Bericht über unsere Studienreise zur Geschichte der Rom:nija in Burgenland

15.-16. Oktober 2022 von Elisabeth Luif

Im Rahmen unserer jährlichen Studienreise beschäftigten wir uns diesmal in einer Gruppe von 15 Personen während eines zweitägigen Ausflugs mit der Geschichte Roma und Romnija im Burgenland:

Eine Volksgruppe zwischen Disziplinierung, Verfolgung, Vernichtung und dem Kampf um Anerkennung.

Station 1: Einführung in Mattersburg

Nach einer gemeinsamen Anfahrt aus Wien begannen wir unser Programm im 70er Haus der Geschichten in Mattersburg. Dort gaben Elisabeth und Georg Luif einen Überblick zur Geschichte der Rom:nija im Burgenland.

Seit Jahrhunderten lebt diese eine Minderheitengruppe in einem sprachlich und kulturell vielfältigen Gebiet, gemeinsam mit der deutschen, ungarischen, kroatischen und jüdischen Bevölkerung. Traditionell baten Rom:nija verschiedene Dienstleistungen für die bäuerliche Bevölkerung an, sie waren Scherenschleifer, Schmiede, Korbflechter, Musiker oder Pferdehändler. Die wirtschaftliche Situation war dabei oft von Armut geprägt.

Zu den nächsten Stationen im Bericht von Sissi

Richard Berczeller: Arzt – Sozialist – Schriftsteller

Ein Beitrag von Elisabeth Luif. Dieser Beitrag war gleichzeitig der Input bei unserem Geschichtetag im 70’er-Haus in Mattersburg. An seinem Beispiel folgen wir der Mattersburger Zwischenkriegszeit.

Jugend in Sopron/Ödenburg
Geboren 1902 – sein Vater Adolf ein führender Sozialdemokrat und Gewerkschafter in der Stadt. Das Gebiet gehört damals zum ungarischen Teil der Habsburger Monarchie, allerdings mehrheitlich deutschsprachige Gegend. Richard tritt der Vereinigung Sozialistischer Mittelschüler in Westungarn bei.
Bereits Dezember 1918 – noch als Schüler wird er in die Miliz einberufen – kommt nach Mattersburg wo der Sozialdemokrat Hans Suchard die autonome Republik Heinzenland ausgerufen hatte.(01)

Etablierung einer Räterepublik März-August 1919 in Ungarn
Die Räterepublik scheitert im August 1919, Miklós Horthy übernimmt die Macht, sogenannter „weißer Terror“ gegen Linke. Die Familie Berczeller flüchtet nach Österreich. Sein Vater Adolf wird Direktor der bgld Landeskrankenkasse und Vizepräsident der AK.

1920-1926 – absolviert er das Medizinstudium in Wien und ist politisch in der Sozialdemokratie aktiv. Dabei lernt er u.a. bei Julius Tandler (Stadtrat im Roten Wien) und erlebt antisemitische Übergriffe an der Uni.

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Ihre Spuren sind vergessen, zerstört und verweht

Der große burgenländische Erzähler Richard Berczeller geht in seinen Memoiren „Verweht“ seinen Erinnerungen an das jüdische Leben in Mattersburg nach.(1)

Bei unserem Studientag im 70er-Haus in Mattersburg besuchten wir bei einem Stadtspaziergang mit Georg und Elisabeth Luif das Denkmal zum Andenken an die Jüdische Gemeinde in Mattersburg.

Auf Initiative von Peter Berczeller findet am 20.November 2012 ein Treffen in Mattersburg statt, wo die Idee der Errichtung einer Erinnerungsstätte bzw. Begegnungsstätte in Mattersburg besprochen wird. Nach einem weiteren Treffen am 8.März 2013 in Wien wird am 12.April 2013 der Verein „Wir erinnern“ gegründet. Der Verein soll sich mit den Fragen über Erinnerungspfad, Straßennamen, Gedächtnisstätte und Veranstal- tungen beschäftigen. Das Grundkonzept ist nicht Gedenken, sondern aktives Erinnern an das Judentum in Mattersburg zu fördern.

Im November 2013 wird ein Projektplan für die Errichtung einer Begegnungsstätte und Ausgrabung der Synagoge erarbeitet. Außerdem wird überlegt, die Umbenennung von Straßen nach vertriebenen MattersburgerInnen zu fordern. Diese Pläne werden von Obfrau Gertrude Tometich abgelehnt und verhindert. Dies führt zum Ausscheiden von Peter Berczeller, Georg Luif und Sissi Luif aus dem Verein. (2)

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Der lange Weg Mattersdorf zu Österreich

Endlich ist es wieder soweit. Wir können unser erstes Angebot  zu einem Geschichtetag für Mitglieder anbieten. Dieses Angebot ist exklusiv für Mitglieder im 70er Geschichtehaus in Mattersburg.

Programm

  • Abfahrt zur Anreise vom Hauptbahnhof um 08:58 (natürlich ist die individuelle Anreise ebenfalls möglich). Vom Bahnhof in Mattersburg geht man ca. 15 Minuten zum Geschichtehaus.
  • Bei einem gemeinsamen Kaffee werden wir in den Geschichtetag starten.
  • “Der lange Weg Mattersdorfs zu Österreich” – Input und Ausstellungsbesuch
  • Autobiografische Eindrücke von Richard Berczeller
  • Pause mit Snacks
  • Ein Stadtspaziergang zu “Geschichte und Erinnerung in Mattersburg.
  • Um ca. 16:30 eine Zusammenfassung des Tages
  • Ausklang mit einer gemeinsamen Grillerei
  • 19:02 Rückfahrt nach Wien mit der ÖBB ab Bhf Mattersburg

Für Nichtmitglieder besteht die Möglichkeit gegen einen Beitrag von €20.- (entspricht einem Jahresbeitrag für die Mitgliedschaft) am Geschichtetag teilzunehmen.