Der 1. Mai 2023

Die “Arbeit hoch!” versus das Recht auf Nichterreichbarkeit

Die Hymne der österreichischen Sozialdemokratie als Hymne an die Arbeit schildert die Bedeutung der Arbeit für die Entwicklung der Menschheit. Unter Arbeit verstehen wir heute großteils Lohnarbeit, überwiegend den Verkauf unserer Arbeitskraft, damit Unternehmungen und Aktionär:innen fette Gewinne haben, die sie dann steuerschonend auf unsere Kosten auf der ganzen Welt hin und her schieben können.
Deshalb verkrampft sich bei mir der Magen, wohlwissend um die historische und marxistische Bedeutung von Arbeit, wenn einerseits die Arbeit besungen wird, andererseits Redner in ihren Maireden betonen “Wer über 50 noch etwas leisten will” für den/die schaffen wir Arbeit. Dabei gibt es die Arbeit zu Hause im Haushalt, bei der Pflege von Familienangehörigen, Kindererziehung, entgrenztes Homeoffice, prekäre Anstellungsverhältnisse, unangemeldete Arbeit, die alles andere als erfüllend ist – ja ich weiß, die ist nicht gemeint.

Die Glühlichter 28. April 1894

Eine Gesellschaft, die auf Leistung getrimmt ist, auf junge dynamische Führungskräfte, die hauptsächlich das Ziel (Gewinn) über alles stellen und denen die Auswahl der Mittel dazu ziemlich egal ist, verliert ein menschenwürdiges Dasein aus den Augen. So nebenbei sind die “Erfahrungen” älterer Arbeitnehmer:innen immer weniger gefragt, denn sie kennen womöglich die Langzeitfolgen dieser ungebremsten Ausbeutung von Menschen und Ressourcen. Heute heißt es nicht umsonst “Human Resource Management”.

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Der 1. Mai 1981

Gewerkschafter*innen und Sozialdemokrat*innen in Wien bereiten sich auf die Feierlichkeiten und Aufmarsch vor. Heinz Nittel wollte am 1. Mai 1981 gerade zum Maiaufmarsch fahren, als er vor seinem Reihenhaus von einem palästinensischen Terroristen erschossen wurde.

Anläßlich seines 40. Todestages erinnern SPÖ-Bundesgeschäftsführer Deutsch und SPÖ-Gemeinderat Schmid mit einerbKranzniederlegung an Heinz Nittel und seine großen Verdienste. (2)

„Die Sozialdemokratie wird Heinz Nittel, seinem Engagement und seinem politischen Wirken stets ein ehrendes Andenken bewahren.“

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1. Mai 1890 – Mailied

Endlich sind des Winters Klagen
Wieder in den Bann gethan
Und auf seinem Sonnenwagen
Stürmt der junge Lenz heran.
Aus des Hauses dumpfen Gängen
Lockt er uns zum grünen Hag,
Wo wir unter Laubgehängen
Und in Jubelchorgesängen
Feiern uns’ren Maientag! –

Was in eis’ger Nächte Grauen
Manches Kämpfers Muth bedrückt,
Es zerfließt in Frühlingsthauen,
Daß die Menschenbrust entzückt.
Lichtentflammt ist unser Denken.
Frei ist uns’rer Herzen Schlag.
Laßt uns uns’re Fahnen schwenken
Und den Sinn zur Freude lenken
An der Arbeit Maientag! –

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Hoch der 1. Mai – 1890

Die Arbeiter und der 1. Mai
Der Zweck des Festes, welches die Arbeiter Österreichs beschlossen haben, am 1. Mai zu begehen, ist heute schon erreicht, weit über alle Erwartungen erreicht! Der letzte Proletarier in der letzten Hütte des weltvergessenes Thales, der hoffnungslos dahinvegtierende Industriesklave in den Städten, sie alle haben das Haupt in freudigen Stauen erhoben, horchen auf und das tödliche Einerlei ihrer Überarbeit, ihres Elends tönt der Ruf: Der gesetzliche Achtstundentag!

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