, lautet die Kritik.
Brigitte spielt gerade ein Lied über die Ereignisse in Hadersdorf ab.
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Stalag XVII B Krems-Gneixendorf

Inhalt des Artikels

  • Der Gedenkraum – eine Übersicht von Robert Streibel
  • Erkundung am ehemaligen Lagergelände mit Karin Böhm
  • Ein Brief an den Kremser Bürgermeister für Ausschilderung zum Gedenkraum

Der Gedenkraum

Am 26. Oktober 1939 wurde in Gneixendorf das größte Kriegsgefangenen-Mannschaftsstammlager (STALAG) der damaligen „Ostmark“ gegründet. Mit einer Ausdehnung von etwa einem Quadratkilometer zählte es während des Zweiten Weltkriegs zu den größten Lagern des gesamten Reichsgebietes1.

Wir besuchten gemeinsam mit Robert Streibel den Gedenkraum in Gneixendorf. Die Ausstellung kann von Mo-So (09:00 – 16:00 Uhr), von Juni bis September (bis 18:00 Uhr) besucht werden.

Bild aus der Ausstellung im Gedenkraum am Flugfeld Gneixendorf

Die bis zu 66.000 Kriegsgefangene wurden großteils bei den zahlreichen Arbeitskommandos außerhalb des Stalag untergebracht. Bei den sowjetischen Gefangenen war die Sterblichkeitsrate außerordentlich hoch, denn die Behandlung erfolgte nach rassistisch-ideologischen Motiven der Nazis2.

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Geschändet – Zerstört – Vertrieben – Renoviert

Das Schicksal der Jüdischen Friedhöfe in Krems

 „Er war zwar nicht unsinnig fromm, aber man kann schon sagen traditionell eingestellt, und er ging immer zu den Gottesdiensten.“1

Unsere Studiengruppe marschiert nach dem Frühstück zum Jüdischen Friedhof in der Wienerstrasse. Robert Streibel holt sich vom gegenüberliegenden Autohändler den Schlüssel und führt uns in den Friedhof hinein.

Der jüdische Friedhof von Krems wurde 1880/81 eingeweiht2. Nachdem ein älterer Friedhof auf dem Turnerberg bei Krems in der Zwischenkriegszeit mehrmals geschändet worden war, wurde er 1936 geschlossen; die Gebeine der Toten wurden auf den Hauptfriedhof in der Wiener Straße überführt. Der Friedhof beherbergt rund 180 Grabstellen, die letzte Beerdigung fand 1971 statt.3
Heute ist der Friedhof vor allem ein Ort des Erinnerns an eine zerstörte Gemeinde. 1988 wurde er renoviert.

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Die Kinder der Schweigenden

Hervorgehoben

Ein Dokumentarfilm von Fred Turnheim

So wie die Großeltern des Filmemachers, Emanuel und Cäcilie Weiss, die am 19. November 1943 in Auschwitz ermordet wurden. Zu Erinnerung an ihre ermordeten Eltern hat die Tante des Filmmachers die Köpfe ihrer Eltern modelliert. Sie führen als die Schweigenden, die niemals Schweigen durch den Film.

Filmvorführung am 14. Jänner 2026
18:30 Uhr Buchhandlung FAKTory
Universitätsstrasse 9, 1010 Wien

Copyright: Doc-Film Vienna

Ausgehend von einem Exklusivinterview mit dem 97-jährigen Abba Naor, – der als Jugendlicher das KZ Dachau überlebte, seit Jahrzehnten als Zeitzeuge Schüler:innen in Bayern seine Geschichte erzählt, seine eigenen Kinder in Israel damit jedoch lange verschonte –, widmet sich der zweite Teil der Trilogie dem Erinnern und Schweigen der Überlebenden der Konzentrationslager.

Fred Turnheim versucht denjenigen, die vom unvorstellbaren Schrecken der NS-Konzentrations- und Vernichtungslager erzählen können und bald nicht mehr da sein werden, einen Platz für deren Erinnerung zu geben. Mehr Informationen zum Film…

Programm

  • Film: Die Kinder der Schweigenden
  • Diskussion mit Regisseur
  • Gemeinsamer Austausch über den Film bei einem Buffet.

Anmeldung bitte per E-Mail an rote.spuren@chello.at

Der “Deutsche Frühling” in der Wachau

Wie die 1938 neugegründete Winzergenossenschaft Krems sich durch Arisierung die Kremser Sandgrube einverleibt1.

Nach dem Rundgang mit Karl Reder treffen wir uns mit Robert Streibl zum gemeinsamen Abendessen. Robert teilt mit der Stadt ein bewegtes Historikerleben. Krems, die erste Stadt Österreichs, die einen NSDAP-Bürgermeister hatte, wo Militärtradition vermengt mit traditioneller (rechter) Bürgerlichkeit und Wein, wehrt sich gegen die Aufarbeitung der jüdischen Verfolgung und nationalsozialistischer Verbrechen. In diese ideologische Stadtmauer dringt Robert mit der Veröffentlichung von Broschüren und Büchern, und zerrt die geschichtlichen Ereignisse in das helle Licht vor die Mauer.

Werner Drizhal mit Robert Streibel, dem Mitautor des dokumentarischen Roman “Wein des Vergessens”

Bernhard Herrman und Robert Streibel auf der Spur der Arisierung der Riede Sandgrube.
Die Denunziationen erleichtern die Arisierung jenes Besitzes, der zur Grundlage der berühmten Winzergenossenschaft Krems wird – ein Begriff für Wein & Kultur weit über die nationalen Grenzen hinaus. Diese Arisierung ist bis heute noch nie Thema der Forschung gewesen. Die Autoren konnten einen Schatz an Dokumenten sicherstellen, mit dem sie eine unglaubliche Geschichte von Verrat und Treue, Liebe und Geschäft, Vernichtung und Verdrängung erzählen2.

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„Der Steinhof im Nationalsozialismus“

Im Mai startet auch der Beitrag des DÖW zum Jubiläumsjahr, die Reihe „Immer Wider Stand“, die zugleich in die Vergangenheit und die Zukunft schaut.

Am Otto-Wagner-Areals befand sich die Heil- und Pflegeanstalt „Am Steinhof“, die in der Zeit des Nationalsozialismus zum Wiener Zentrum der nationalsozialistischen Tötungsmedizin wurde und in der mindestens 7.500 Patient*innen ums Leben kamen. Unter den Todesopfern befanden sich 800 Kinder, die in der Kinderfachabteilung „Am Spiegelgrund“ ermordet wurden. Seit über 20 Jahren erinnern eine Ausstellung des DÖW in Pavillon V und ein Mahnmal vor dem Jugendstiltheater an die Geschehnisse. 

Rundgang am 6. Dezember 2025  um 12.00 Uhr 
am Otto-Wagner-Areal (OWA), Treffpunkt: Pavillon V (nicht 5), Baumgartner Höhe 1, 1140 Wien
Kostenlose Teilnahme, Voranmeldung per E-Mail nötig – vermittlung@doew.at (bitte bis spätestens 4. Dezember)

Die STOLPERSTEINE in Salzburg – Gedenken und Gedanken dazu

Das Projekt Stolpersteine wurde hier am Blog bereits mehrmals vorgestellt. Vor 10 Jahren sammelten wir die ersten Fotos und Unterlagen für einen Blogbeitrag. Während dieser Jahre habe ich wieder über rechtsextremistische Vandalenakte an diesen Gedenkstellen an jene Menschen, die grausam verfolgt und oftmals getötet wurden, gelesen.

Eines unserer Grundprinzipien der Zweiten Republik und auf dem unsere Demokratie aufgebaut ist der Antifaschismus. Wenn jetzt konservative und rechte Parteien den Antifaschismus in sogenannte linksextreme Eck zu drängen, ist der Versuch das Blut von Millionen Toten aus den Kriegen, politischen Morden, der Shoa, den Konzentrationslagen, den Anschlägen, die Nazis, Austrofaschisten und Rechtsextremisten zu verantworten haben, weg zu wischen. Sie betreiben Hetze, Spaltung, Herabwürdigung und sie greifen zu allen Mitteln. Sie horten Waffen für den Tag „X“, sie veranstalten Schieß- und Militärübungen, sie beschmieren Denkmäler und Gedenkstätten und sie vergiften unsere Gesellschaft mit ihrer faschistischer u d rechtsradikaler Ideologie.

Das Hauptprogramm der Sozialdemokratie war, die demokratische Republik gegen den Faschismus jeder Art zu verteidigen.
(Josef Witternigg)

Der 1881 geboren Josef Witternigg war Mitglied des Gemeinderates der Stadt Salzburg, Klubvorsitzender der sozialdemokratischen Fraktion, Abgeordneter zum Salzburger Landtag und zum Nationalrat und schließlich am 12. Februar 1934, als der Parteivorstand in Wien zum Generalstreik aufrief, eine der Schlüsselfiguren beim kampflosen Abgang der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei in Salzburg. 1934 wurde Witternigg in Haft genommen, in der er mehrere Wochen lang verblieb. Witternigg erlitt in der politischen Verfolgung unter der österreichischen Diktatur schwere gesundheitliche Schädigungen, an deren Folgen er 56-jährig verstarb.1

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„Auch das waren wir“ im Community-Museum Goethehof

Der Gemeindebau in der NS-Zeit: im Goethehof wurden 1938 mehr als 130 Bewohner*innen aus ihren Wohnungen vertrieben – sie wurden verfolgt, weil sie jüdisch waren oder sich politisch gegen den Nationalsozialismus stellten.

An diese Menschen, ihre Biografien und ihr Umfeld erinnert nun die temporäre Ausstellung „Auch das waren wir“ im Community-Museum Goethehof. 

Zur Eröffnung am 5. November 2025 um 18:00 Uhr laden Wiener Wohnen und die Wohnpartner gemeinsam mit den Ausstellungsmachern Alexander Martos und Niko Wahl von „science communications research“ sehr herzlich ein.

  • Wo: Community-Museum Goethehof, Schüttaustraße 16, 1220 Wien

Ausstellungsdauer: 5. November – 5. Dezember 2025

Öffnungszeiten, Dialogführungen & Kontakt:
Gesprächsführungen mit Bewohner*innen sind jeweils Mi & Do 17-19 Uhr, Fr 15-17 Uhr und Sa 10-12 Uhr nach Anmeldung unter T: 01/24 503 – 21080 oder gz_kaisermuehlen@wohnpartner-wien.at möglich.

Die Ausstellung wurde gemeinsam mit Bewohner*innen und Nachbar*innen des Goethehofs (der heute 784 Wohnungen umfasst) erarbeitet. Neben historischen Hintergründen zeigt sie persönliche Geschichten ehemaliger Mieter*innen und zeigt Verbindungen zur Gegenwart auf. Anlässlich der Eröffnung werden temporäre Erinnerungszeichen an allen Stiegen des Goethehofs angebracht, die an die aus ihren Wohnungen Vertriebenen erinnern.

Arbesbach gedenkt der Familie Mandl

Im letzten Jahr sendete uns Heinz die ersten Fotos zum Gedenkstein an den jüdischen Arzt Dr. Siegfried Mandl und dessen Familie in Arbesbach zu. Dazu verfassten wir einen Blogbeitrag:

Geschwister Mandl – Ihr Leben der Gemeinde Arbesbach „geopfert“

Nun konnten wir selbst den Gedenkstein und die Gedenktafel vor Ort besuchen. Der Gedenkstein benötigt eine Säuberung.

Hier geht es zum Text der Tafel