Arbeiter:innensport in Lauenburg in den 20er-Jahren
Bei unserem Rundgang in Lauenburg entdeckten wir einen Hinweis auf Geschichten rund um die Arbeiter:innenbewegung hier im Ort.
Erst in den Nachkriegsjahren konnten sich die Sportvereine der Arbeiterinnenbewegung frei entfalten. Vorher waren sie vielen Repressionen der Preußischen Monarchie ausgesetzt.
In der Großstadt Berlin hatten sich in der Weimarer Republik und auch in Wien, erstmals, nach der Verfolgung Homosexueller im Kaiserreich, Ansätze gesellschaftlicher Toleranz gegenüber Homosexuellen entwickelt. Zwar stießen sie nach wie vor auf breite Vorbehalte. Sie konnten sich jedoch in den „Goldenen Zwanzigern“ der Weimarer Republik Freiräume schaffen, in denen sie ihren eigenen Lebensstil entfalten durften. Diese Ansätze wurden nach 1933 zunichte gemacht1.
Die lesbischen und schwulen Lokale Berlins wurden geschlossen. Lokale, Vereine, Verlage sowie Zeitschriften der ersten deutschen Homosexuellen-bewegung2 wurden aufgelöst, verboten, zerschlagen und zerstört. 1935 ordneten die Nationalsozialisten unter Heinrich Himmler die umfassende Kriminalisierung männlicher Homosexualität an. Dazu wurden die im § 175 des Strafgesetzbuches
vorgesehenen Bestimmungen gegen homosexuelles Verhalten erheblich verschärft und ausgeweitet. Bereits ein Kuss unter Männern konnte nun zu Verfolgung führen. § 175 bedeutete Gefängnis oder Zuchthaus3.
„Wenn wir dieses Laster weiter in Deutschland haben, ohne es bekämpfen zu können, dann ist das das Ende Deutschlands, das Ende der germanischen Welt!4“
Während des Nationalsozialismus wurden von 1933 bis 1945 Hunderttausende Menschen in Deutschland und anderen europäischen Ländern als „Zigeuner“ verfolgt. Die größten Gruppen in Europa waren die Sinti und Roma – aber auch Angehörige der Lalleri, Lowara, Manusch sowie der Jenischen wurden gefangengenommen, verschleppt und und aufgrund der irrsinnigen Rassenideologie ermordet. Die genaue Anzahl der als „Zigeuner“1 verfolgten Menschen, wird sich wohl nie genau bestimmen lassen. Schätzungen reichen bis zu 500.000 ermordete Männer, Frauen und Kinder.
Aktion – Steine des Anstoßes
1992 beschloss die Bundesregierung Deutschlands die Errichtung eines nationalen Denkmals in Erinnerung an die Ermordung der verfolgten europäischen Sinti und Roma. Dann passierte jahrelang nichts. Mitte der 90er Jahre organisierten Organisationen wie die Liga für Menschenrechte eine jährliche Kundgebung, bei der an jedem ersten Wochenende im September Aktivist:innen Steine (Steine des Anstoßes) hierher trugen und auftürmten.
Das Denkmal wurde 20 Jahre nach dem Beschluss der Deutschen Bundesregierung am 24. Oktober 2012 feierlich eröffnet. Reinhard Florian, ein Überlebender des Völkermordes, sagte damals:
Nach unserem Besuch der Gedenkstätte im Vorjahr, wo wir die großartige Trille kennenlernen durften. erreichen wir zum inhaltlichen Abschluss des ersten Tages mit ihr gemeinsam den geschichtlich bedeutsamen Ort. Unsere Gruppe war beteits etwas müde nach den Eindrücken in Steglitz und Moabit, wo wir uns mit der Geschichte des Nationalsozialismus und des Widerstands dagegen auseinandergesetzt haben.
Seit dem 2. Juli 2014 dokumentiert die Dauerausstellung „Widerstand gegen den Nationalsozialismus“ die gesamte soziale Breite und weltanschauliche Vielfalt des Kampfes gegen die nationalsozialistische Diktatur. Die Darstellung von einzelnen Lebensschicksalen und der Entstehung von Netzwerken des Widerstands, von Motiven, Zielen und Aktionen der Menschen und Gruppen im Widerstand und schließlich der Reaktionen des nationalsozialistischen Staates auf die Herausforderung des Widerstands erschließt die unterschiedlichen und vielfältigen Dimensionen aller Bestrebungen, die sich gegen die nationalsozialistische Diktatur richteten.1
Aus einer lokalen, um 1930 in Thüringen entstandenen Gruppierung ging im Jahr 1932 die “Glaubensbewegung Deutsche Christen” hervor. Die streng nach dem Führerprinzip organisierte Bewegung bezeichnete sich als “SA Jesu Christi” und bekannte sich zu einem “positiven Christentum”, wie es in Artikel 24 des Parteiprogramms der NationalsozialistischenDeutschen Arbeiterpartei (NSDAP) propagiert wurde. Die Deutschen Christen forderten “Rassenreinheit” als Bedingung für eine Kirchenmitgliedschaft und die Loslösung der evangelischen Kirche von jüdischen Wurzeln. Bei den Kirchenwahlen in der Altpreußischen Union, der größten der weitgehend selbständigen deutschen Landeskirchen, erhielten die Deutschen Christen im November 1932 fast ein Drittel der Stimmen.1
Von der Schwartz‘scher Villa sind wir mit Trille zur Evangelischen Matthäus-Kirche unterwegs. Ein kreisrunder, großer, heller Fleck zeigt die ehemalige Stelle, wo das NS-Zeichen der faschistischen Christen hing. Hier sind Grabsteine von Toten, die sich als Volkssturm noch Schießereien mit der Sowjetarmee geliefert haben.
Unser erster Rundgang in Berlin führt uns mit Trille in ein der ersten Nazi-Hochburgen in Berlin in den Bezirk Steglitz. Der Hermann-Ehlers-Platz gegenüber dem Rathaus Steglitz ist so etwas wie das Zentrum des Ortsteils Steglitz. Wir treffen auf einen Markt mit allerlei Köstlichkeiten und verführerischen Düften. Inmitten dieses bunten Marktgeschehen eine Gedenkstätte, die an eine ehemalige Synagoge erinnert und an die anitisemitischen Gräueltaten der Bewohner:innen dieses Stadtteils vor allem in der Zeit des Nationalsozialismus.
Am 7.6.1995 wurde das Denkmal enthüllt.
Auf diesem 9m langen und 3,50m hohen „Spiegel gegen das Vergessen“ sind die Namen, Geburtsdaten und Adressen von 1.723 aus Berlin deportierten Jüdinnen und Juden wiedergegeben.
„Man hat ihnen die Berufe genommen, das Besitztum gestohlen, sie durften nicht erben oder vererben, sie durften nicht auf Parkbänken sitzen oder einen Kanarienvogel halten, keine öffentlichen Verkehrsmittel benutzen, keine Restaurants, keine Konzerte, Theater oder Kinos besuchen, für sie galten bestimmte Rassengesetze, ihnen wurden sämtliche staatsbürgerlichen Rechte entzogen, die Freizügigkeit wurde ihnen genommen, ihre Menschenrechte und ihre Menschenwürde wurden in den Staub getreten, bis sie in Konzentrationslager deportiert wurden und in die Gaskammern kamen … Die Opfer waren Juden … Der gelbe Stern kennzeichnete sie.“1
Mit seiner Arbeit ‘Freundschaft‘ verbindet René Stessl an der Grenzbrücke Gerlinci/Klöch zwei Länder symbolisch. Das Projekt wurde im Rahmen des transdisziplinären Festivals “Transborders” im August 2019 eröffnet.1
Bei unseren Recherchen zu Friedensprojekten entlang der österreichisch – slowenischen Grenze entdeckte Brigitte dieses Projekt. Während unserer Frühjahrstour besuchten wir diese Kunstinstallation an der Grenze.
Das Transborders Festformat Ende August war eine Aneinanderreihung von Ereignissen innerhalb von 72 Stunden an unterschiedlichen Orten im öffentlichen Raum. Permanente Installationen, Interventionen, Performances sowie Aktionen mit Bürgerinnen und Bürgern wurden vor Ort entlang der Mur und der Kutschenitza umgesetzt. Neben der Bildenden Darstellenden Künste, waren feministischer Punk, krautiger Elektropop, gesellschaftskitischer HipHop und orientalische DJ Sets aus Österreich, Slowenien und anderen Ländern zu erleben.Transborders fand unter dem Motto „Fluxus am Fluss“ 100 Jahre nach der Grenzziehung von Österreich im Vertrag von St. Germain statt.
1980 wählte die Bevölkerung Islands als erstes Land der Welt ein weibliches Staatsoberhaupt: die geschiedene und alleinerziehende Theaterdirektorin Vigdís Finnbogadóttir – auch sie hatte fünf Jahre zuvor gestreikt. Wenig später zog eine feministische Partei ins Parlament ein.1
Island 1975 Ein Land der Naturgewalten, dampfende Schlammfelder, ausbrechende Vulkane, Naturschönheiten doch im März 1975 wurde die patriachale Welt Islands von einer „Feministischen Eruption“ erfasst. Die isländischen Frauen weigerten sich zu arbeiten, zu kochen oder Kinder zu hüten. Mit ihrem Streik sorgten sie für nachhaltige politische Veränderungen in ihrem Land zu Gunsten der Frauen.
“Viele Häftlinge haben gebrannt, die Kleider hatten Feuer gefangen. Sie haben natürlich schrecklich geschrien. Die Luft war immer dünner, alles war voller Qualm.”
Stanislaw Majewicz, Überlebender aus Polen – Gedenkstätte Gardelengen
In Sachsen-Anhalt, nördlich von Magdeburg, befindet sich die Gedenkstätte Feldscheune Isenschnibbe Gardelegen. Sie erinnert an die Ermordung von mehr als 1.016 KZ-Häftlingen bei einem Massaker und bei Todesmärschen um Gardelegen in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs. Es handelte sich um ein nationalsozialistisches Endphaseverbrechen.
Unser erster Eindruck von Triest ist geprägt von einem heftigen Südsturm, der das Meerwasser in den Golf von Triest drückt und der Hauptplatz „Piazza Unità d’Italia“ ist samt Mole überschwemmt. Die Wettervorhersage hat recht und bis Mittag bessert sich das Wetter. Beim klassischen Stadtrundgang mit einer Reisegruppe haben wir wenig Zeit auf Symbole und Spuren der ArbeiterInnengeschichte zu achten. Eine paar “Erinnerungssplitter” haben wir eingefangen.
So hat sich Italien nach 1918 im Zuge der Neuordnung Europas das gemischtsprachige Istrien (heute überwiegend slowenisches und kroatisches Staatsgebiet) sowie Teile Dalmatiens (heute Kroatien) unter den Nagel gerissen, und der faschistische Diktator Benito Mussolini hat gerade hier und in der traditionell vielsprachigen ehemaligen K.-u.-k.-Hafenstadt Triest in den 1920er und 1930er Jahren die Zwangs-Italianisierung durch das Verbot des Slowenischen/Kroatischen und der Auflage, nicht italienisch klingende Familiennamen zu ändern, brachial durchgesetzt.1
In Triest lag hier der Fokus der Faschisten zuerst auf der slowenischen Minderheit. Triests Vorgänge gegen diese, Verbot von slowenischen Vereinigungen und Versammlungen, machten es zum Zentrum der jungen faschistischen Bewegung. Es wurden immer mehr Verbote verhängt und es kam zu gewaltsamen Auseinandersetzungen, welche ihren Höhepunkt mit dem Anschlag auf das slowenische Gemeindezentrum am 13. Juli 1920 hatten.2
Piazza Unità d’Italia mit dem Palazzo del Municipio
Zwischen dem neunzehnten und zwanzigsten Jahrhundert verzeichnete die Stadt einen ständigen Zustrom von Juden, die vor den Pogromen Osteuropas und Russlands flohen und nach Palästina oder Amerika zogen. Bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs war Triest der wichtigste Einschiffungshafen für Israel, um den Titel „Shaar Zion“, „Tor von Zion“, zu tragen.3