Das “Verschlingen” in Ritzing

Bis Ende der 1920er Jahre befand sich die Romasiedlung am Ende der “Langen Zeile”. Nach der Umwidmung der Grundstücke zu Hausplätzen mussten sie ihre Hütten abbrechen und ihren Wohnsitz oberhalb des “Sandigen Grabens” verlegen, weit außerhalb des Ortsgebiets, wo sieihre Lehmhütten neu aufbauten. (1)

Unsere Gruppe beim Gedenken an die Opfer in Ritzing

Die Betonsäule mit den Namen der 21 Opfer (18 Roma und drei Eutha­nasie­opfer) befindet sich neben dem Friedhof in Ritzing. Eine Gedenktafel an der Säule listet die Namen, Geburts- und Sterbedaten der Opfer auf. Rund um die Säule sind Beton­kreise an­geord­net, in denen sich Ritzin­ger und An­gehö­rige der Volks­gruppe der Roma mit ihren Fuß­ab­drücken ver­ewig­ten. Im Tagesverlauf berührt die wandernde Schatten der Betonstele abwechselnd die einzelnen Scheiben.(2)
Der Künstler Christian Gmeiner, dessen Vater aus Ritzing stammte, war es ein besonderes Anliegen, diesen mehrschichtigen symbolischen Charakter des Denkmals hervorzuheben.(3)

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Open-Access-Zeitschrift der KZ-Gedenkstätte Mauthausen

coMMents (chronicle of the Mauthausen Memorial: current studies) ist eine Open-Access-Zeitschrift der KZ-Gedenkstätte

Mauthausen für wissenschaftliche Artikel zur Geschichte des KZ-Mauthausen und seiner über 40 Außenlager. Von den Autor*innen werden keine Publikationsgebühren erhoben und Leser*innen stehen die Artikel als Download kostenlos zur Verfügung. Zur Zeitschrift

Lackenbach – an den Rand gedrängt und ein Lager

Ende des 19. Jhdt. siedeln sich die ersten Roma in Lackenbach an. Es gibt Berichte, dass Roma-Kinder im örtlichen Wald oder Steinbruch zur Welt gebracht wurden. Die Eintragung, dass 1884 eine Geburt im “Lager Lackenbach” erfolgt sei, deutet darauf hin, dass es zu dieser Zeit bereits eine Romasiedlung gab.(1) Wie viele Romasiedlungen hatten sie ihre Hütten und Häuser am Ortsrand – an den Rand gedrängt.
Vertreibung, Verfolgung und rigide Kontrollen und grausame Maßnahmen zur Veränderung der Lebensweisen prägten das Leben der Roma. Die Mehrheitbevölkerung wollte mit ihnen nichts zu haben. Diskriminierung im täglichen Leben und auch bei Wohnen. 1936 lebten 20 Roma (weniger als 2 % – Einwohner-Anteil in der Gemeinde) bei der Zeiselmühle zwischen Lackenbach und Lackendorf.

Im November 1940 wurde das Zigeuner-Anhaltelager Lackenbach zur Gefangensetzung und Ausbeutung von Roma durch Zwangsarbeit geschaffen. Es unterstand der Kriminalpolizeileitstelle, von der auch die Beamten der Lagerverwaltung gestellt wurden. Zum Bau wurden jüdische Häuser und sogar der Tempel abgetragen (7). Der Höchststand an Häftlingen in dem Lager betrug über 2300 Personen. Wie in allen Lagern dieser Art kam es hier zu extrem unmenschlicher Behandlung; sanitäre Einrichtungen existierten für die Häftlinge praktisch nicht. Von hier wurden Roma in Konzentrationslager, andere Sammellager (Ghettos) oder Vernichtungslager deportiert. Eine Freilassung war nicht beabsichtigt.(2)

Gedenkstätte zur Erinnerung an das Lager
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Bericht über unsere Studienreise zur Geschichte der Rom:nija in Burgenland

15.-16. Oktober 2022 von Elisabeth Luif

Im Rahmen unserer jährlichen Studienreise beschäftigten wir uns diesmal in einer Gruppe von 15 Personen während eines zweitägigen Ausflugs mit der Geschichte Roma und Romnija im Burgenland:

Eine Volksgruppe zwischen Disziplinierung, Verfolgung, Vernichtung und dem Kampf um Anerkennung.

Station 1: Einführung in Mattersburg

Nach einer gemeinsamen Anfahrt aus Wien begannen wir unser Programm im 70er Haus der Geschichten in Mattersburg. Dort gaben Elisabeth und Georg Luif einen Überblick zur Geschichte der Rom:nija im Burgenland.

Seit Jahrhunderten lebt diese eine Minderheitengruppe in einem sprachlich und kulturell vielfältigen Gebiet, gemeinsam mit der deutschen, ungarischen, kroatischen und jüdischen Bevölkerung. Traditionell baten Rom:nija verschiedene Dienstleistungen für die bäuerliche Bevölkerung an, sie waren Scherenschleifer, Schmiede, Korbflechter, Musiker oder Pferdehändler. Die wirtschaftliche Situation war dabei oft von Armut geprägt.

Zu den nächsten Stationen im Bericht von Sissi

Habsburgs Privilegien

Passend für unseren Rundgang zu den Habsburgern war gestern auf ORF III eine Dokumentation “Habsburgs Privilegien”.

In der Beschreibung zur Dokumentation heißt es:

Heute ist es selbstverständlich, dass sich auch gekrönte Häupter dem Recht ihres Landes unterwerfen müssen. Doch noch bis ins tiefe 19. Jahrhundert stellte sich das Haus Habsburg über das Gesetz. Trotz der vielen Verfehlungen der Herrscherfamilie stand kein einziger Habsburger je vor Gericht. Stefan Wolner stellt in dieser ORF III „Erbe Österreich“-Neuproduktion exemplarisch einige Straftaten der Habsburger vergleichbaren Verfehlungen niedriger gestellter Menschen gegenüber und zeigt so die damalige Doppelmoral.

ORF III

Maria Theresia setzte Keuschheitskommissionen mit 500 Kommissare ein, ließ “Untertanen” wegen außerehelichen Geschlechtsverkehr strengstens bestrafen und Frauen nackt durch einen Jesuiten am Stephansplatz auspeitschen.
Ihr Ehegatte hatte am Hof eine Geliebte nach der anderen und machte sogar mit den Preußen, dem stärksten Kontrahenten der Habsburger, lukrative Geschäfte. Der Hochadel stand über dem Gesetz.

Derzeit ist das Video nicht mehr auf youtube verfügbar. Es gibt allerlei Glorifizierung über die Habsburger, aber Filme mit einer kritische Auseinandersetzung über das “Treiben” der Habsburger stehen nicht zur Verfügung.

Eine kurze Geschichte der Mitbestimmung

Ein Artikel von Elisabeth Luif am Refak-Blog

Betriebsräte und gewerkschaftliche Bildungsarbeit im frühen 20. Jahrhundert

Im Jahr 1919 wurden Betriebsräte in Österreich erstmals rechtlich verankert – ein Meilenstein für die Demokratisierung im Betrieb und für neue Wege in der Bildung. Wieso lohnt sich der Blick in die Geschichte? Angesichts der sich aktuell zuspitzenden Situation (Energiekrise, Inflation) könnte uns die ursprüngliche Idee der Betriebsräte – eine Demokratisierung der Wirtschaft im Interesse der Vielen – einen Anhaltspunkt für alternative Wege bieten

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So gewaltig ist nichts wie die Angst

Ein Lektürentipp von Ingrid K. für unsere Studienreise – ein Buch von Stefan Horvath. 2016 wird er mit dem Theodor Kramer Preis für Schreiben im Widerstand und Exil ausgezeichnet. Am 5. Februar 1995, einen Tag, nachdem sein Sohn Peter Sárközi und drei andere junge Roma beim Terroranschlag von Oberwart ermordet worden waren, begann Stefan Horvath zu schreiben.

Stefan Horvath
Er schrieb, weil er nicht mehr schlafen konnte, weil er sein ganzes Leben lang, wie er selbst sagte, still geblieben war, so wie auch schon sein Vater, der die Konzentrationslager Dachau, Buchenwald, Gusen und Mauthausen überlebt hatte und seine Mutter, Überlebende der Konzentrationslager Auschwitz und Ravensbrück. Seit 1995, seit seinem 46. Lebensjahr, schreibt Stefan Horvath, er schreibt über das Überleben der Roma in Oberwart während des Porajmos, über das Leben nach 1945, nach 1995.

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Die verschwundenen Romasiedlungen im Burgenland

Ein Informationstipp von Elisabeth Luif für unsere Studienreise mit dem Thema – Geschichten der Burgenland Roma und Romnija – von 15. bis 16. Oktober 2022.

„Einfach weg!“

Verschwundene Roma-Siedlungen im Burgenland von Gerhard Baumgartner , Herbert Brettl
ISBN: 9783700321873 , 414 Seiten, erschienen September 2020

Bis zu ihrer Zerstörung durch die Nationalsozialisten bestanden auf dem Gebiet des Burgenlandes über 120 Roma-Siedlungen, deren historische Wurzeln in zahlreichen Fällen bis ins 18. Jahrhundert zurückreichen.  Im Rahmen dieses Buchprojektes wurde das Schicksal ihrer BewohnerInnen, insbesondere die Verfolgung und Zerstörung zwischen 1938 und 1945 und die Situation in der Nachkriegszeit, dokumentiert.

Ein Videomitschnitt einer Buchpräsentation – rechts Gerhard Baumgartner
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