Der Karl-Höger-Hof wurde von 1925 bis 1926 nach Entwürfen der Architekten Franz Kaym1, Alfons Hetmanek und Hugo Gorge errichtet. Benannt ist der Gemeindebau nach dem sozialdemokratischen Gewerkschafter Karl Höger2. Wir besuchten den Hof während einer Geocaching-Tour in Simmering.

Karl Höger begann bereits 1859, noch nicht zwölfjährig, eine Lehre als Buchdrucker und war in Folge als Setzer, Metteur und Korrektor tätig3.

Karl Höger veröffentlichte auch selbst zahlreiche Artikel. 1877 wurde er Redakteur der Gewerkschaftszeitung “Vorwärts”. 1894 wurde Karl Höger wegen einer Rede, die er vor einer Versammlung von Metallarbeitern gehalten hatte, zu zwei Monaten Arrest verurteilt. Im selben Jahr genehmigte das Innenministerium die Statuten des Buchdrucker-Verbandes – das jahrelange Ringen der Buchdrucker nach einer einheitlichen Organisation hatte endlich zum Erfolg geführt.
1907–11 Reichsratsabg. H., ein viel begehrter Versammlungsredner, der sich die Verbesserung der Lebenshaltung seiner Berufskollegen durch 40 Jahre in allen Organisationen und Vertretungskörpern angelegen sein ließ, setzte sich stets für Verkürzung der Arbeitszeit, für Verbesserung der Lehrlingsausbildung, für menschliche Behandlung der Arbeiter in den Betrieben und für die Erhöhung des Wochenlohnes ein4.

Wir durchqueren die einzelnen Höfe bei typischen “Aprilwetter” Ende März. Der heftige Wind sorgt nachmittags immer wieder kältere Temperaturen. Die grünen Sträucher in den Innenhöfen bieten einen wohltuenden Kontrast zu den gelben Hausfassaden. In den Höfen ist es ruhig und man merkt nichts vom Straßenlärm. Die Putzornamente, die jeweils vier Fenster umfassen, sorgen zusätzlich für “optische Auflockerung” der Hausfassaden.
Während der Februarkämpfe 1934 war der Karl-Höger-Hof Schauplatz heftiger Gefechte, bei denen ein Schutzbündler und eine Frau getötet wurden.





Während eines Luftangriffes im Dezember 1944 schlugen 15 Bomben in die Wohnhausanlage ein, wobei neun Bewohner ums Leben kamen. Am 22. Juli 1946 wurde im Hof von Bürgermeister Theodor Körner ein Gedenkstein für die getöteten Mieter enthüllt.
Eine Tafel an der Fassade erinnert an die 1938 von den Nationalsozialisten vertriebenen Bewohner des Hauses.

Die Dentisten Susanne und Fritz Duschner gehörten zu den insgesamt 200.000 jüdischen Wienern, die ab 1938 verfolgt wurden und von der Deportation bedroht waren. Susanne (1900–1942) und Fritz Duschner (1897–1943) wohnten mit ihren beiden Kindern, Gertrud (1922–2005) (Abb. 2) und Josef (1927–1942) in den „Wiener Gemeindebauten“ und hatten dort auch ihr „Zahnatelier“.
Bereits Ende Mai wurde Fritz Duschner verhaftet und als Jude und Mitglied der SDAP zunächst im Konzentrationslager Dachau bei München und ab September im Konzentrationslager Buchenwald bei Weimar inhaftiert5.
Quellenverzeichnis
- Als Mitglied der NSDAP und der SS verlor Franz Kaym 1945 vorübergehend seine Berufsbefugnis ↩︎
- Wikipedia zu Karl Höger – Hof ↩︎
- Das rote Wien ↩︎
- Österreichisches Biographisches Lexikon ↩︎
- ZM-online ↩︎