Hilde Krones und die Generation der Vollendung

Biographische Spurensuche im Roten Wien

Die Sozialistin Hilde Krones wurde als Jugendliche durch das Rote Wien der Jahre 1919–1934 geprägt. Ab 1934 war sie im Widerstand gegen Austrofaschismus und Nationalsozialismus aktiv. Krones war Teil jener Generation, die Otto Bauer, der theoretische Kopf der österreichischen Sozialdemokratie, als »Generation der Vollendung« bezeichnet hatte, als jene Gruppe junger Parteiangehöriger, die zu ihren Lebzeiten das Ende des Kapitalismus erleben würde.

ISBN: 978399136-065-0
Erscheint: Oktober 2024
Preis: € 30.- Bestellung

Das Buch behandelt einen wichtigen Nachlass, der im Verein für Geschichte der ArbeiterInnenbewegung bewahrt wird.

Im Herbst sind bereits drei Präsentationen fixiert, die jeweils einen etwas anderen inhaltlichen Fokus haben werden:

1.10.2024 18.30: Ein Gespräch mit Martina Nußbaumer im Wien Museum:
Anmeldung unter diesem Link: https://www.wienmuseum.at/event/910

24.10.2024 11.30: Vortrag am Institut für Zeitgeschichte (Reihe “Interaktionen”), im Seminarraum 1 des Instituts für Zeitgeschichte der Uni Wien, Spitalgasse 2-4 (Campus AAKH), Hof 1.13

14.11.2024 18.30: Vortrag in der Veranstaltungsreihe des Instituts für Historische Sozialforschung der AK, Bibliothek der Arbeiterkammer Wien, Prinz-Eugen-Straße 20-22, 1040 Wien
https://ihsf.at/Veranstaltungen/Veranstaltungen.html

In seinem neuen Buch erzählt Historiker Georg Spitaler ihre Geschichte als Biografie in politischen Begriffen und Gefühlen. Es ist eine forschende Séance, die sich in der Gegenwart auf die Suche nach den spukenden Hoffnungen und lost futures emanzipativer Politik begibt, die in den Trümmern der Geschichte des 20. Jahrhunderts begraben sind.

MARIA EMHART – RÄDELSFÜHRERIN IM KAMPF FÜR DIE DEMOKRATIE

Eine Koproduktion mit portraittheater und Kulturforum Niederösterreich und Bar&Co

portraittheater zeichnet anhand von autobiografischem Material und Dokumenten den lebenslangen Kampf der Politikerin Maria Emhart für Freiheit und Demokratie in Österreich nach.

Wir müssen alle vorsichtig sein, denn sonst verlieren wir das Kostbarste, was die
Menschheit besitzt, nämlich die Demokratie

Text: Anita Zieher
Regie: Margit Mezgolich
Wissenschaftlicher Berater: Thomas Lösch, Stadtarchiv St. Pölten
Es spielt: Anita Zieher

Termine und Tickets
21. – 25. Oktober und 5. – 9. November 2024 um 20 Uhr

In der Zeit des Austrofaschismus wurde die Demokratie in Österreich demontiert. 1934 erschütterte ein Bürgerkrieg das Land. Die wechselvolle Geschichte Österreichs spiegelt sich im Leben der in Niederösterreich geborenen Politikerin Maria Emhart (1901–1981) wider. Als 14-jährige Arbeiterin in St. Pölten beginnt sie sich zu politisieren. Bei den Februarkämpfen 1934 nimmt sie in St. Pölten eine führende Funktion ein und entgeht als „Rädelsführerin“ nur knapp der Todesstrafe. Im Untergrund kämpft sie mit den Revolutionären Sozialisten weiter für die Rückkehr zur Demokratie und wird eine der Hauptangeklagten beim „Großen Sozialistenprozess“. Nach ihrer Freilassung müssen sie und ihr Mann nach Bischofshofen übersiedeln. Sofort nach Kriegsende 1945 beginnt sie in der Gemeindevertretung mitzuarbeiten. 1946 wird sie zur ersten Vizebürgermeisterin in Österreich gewählt und übt dieses Amt 20 Jahre lang aus. Daneben ist sie viele Jahre Abgeordnete im Salzburger Landtag sowie im Nationalrat.

Eine Schulordnung von 1898

Beim Besuch des Gailtalmuseum in Moderndorf in Kärnten fiel uns eine Schulordnung von 1898 in die Hände. Ein klassisches Exemplar der “Untertanenbildung“.

Otto Glöckel meinte bei seinem Antritt als Unterstaatssekretär für Unterricht 1919  “Wir brauchen Demokraten und keine Untertanen.” Aber wie werden aus Untertanen selbstständige, sich in gesellschaftliche Demokratieprozesse einbringende Menschen? Oder wie Wilhelm Liebknecht 1872 sagte : „Arbeiterbildung sollte zum besseren Verständnis der eigenen gesellschaftlichen (Klassen-) Position beitragen und den solidarischen Weg in eine bessere Gesellschaft weisen”.

Anna Neumann – Herrin von Murau

Die Vermännlichung einer bürgerlichen Powerfrau, die mit ihrem Erbe die Schwarzenbergs reich machte

Anläßlich unseres Besuchs in Murau besuchten wir diese Ausstellung im Rathaus Murau. Zentrale Figur dieser Austellung ist das Leben einer Kärtnerin, die durch Geschick, Erbe und sechs Ehen zu einer der reichsten und mächtigsten Frauen ihrer Zeit in Österreich wurde.

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Der Holocaust im familiären Gedächtnis

Wie wird das Trauma der Überlebenden in der Familie vererbt? Wie unterscheiden sich die Generationen in ihrer Erzählung oder ihrem Schweigen über den Holocaust und in ihrer individuellen Verarbeitung? Wann und wie fließt das Trauma in den persönlichen Alltag ein, wann wird es groß oder sogar überwältigend? 

Das Jüdische Museum Wien versteht sich als ein Ort der städtischen Vielfalt, an dem Themen wie Identität und das Verhältnis zwischen Mehrheiten und Minderheiten diskutiert werden. Es bietet an seinen beiden Standorten Einblicke in Geschichte und Gegenwart der Wiener Jüdinnen und Juden.
Museum Dorotheergasse
So – Fr 10:00 – 18:00 Uhr
Samstag geschlossen

Mehr als 80 Jahre nach der Schoa erleben wir heute das Sterben der letzten Zeitzeug:innen. Ihre Geschichte, aber auch ihr Trauma wurde an die Generationen der Kinder und Enkelkinder weitergegeben. Während die Zweite Generation mit den psychischen und physischen Verletzungen ihrer Eltern aufwuchs, blickt die Dritte mit einer größeren zeitlichen Distanz auf die Familiengeschichte. Durch das Bewusstsein, dass ihr Leben nur auf dem Überleben Anderer basiert, sind Erinnerung und Schweigen, Familienmythen und -geheimnisse, erdrückendes oder fehlendes Familienerbe allgegenwärtig.

Von der Leopoldstadt nach New York

Ausstellung im Bezirksmuseum Leopoldstadt
11. September bis 22. Dezember 2024

Der Beitrag von Künstlern jüdischer Herkunft zur österreichischen Kultur des 19. und 20. Jahrhunderts kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Sie waren vorrangig für die Schaffung einer Hochblüte verantwortlich. Erst der Wahnsinn des NAZI-Regimes unterbrach diese Entwicklung und führte schlussendlich zur Ermordung und Vertreibung von Millionen Menschen, darunter auch jener Komponisten, denen die Ausstellung gewidmet ist.

Anhand von fünf beispielhaft genannten Komponisten – Oscar StrausAlexander ZemlinskyArnold SchönbergRobert Stolz und Walter Jurmann –, die aus der Leopoldstadt stammten oder einen starken Bezug zum Bezirk hatten, zeichnet diese Ausstellung deren Leben vor dem Exil nach ebenso wie die Umstände der Flucht oder Vertreibung. Sie zeigt auch wie unterschiedlich die Ankunft in der Fremde und das Leben im Exil waren – von „Herzlich Willkommen“ bis „kaum genug zum Überleben“. Der Exodus an Kreativität konnte in der Leopoldstadt auch in der Folge nie wieder ausgeglichen werden!1

Öffnungszeiten Bezirksmuseum Leopoldstadt
Mittwoch 16 bis 18:30 Uhr
Sonntag 10 bis 13 Uhr

  1. Foto: Oscar Straus, 1907, Foto: Bezirksmuseum Leopoldstadt ↩︎

“…erkämpft das Menschenrecht”.

Vom Aufstieg und Niedergang klassischer ArbeiterInnenbewegungen

Dienstag, 1. Oktober 2024 | Beginn: 18:30 Uhr | Ende: 20:30 Uhr 
FAKTory
, Universitätsstrasse 9, 1010 Wien

In seinem neuen Buch widmet sich der Historiker Marcel van der Linden der Geschichte und Gegenwart der klassischen Arbeiterbewegung und fragt nach ihrer Zukunft. Gemeinsam mit dem Historiker David Mayer stellt er das Buch in der FAKTory vor.

Zur Anmeldung

Für die ArbeiterInnenbewegung läuft es schlecht. Die Gewerkschaften haben viel an Macht verloren und organisieren nur noch sechs Prozent der Beschäftigten weltweit. In vielen Ländern kamen ihnen ihre Verbündeten, die Arbeiterparteien, abhanden. Mit diesem Abwärtstrend ist der Aufstieg rechtsextremer Protagonisten verbunden, die die „einheimischen“ Arbeiter gegen „die Ausländer“ ausspielen. 

Marcel van der Linden erklärt in seinem Buch die Stationen der Organisierung von ArbeiterInnen, von den anarchistischen Anfängen bis hin zu den sozialdemokratischen Parteien, dem Bolschewismus und den Gewerkschaften. Und er entwickelt Gedanken für eine erneuerte ArbeiterInnenbewegung, die sich den heutigen Herausforderungen stellen kann.

Zu den Personen

Marcel van der Linden, geboren 1952, war Forschungsdirektor des Internationalen Instituts für Sozialgeschichte und Professor für die Geschichte der Sozialbewegungen an der Universität von Amsterdam.

David Mayer (1976) ist Historiker. Seine Forschungsinteressen betreffen Themen der global intellectual history und der labour history. Er ist associate researcher am Institut für Wirtschafts­ und Sozialgeschichte der Universität Wien.

Arbeiten und Leben am Wienerberg

Bauernaufstände, Volksfeste bei Hinrichtungen, Bauten im industriellen Historismus, dem Leid der Ziegelarbeiter:innen, der Gründung von Gewerkschaftsorganisationen, George-Washington-Hof im Roten Wien, Industrialisierung und moderner Landschaftsarchitektur – eine Wanderung am Wienerberg bietet diese Vielfalt. Die Schilderung eines Betriebsrats von monatelangen Streikmaßnahmen gegen Entlassung und bessere Löhne und Gehälter.

Sonntag, den 27. Oktober 2024 um 10:00

  • Treffpunkt: Parkplatz beim Lidl – Ecke Wienerbergstrasse und Rotdornallee zwischen ÖGK und Firma Schindler
  • Dauer: 2 Stunden
  • Anmeldungen: bitte per Mail an rote.spuren@chello.at

Zu Stationen des Rundgangs und den dazugehörigen Informationen gibt es vom ersten Rundgang eine gute Übersicht.

SOLO – Zündholzfabrik in Deutschlandsberg

Von 1856 bis 1982 befand sich im Nordosten des Ortskerns ein großes Werk der Zündholzindustrie. Dieses Werk war von Florian Pojatzi (1830–1917), einem gebürtigen Deutschlandsberger, gegründet worden. Weitere Gesellschafter waren Carl Franz (1837–1911) und Franz Cerweny (1848–1921). 1892 hatte das Unternehmen, zu dem auch die Zündholzfabrik Stallhof bei Stainz gehörte, 700 Beschäftigte.

Im September 1921 waren 500 Arbeiter beschäftigt, die 440.000 Zündholzschachteln herstellten. Im November 1950 hatte das Werk 700 Arbeiter mit einer Erzeugung von über 1,2 Millionen Schachteln. 1976 wurde es von einem schwedischen Zündholzkonzern übernommen, der das Unternehmen mit 31. März 1982 schloss. Das Werksgelände wurde von der Stadtgemeinde Deutschlandsberg übernommen, die Industrieanlagen bis auf wenige Reste abgetragen und das Gebiet neu verbaut. Von der einstigen Industrieanlage, die auch ein großes Holzlager und eine eigene schmalspurige Werksbahn umfasste, ist noch das Warenmagazin in der Frauentalerstraße erhalten.