Politische Verfolgung in den 1930 Jahren

Aus den Akten des Bezirksgerichtes Mattersburg

Zu Dritt reisen wir aus Wien mit der ÖBB über Wiener Neustadt nach Mattersburg. In Mattersburg-Nord machen wir uns auf den Weg zum Geschichtehaus. Dort erwarten uns bereits Georg und Sissi Luif.

Dort erwartet uns Kaffee und Croissants sowie eine spannende Einleitung zum Geschichtehaus in Mattersburg von Georg Luif. In einer Führung durch das Haus wird uns die Konzeption des Haus erklärt und gezeigt.

Bevor wir aber zur Ausstellung kommen, bekommen wir von ihr noch Texte zum Lesen. Diese Texte behandeln einzelne inhaltliche Etappen der Ausstellung. Wir werden aufgefordert unsere Interprätation der Texte bei den zutreffenden Stationen einzubringen.

Mehr dazu unter erlebte ArbeiterInnengeschichte

Lesung aus Ungarische Beste

Opa ist nach dem 1. Weltkrieg nach Ungarn gefahren, um die Monarchie zu retten. Das ist ihm nicht gelungen, aber dafür hat er die Oma nach Österreich gebracht.

Bei diesem Roman geht es darum, die Lebensgeschichte einer Familie vor dem Vergessen zu bewahren. Die FamilienakteurInnen sind eingebettet in enorme europäische Umbrüche und sie werden vom Strudel der Ereignisse erfasst. Maxa H. Danesi gewährt uns mit ihrem Roman einen Einblick in diese Familiengeschichte.

Beim anschließenden Buffet und Getränken lassen sich womögliche Parallelen der eigenen Familiengeschichte austauschen. Wir freuen uns auf den Besuch der Lesung und deine Anmeldung: rote.spuren@chello.at

14 tote Arbeiter beim Streik im Hafen von Triest

1902 erlebte Triest den ersten und zugleich schwersten Arbeiteraufstand. Unter den Seeleuten stellten die Heizer auf Dampfschiffen jene Kategorie dar, die unter unmenschlichen Bedingungen ihren Dienst versahen1. Streikten zunächst nur die Schiffsheizer, schlossen sich später auch Tausende aus der Triestiner Arbeiterschaft an. Insgesamt 10.000 Arbeiter befanden sich im Streik, als es am 14. Februar 1902 zu blutigen Zusammenstößen mit Ordnungskräften kam.

Forderungen der Arbeiter im Hafen waren:

  • Abschaffung des zweistündigen Corvéedienstes (Dienst zur See nach der Wache),
  • Reduzierung der Arbeitszeit im Hafen um 2,5 Stunden auf 8 Stunden und
  • Abschaffung der Vorschrift, dass bei allen im Hafen liegenden Schiffen die Hälfte der Mannschaft an Bord bleiben muss.2

Militär gegen streikende Arbeiter – typisch Habsburger-Administration

Ein Oberleutnant ließ die Soldaten mit dem Bajonnett gegen die Menge losgehen. Dadurch wurde die ohnehin erregte Stimmung natürlich nicht beruhigt, und es flogen Steine gegen die Soldaten. Von einem Stein getroffen sank der Oberleutnant zu Boden. Dann feuerten die Soldaten eine Salve gegen die Menge ab, die nun schreiend auseinanderstob. Wer den Befehl zum Schießen gegeben hat, ist nicht ganz sicher. Es wird behauptet, daß der Unteroffizier, als den Oberleutnant zu Boden fallen sah, den Befehl gab. Jedenfalls ist sicher, daß vorher die Menge nicht aufgefordert wurde, auseinanderzugehen, daß nicht zuerst in die Luft geschossen wurde, wie es gewöhnlich in solchen Fällen geschieht.
Die erste Salve hatte furchtbare Folgen: Ein Dutzend Personen wälzten sich in ihrem Blute. Fünf waren sofort todt, und drei starben als man sie ins Spital transportierte. Zugleich feuerte auch eine zweite Truppe von Soldaten auf die Menge, die so zwischen zwei Feuern war. Am Fenster eines Hauses stand ein Mädchen, als sie plötzlich von einer Kugel in die Stirne getroffen niedersank. Im Postgebäude wurde ein Postbeamter , der eben bei der Arbeit war, von einer Kugel getötet.

Arbeiterzeitung am 16. Februar 19023

Ablauf der Ereignisse

Gertrud Herzog-Hauser vertrieben 1939

Eine fixe Station des frauenpolitischen Rundgangs des VÖGB ist das erste Mädchengymnasium in der Rahlgasse. Hier maturierten u.a. die Pysikerinnen Olga Ehrenhaft-Steindler und Marietta Blau, die Lehrerin, Widerstandskämpferin und Politikerin Stella Klein-Löw sowie die Philologin Gertrud Herzog-Hauser, die ab 1937 Direktorin des Gymnasium war.
Die wurde von den Nationalsozialisten ob ihrer jüdischen Abstammung ihres Amtes enthoben.

Foto: 19361

1938 verlor zuerst sie und dann ihr Ehemann der Künstler Carry Hauser ihre Arbeitsplätze. Sie weil sie Jüdin war, er aus politischen Gründen: er war Antifaschist und die Nationalsozialisten verhängten ein Arbeits- und Anstellungsverbot über ihn.  
Im August 1939 fuhr ihr Ehemann, der Maler Carry Hauser mit einem Besuchervisum nach Zürich und wurde in der Schweiz festgehalten. Ihr Sohn Heinz wurde im April 1939 mit einem Kindertransport nach Großbritannien gebracht. Sie flüchtete in die Niederlande, erst im Jahr 1946 sah sie ihren Mann in der Schweiz wieder.

Mehr zu Gertrud Herzog-Hauser

Nie wieder Krieg

Diese Zeile fanden wir auf einem Denkmal in Grado zum Gedenken für die gefallenen Bürger der Österreichisch-Ungarischen Armee aus Grado, das im November 2018 hier platziert wurde.

Meine ersten Gedanken waren wieso 2018 nur für die gefallenen Bürger in der Armee. Was ist mit den anderen Einwohner*innen? Was ist mit den Toten der italienischen Armee? Mehr als 100 Jahre nach den Massakern könnte man mehr Empathie erwarten.

Im Mai 1915 wurde Grado nach strategischem Rückzug der k. u. k.-Truppen hinter den Isonzo von Italien besetzt. Nach kurzer Rückeroberung im Jahre 1917 wurde es in den Friedensverhandlungen von St. Germain (1919) endgültig Italien zugesprochen.
Nicht weit von Grado tobten die furchtbaren Isonzoschlachten mit mehr als über einer Million getöteten, verwundeten und vermissten Soldaten.

Kriegsverbrechen der Habsburgerarmee

Bei der zwölften Isonzo-Schlacht setzten die deutsch-österreichischen Truppen Giftgas ein. Am 29. Juni 1916 waren am Monte San Michele an der Isonzofront etwa 5000–8000 Tote durch diesen Gasangriff zu beklagen. Die Firma BASF machte als Chlorgasproduzent hervorragende Gewinne auf Kosten tausender Soldaten, die dadurch qualvollend ermordet wurden.
Die Verwendung von „Gift oder vergifteten Waffen“ war laut Artikel 23(a) der HLKO (Haager Landkriegsordnung) eindeutig verboten.

SOKO-Habsburg tagte wieder

Die dunklen Seiten der Habsburger – und haben sie Verbrechen gegen die Menschenrechte begangen? Fragen, die uns auch unter Berücksichtigung des historischen Kontext beschäftigen. Die Souvenirgeschäfte gehen über vom glorifizierten Kitsch und Kram der Habsburger, die millionenfach Menschen in Kriegen opferten und die diejenigen hängten, köpften und vertrieben, die die kaiserliche Ausbeutung und Tyrannei in Frage stellten. Wir starteten unseren Rundgang beim Denkmal von Maria Theresia.

Mit einem Begleitartikel – Welches Bild hatten die Habsburger von ihren Untertanen am Beispiel der bäuerlichen Bevölkerung in Galizien.

Mehr zum Rundgang unter diesem Link

Alter Hass, neuer Wahn – Antisemitismus

85 Jahre Novemberpogrome – Geschichte eines tödlichen Vorurteils

Foto: Holocaust-Memorial Berlin

Der ORF zeigt am 8. November um 22:30 in ORF2 eine Dokumentation1 zum Juden-Hass in der österreichischen Geschichte. Die Dolu zeigt, wie antisemitische Vorurteile und Judenhass nach 1945 weiter

wirkten und wie der antisemitische Wahn neue Formen in der Hasskultur des Internets, im Social-Media-Bereich und im Darknet findet.

 „Die jüdischen Österreicherinnen und Österreicher mussten miterleben, dass schon in der Ersten Republik Antisemitismus und Juden-Hass alltäglich waren. Auch demokratische Gesellschaften sind nicht frei von gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit wie dem Antisemitismus – das zu zeigen, war ein wichtiges Anliegen des Films. Überlebende erzählen, wie aus Nachbarn, Arbeitskollegen, Mitschülern Schritt für Schritt antisemitische Menschenjäger wurden. Lange vor 1938 legten vielfältige antisemitische Ausgrenzungen, Entwürdigungen, Gewalttätigkeiten die Basis für die Verbrechen des Nationalsozialismus.“

Regisseur Robert Gockl
Die Ausweisung der jüdischen Bevölkerung 1670 in Wien

Niemals Vergessen

Einige Vereinsmitglieder der Roten Spuren beteiligten sich am Gedenkmarsch des Bundes Sozialdemokratischer Freiheitskämpfer, Opfer des Faschismus und aktiver AntifaschistInnen, der Sozialistischen Jugend, der Jungen Generation, des VSStÖ und der SPÖ-Bildung am 1. November am Zentralfriedhof.

Am Denkmal für die Opfer für ein freies Österreich zwischen 1934 und 1945 spricht SPÖ-Bundesgeschäftsführerin Sandra Breiteneder und erinnert an einen Aufsatz W. Adorno von 1966 “Erziehung nach Ausschwitz”. Hier zu Auszügen aus der Rede

Rundgang – Demokratisierung des Erinnerns

Die zunehmenden autoritären Tendenzen in unserer Gesellschaft drücken sich auch in unserer Geschichtskultur aus. Esbraucht eine Demokratisierung des Erinnerns! Auch die Geschichte ist ein Kampffeld aktueller politischer Auseinandersetzungen. Der Rundgang am Zentralfriedhof zeigt Geschichte aus Sicht der Arbeitnehmer:innen, der Unterdrückten, der Rechtlosen und der Armen.

ANKÜNDIGUNG IM AUSSENDUNGSMAIL DER AK-BILDUNG

Am 31. Oktober um 16:30 treffen wir uns in Dämmerung beim Tor 3. Wir haben Glück, den ganzen Nachmittag hat es geregnet und kurz vor Beginn unserer Tour zeigen sich erste helle Flecken am Himmel, die aber gleichzeitig den Sonnenuntergang ankündigen. Also sputen wir uns zu unserer ersten Station – dem Denkmal zum Revolutionsjahr 1848.

Brigitte schildert hier die Gründung des ersten Wiener Frauenvereins.

Mehr zum Rundgang Im Artikel „Erlebte Arbeiter*innengeschichte“

Nur Diamantina überlebte

In Triest entdeckten wir die Stolpersteine einer ganzen Familie.

Moisè Vivante wurde am 17. Dezember 1943, fast ein ganzes Jahr vor seiner Mutter und seinen Schwestern, in Triest verhaftet. Nach einigen Wochen im Gefängnis der Stadt wurde Moisè am 6. Januar 1944 mit dem Transport Nr. 22T ins KZ Auschwitz deportiert, wo er am 12. Januar ankam. Im Laufe seiner Gefangenschaft wurde Moisè ins KZ Bergen-Belsen überstellt. Moisè Vivante starb am 30. April 1945.

Giulia Vivante wurde am 12. Juni 1915 in Triest geboren. Sie war das erste Kind des Paares Alessandra (Sarina) Salonicchio und Zaccaria Vivante. Giulia bekam im Laufe der Jahre noch vier Geschwisterchen: Ester, Diamantina, Moisè und Enrichetta. Am 6. November 1944 wurde sie zusammen mit ihren Schwestern und ihrer Mutter in Triest verhaftet. Nachdem sie einige Monate im Gefängnis der Stadt interniert gewesen waren, deportierte man die Familie am 24. Februar 1945 mit dem Transport Nr. 43T ins KZ Ravensbrück. Wenige Wochen nach ihrer Ankunft im KZ am 17. März, überstellte man die Familie ins KZ Bergen-Belsen. Dort wurde Giulia Vivante am 30. April 1945 ermordet.

Auch ihre Eltern und drei ihrer Geschwister wurden ermordet. Nur die jüngste, Diamantina, überlebte.

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