Mathilde Eisler – Erna Fischer – Wilhelmine Krasa

Pionierinnen der österreichischen Arbeiterinnenbewegung

Anläßlich des GPA-Stadtspaziergangs zur gewerkschafttlichen Frauengeschichte und anlässlich des Internationalen Frauentages erinnern wir uns an drei Frauen, die als Gewerkschafterinnen großartiges für die Gleichstellung von Frauen geleistet haben.

ÖNB, Arbeiterinnen Zeitung, Nummer 1 am 1.1.1892

Mathilde Eisler war Mitglied des Vorstandes der AK-Frauensektion der Versicherungsangestellten und initiierte im “Verein der Versicherungsangestellten Österreichs” eine Sektion für Frauen und Mädchen. Als Jüdin wurde sie im Oktober 1941 ins KZ-Litzmannsstadt deportiert und sie starb im Ghetto in Lodz in Polen.

Erna Fischer war bereits nach dem 1. Weltkrieg Delegierte der Heeresangestellten im Arbeiterrat. Sie war als unmittelbare Mitarbeiterin von Alexander Eifler im Sekretariat des Republikanischen Schutzbundes tätig. Ab 1938 arbeitete sie in der Fa. Schoeller & Bleckmann, wo sie 1945 in den Zentralbetriebsrat gewählt wurde. In der Sektion Industrie der GAP (Gewerkschaft der Angestellten in der Privatwirtschaft) war sie Vorsitzende in der Fachgruppe Eisenhüttenwerke und ab 1948 war sie stellvertretendes Mitglied der Kontrolle des ÖGB.

Wilhelmine Krasa gehörte schon als junge Buchbinderin der Gewerkschaft an und
war 25 Jahre lang als Angestellte und Obfrau der Gewerkschaft der Buchbinder und
Papierarbeitertätig. Sie war an Verhandlungen und der Organisation von Lohnkämpfen beteiligt. Sie war eine begabte Rednerin und wurde daher oft als Delegierte ihrer Fraktion bei internationalen Berufskongressen, Gewerkschaftstagungen und Frauenkonferenzen ins Ausland entsandt. Sie setzte sich für die Einführung des Achtstundentages, den Ausbau der
Gewerbeinspektion, der Anstellung weiblicher Inspektoren und den gesetzlichen
Wöchnerinnenschutz ein.

Mehr Informationen zu den Frauen

WeiberWirtschaftWeXel und auf den Spuren widerständiger Frauen

Hervorgehoben

Roten Spuren laden am 8. März 25 ein

10:00 Film WeiberWirtschaftWexel in der VHS-Urania
12:00 Gemeinsames Mittagessen
13:00 Spaziergang – Auf den Spuren widerständiger Frauen

Die Schützhütte am Wechsel – das sogenannte Wetterkoglerhaus, das 2021 sein über 140-jähriges Bestehen feierte  – wird seit über 60 Jahren allein von Frauen betrieben.
Das war aber, wie man sich gut vorstellen kann, nicht immer so. “Frauen war laut den Statuten die Mitgliedschaft ausdrücklich untersagt, als im Jahr 1881 in Wien die alpin-humanitäre Tischgesellschaft ‚Die Ausflügler‘ gegründet wurde”, erklärt die Kulturhistorikerin Erika Sieder, die Herausgeberin eines Buches über das Wetterkoglerhaus und einer DVD über die Weiber Wirtschaft Wexel.

Zum Internationalen Weltfrauentag stellt Dr. Erika Sieder in der VHS-Urania den Dokumentarfilm „WeiberWirtschaftWeXel“ vor. Begleitet von der Film-/Theaterschauspielerin und Sängerin Alexandra Maria Timmel werden 44 Frauen – 22 Frauen vom Berg und 22 Frauen aus dem Tal – vom Filmemacher Johann Stuber auf der Bühne des Wechselgebiets vor den Vorhang gebeten.

Treffpunkt: 09 Uhr 45 in der VHS – Urania zum Filmbesuch – nach den Film laden wir zu einem gemeinsamen Mittagessen ein.
Um 13:00 Uhr starten wir zu einem Spaziergang – Auf den Spuren widerständiger Frauen.
Kosten: €10.- in dem Betrag ist der Filmbesuch, ein Mittagessen und der Spaziergang inkludiert. Dieses Angebot gilt für Mitglieder des Vereins Rote Spuren. Eine Jahresmitgliedschaft kostet €20.-
Anmeldung: bis 2. März 2025 per E-Mail an rote.spuren@chello.at. Man kann sich auch nur zum Spaziergang anmelden. Die Teilnahme am Spaziergang ist gratis.

Ausgehend von der Volksbildnerin Hilde Hannak reisen wir Gewerkschafterinnen, einfachen Arbeiterinnen, bis zu Politikerinnen von damals und heute nach.

Sie alle kämpften und kämpfen noch heute für Gleichberechtigung, gleichen Lohn für gleiche Arbeit, Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen und setzen bzw. setzen sich für die Demokratie ein.

Die erste Bürgermeisterin Österreichs

Zenzi (Kreszentia) Hölzl, geb. 28.11.1893, gest. 25.8.1958

In Gloggnitz wird 1948 Zenzi Hölzl zur Bürgermeisterin gewählt. Erstmals bekleidete eine Frau dieses Amt in Österreich.

„Sie hat sich was getraut, hat sich wirklich eingesetzt. Zenzi Hölzl war sehr volksnahe und das kennzeichnet eine gute Bürgermeisterin. Damit hat sie sich von den Männern schon damals abgehoben“.

Irene Gölles, ehemalige bürgermeisterin von Gloggnitz, 8.3.2018 in ORF-NÖ

Kreszenzia Hölzl wurde in Tschechien geboren. Sie verlor früh ihre Eltern, die Mutter starb bei der Geburt, ihr Vater, ein Hammerschmid, zehn Jahre später.1 Bereits mit dreizehn Jahren musste sie, wie so viele in dieser Zeit, bereits arbeiten gehen. Beschäftigung fand sie zuerst bei einem Bauern, später in Neunkirchen in der Brevillier&Urban-Schraubenfabrik . Der Kontakt mit sozialdemokratischen Arbeiter:innen führte 1917 zum Eintritt in die Sozialdemokratische Arbeiterpartei und Gewerkschaft.

Politisch engagiert hat sich Hölzl „schon immer“, wie sich ihre Tochter Hilde Platzer heute noch erinnert. „Sie war eine sehr resolute, fleißige Frau, die es im Leben nicht leicht gehabt hat. Aber sie hat sich durchgesetzt“.2

1918 heiratet sie den Bäcker Raimund Hölzl.3 Ihr Mann, der als Schwerinvalider aus dem Ersten Weltkrieg zurückkehrte, führte eine Trafik, die sie nach seinem Tod weiterführte. In der Zeit des Austrofaschismus war die Trafik ein Treffpunkt für die Sozialdemokrat:innen aus der Region. Auch in der Illegalität im Nationalsozialismus engagierte sie sich für die Sozialdemokratie, wobei sie das Glück hatte, dafür nicht belangt zu werden.4

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Austrofaschismus und Februarkämpfe

Buchpräsentation und Diskussion mit Anna Rosenberg (Bündnis 12. Februar) und Lucile Dreidemy

Termin: 11. Februar 2025 um 18:30
Ort: FAKTory, Universitätsstrasse 9, 1010 Wien

Elisabeth Luif, im Vorstand der Roten Spuren, hat an diesem Buch mitgewirkt.

Neunzehn Autor:innen aus verschiedenen Fachrichtungen eröffnen neben historischen und politikwissenschaftlichen Blickwinkeln auch juristische und kulturelle Aspekte.

Dienstag, 11. Februar 2025 | ONLINE | Beginn: 18:30 Uhr |

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Februargedenken 1934 – Niemals vergessen – Demokratie schützen!

Die Wiener SPÖ-Bildung, der Bund Sozialdemokratischer Freiheitskämpferinnen, Opfer des Faschismus und aktiver Antifaschistinnen und die Sozialistische Jugend Wien laden ein zum Gedenken an die Opfer der Februarkämpfe 1934.

Mittwoch, 12. Februar 2025
Beginn: 18:00 Uhr
Ort: Schlingermarkt (Floridsdorfer Markt im Bereich des Bauernmarktes), 1210 Wien

PROGRAMM:

  • Begrüßung: Erster Landtagspräsident Ernst Woller, Vorsitzender der Wiener SPÖ-Bildung
  • Gespräche mit:
    LAbg. GRin Marina Hanke, BA, Wiener Frauenvorsitzende und stv. Bezirksvorsitzende SPÖ-Floridsdorf
    Dr. Gerald Netzl, Vorsitzender des Bundes Sozialdemokratischer FreiheitskämpferInnen
    Rihab Toumi, Vorsitzende der Sozialistischen Jugend Wien
    Mag. Alexander Ackerl, Vorsitzender der Jungen Generation Wien

Moderation:
Martina Canori-Buchhart, MA, Bildungssekretärin der SPÖ-Wien
Ansprache:
Bürgermeister Dr. Michael Ludwig, Parteivorsitzender der SPÖ-Wien und stv. Bezirksvorsitzender SPÖ-Floridsdorf
Musik: Gruppe Morgenrot

Die Veranstaltung wird auch live unterfolgendem Veranstaltungslink
https://www.spoe.wien/februargedenkenübertragen .

Symposium Chance Demokratie


Eine Demokratie, die Probleme löst und nicht untergraben werden kann

Bei dieser Veranstaltung gab es zwei Schwerpunkte

Panel 1. Risiken und Belastungsgrenzen

Impulsstatements und Diskussion: Dieses Panel untersucht die Resilienz der Demokratie und des Rechtsstaats. Es wird diskutiert, wie diese in Gefahr geraten können und welche sensiblen Aspekte und Entwicklungen Demokratinnen und Demokraten besonders beachten sollten.

Panel 2. Konstruktive Zusammenarbeit als Chance

Impulsstatements und Diskussion: In diesem Panel wird diskutiert, wie Demokratinnen und Demokraten und politische Organisationen durch gemeinsames Handeln zu guten Lösungen kommen, die Demokratie schützen und die Funktionsfähigkeit des Rechtstaates absichern können.

Ruth Wodak über die Macht der Sprache: Diskurs und Politik im Wandel

​In ihrem Vortrag betont Prof.in Ruth Wodak (em. Professorin für Liquistik an der Universität Wien und der Universität Lancaster) die immense Bedeutung von Sprache, Rhetorik und Diskurs in der politischen Kommunikation. Sie hebt hervor, dass nicht nur die Form, sondern auch die Inhalte entscheidend sind. Wodak kritisiert eine zunehmende „Politik der Gefühle“, bei der Bauchgefühl, Intuition und Emotionen wie Wut oder Angst anstelle von Fakten im Vordergrund stehen.

Einleitung zu Panel 2
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Käthe Leichter. Und die Vermessung der Frauen

Ausstellungsbesuch

2025 feiert das Frauenreferat der Arbeiterkammer sein 100-jähriges Bestehen, der Geburtstag seiner ersten Leiterin, Käthe Leichter, jährt sich zum 130. Mal.

Termin: Mittwoch, 26. Februar 2025
Treffpunkt: 16.45 Uhr im Waschsalon, Karl-Marx-Hof, 1190 Wien, Halteraugasse 7
Lilli Bauer, die Kuratorin, wird uns durch die Ausstellung führen.
Anmeldung: rote.spuren@chello.at

Der Verein Rote Spuren übernimmt für die Mitglieder die Kosten dieses Besuches.

Käthe Leichter, geboren am 20. August 1895 als Marianne Katharina Pick in eine gutsituierte jüdische Familie, ist eine der einflussreichsten Persönlichkeiten der Arbeiter:innenbewegung der Ersten Republik. Sie führt als Leiterin des Frauenreferates der Wiener Arbeiterkammer Studien zu den Lebens- und Arbeitsbedingungen berufstätiger Frauen durch und avanciert zu einer Pionierin der Sozialforschung.
Rosa Jochmann beschreibt wie sie Käthe Leichter kennenlernte, so:

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Gedanken zum Jahreswechsel

Das Gedicht von Erich Fried ist eine Lupe in unsere Gesellschaft. Wie ein Vergrößerungsglas zeigt es schonungslos auf die unzumutbare in Wirtschaft und Gesellschaft. Bankrotte Unternehmer holen sich hemmungslos vorher Millionen aus den Betrieben, um sie dann in die Insolvenz zu schicken. Fatale Managementfehler von hochbezahlten Vorständen und Direktoren führen die Firmen in den Abgrund. Der Insolvenzentgeltfonds muss aushelfen, damit die Gehälter der Beschäftigten ausbezahlt werden können. 

Andere Unternehmer erpressen ihre Arbeiter:innen und Angestellten, sie mögen auf ihre berechtigten Lohn- und Gehaltserhöhungen verzichten, ansonsten werden sie gekündigt. In den öffentlichen Medien (ORF) werden Politiker:innen, vorzugsweise der ÖVP und Neos, Unternehmer:innen, Industrielle eingeladen, um den Wirtschaftsstandort, die Lohnnebenkosten, die Steuern usw. zu bejammern. 

Kaum jemand will die direkt Betroffenen, die ihren Job und Lebensgrundlage verlieren, die unsichere Weihnachten erleben, hören. Ja, es braucht einen Systemwechsel – die wahren Expert:innen, jene die täglich in den Betrieben arbeiten, wissen genau über den Zustand der Firmen Bescheid. Sie kennen auch Lösungswege aus dem betrieblichen Desaster. Niemand will sie hören! Eine starke wirtschaftliche Mitbestimmung, demokratische Strukturen, die den Beschäftigten eine Mehrheit bei wichtigen Firmenentscheidungen sichert, kann ein Weg in die Zukunft sein.

Lasst uns auf den Grundlagen unserer Geschichte und Erfahrungen diese Gesellschaft gestalten. Wir sind die Vielen, wir sind die Mehrheit, die für ein sicheres und gutes Leben kämpfen. Erheben wir für jene unsere Stimme, die die Gesellschaft, Betriebe, Institutionen mit starken Mitwirkungsrechten demokratisieren wollen.

Urnenhain – Jacob Reumann

„Unser geliebtes Wien wird seine Lebenskraft beweisen und eine Stadt der Schaffensfreude und der Arbeit sein, die allen Bewohnern ein lebenswertes Dasein ermöglicht.1

Als Sohn einer aus Mödling stammenden Handarbeiterin wuchs Jakob Reumann in ärmlichen Verhältnissen auf. Er besuchte die nahe gelegene “Taubenschule”. 1867 trat Reumann als Drechslerlehrling in eine Meerschaumpfeifenfabrik2 ein (1871 Geselle)3. Er war seit der Frühzeit der Sozialdemokratie ein enger Weggefährte von Victor Adler. Als einer der bedeutensten sozialdemokratischen Politiker begann Reumann seine Karriere 1900 alsMitglied des Wiener Gemeinderates, wurde 1917 Stadtrat und 1919 zum ersten sozialdemokratischen Bürgermeister von Wien.4

Er gründete die erste Gewerkschaft seines Berufsstandes, den Fachverband der Drechsler, dessen Obmann er wurde. Zudem arbeitete er als leitender Redakteur des “Fachblatts der Drechsler”. Auf Fachtagungen vertrat er in Referaten und Diskussionen die Ansicht, dass sich die gewerkschaftlichen Organisationen nicht auf die gelernten Arbeiter beschränken dürfen, sondern auch ungelernte Beschäftigte aufnehmen müssten.

Bild: Arbeiterzeitung, 29. April 18915

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Erste Erfolge für die Demokratie – 1869 Bildung und Demokratie

Wir starten unsere Zeitmaschine und bilden ein Wurmloch im Zeitkontinuum und über die Einstein-Rosen-Brücke landen wir an einem grauen Adventtag 1869 am Paradeplatz in Wien, wo ein paar Jahre später mit dem Rathausbau und die Baugrube für das Parlament ausgehoben wurde. Die Vorbereitungen für die erste moderne Volkszählung in der Österreichischen-Ungarischen Monarchie waren in der Endphase. Die Statistik hielt Einzug in der Josephischen Zentralbürokratie.

Nach dem Revolutionsjahr 1848 hatte das reiche Bürgertum dem Kaiser einige Bildungs- und Mitwirkungsrechte abgerungen. Der damals im Juni 1848 gegründete „Erste Allgemeine Arbeiterverein“ im Fürstenhof in Beatrixgasse mit dem Vorhaben „der Belehrung durch leicht fassliche Vorträge“ und „Unterhaltung in würdiger, belehrender Weise“1 wurde bei der Niederschlagung der Revolution durch die Kanonen des Kaisers und seiner adeligen Generäle unter den Leichen tausender Arbeiter:innen begraben. Der zweite größere Aufstand2 für Freiheit, Demokratie und dem Zugang zu Bildung im Kaiserreich blutig von den Habsburgern nieergeworfen.

In den Jahren vor unserer Ankunft mit der Zeitmaschine spotteten europäische Intellektuelle mit einer beliebten Metapher über Österreich als das „deutsche China, in dem ein väterlicher Despotismus herrscht“. Engels meinte damals: „Der größte Feind der österreichischen Barbarei sei die moderne Zivilisation“.3 Trotzdem schafften es die Buchdrucker 1864 einen „Fortbildungsverein“ für Buchdrucker durchzusetzen. Weitere Arbeiterbildungsvereine sollten folgen. Die bürgerlichen Medien und Publikationen der Bildungsvereine wurden immer wieder vom Polizeiapparat der Habsburger konfisziert und stets schwebte der Hochverratsparagraph über den politischen Äußerungen.4

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