Wiener Gedenkkonzerte zum Holocaust

Mit dem Erinnern an die schrecklichsten Zeiten des 20. Jahrhunderts will das Vienna Royal Philharmonic Kulturverein das Andenken an die Opfer des Nationalsozialismus wahren, Lehren aus der Vergangenheit ziehen und sich bewusst mit diskriminierenden und antisemitischen Tendenzen in der Gesellschaft auseinandersetzen.

Durch die Rekonstruktion und Aufführung der Musik vertriebener Komponisten wollen wir nicht nur deren künstlerischen Schöpfungen wieder in das Tageslicht bringen, sondern auch ein Symbol der Versöhnung und des kulturellen Verständnisses schaffen.1

Zu den Konzertterminen

Der lange Schatten des Faschismus

Etwa 130 Frau/Mann-Stunden an Vorbereitungszeit von Kolleg:innen für die Auswahl der Texte, Schreiben eines Designs und der Gestaltung einer Präsentation. Super Mithilfe durch Expert:innen in der FAKTory, die uns bei den Vorbereitungsarbeiten vor Ort super unterstützt haben.
Eigentlich ist es oft bei Veranstaltung so, dass wir bis zur Veranstaltung hoffen, dass genügend Teilnehmer:innen kommen und dann begeistert sind, wenn die Besucher:innen den Weg zu uns finden. Diesmal war die Begeisterung von Anfang gegeben, als täglich immer mehr Anmeldungen in unserem Email-Account landeten. Ein paar Tage vor der Veranstaltung stellte sich uns die Frage “Haben alle Platz?”


1934 war es in Europa drei faschistischen Diktatoren und den dazugehörigen Beweg-ungen gelungen, die Regierungen zu übernehmen, zwei davon stellten fast die Hälfte der Außen-grenzen Österreichs.

Das Deutsche Reich wollte den Wunsch vieler Österreicher:innen nach dem “Anschluss” erfüllen, während das faschistische Italien sich als Schutzmacht gerierte, um eben das zu verhindern. Diese Unterstützung gewährte Mussolini einem Regime, das seit dem März 1833 als ständische Diktatur regierte und damit dem korporatistischen Ideal der Faschisten nahestand.

Berthold Molden im Tagebuch 2/2024 im Artikel – Das Echo des Februar 1934
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Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen

Während der Herrschaft der Nationalsozialisten in Deutschland zwischen 1933 und 1945 fand die stärkste Verfolgung von Homosexuellen in der deutschen Geschichte statt. Über 50.000 Männer verurteilte die NS-Justiz. 10.000 bis 15.000 schwule Männer kamen in Konzentrationslager (KZ). Tausende von ihnen überlebten die Gefangenschaft nicht. Weibliche Homosexualität war nur in Österreich strafbar, trotzdem waren auch lesbische Frauen, zwar in weit geringerem Ausmaß und oft in Kombination mit anderen Gründen, von nationalsozialistischer Verfolgungspolitik betroffen.1

Foto: Christian Aigner

„Als Bundespräsident ist mir heute eines wichtig: Ihr Land hat Sie zu lange warten lassen. Wir sind spät dran. Was gegenüber anderen Opfergruppen gesagt wurde, ist Ihnen bisher versagt geblieben. Deshalb bitte ich heute um Vergebung – für all das geschehene Leid und Unrecht, und für das lange Schweigen, das darauf folgte.“2

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am 3. Juni 2018

Der seit der Einweihung dreieinhalb Jahre lang im Inneren des Denkmals gezeigte Film zeigt zwei sich küssende Männer im Tiergarten und wurde im Auftrag der Künstler Elmgreen & Dragset von Regisseur Thomas Vinterberg und Kameramann Robby Müller auf altem ORWO-Schwarzweiß-Film gedreht. Ersetzt wurde dieser Film am 26. Januar 2012 durch den Film Kuss ohne Ende mit küssenden Frauen- und Männerpaaren unterschiedlichen Alters, der von Gerald Backhaus gemeinsam mit Bernd Fischer und Ibrahim Gülnar gedreht wurde. Vom 7. Oktober 2014 bis zum 10. Januar 2017 war dann wieder der ursprüngliche Film zu sehen und seitdem erneut der Backhaus-Film.

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EUTHANASIEPROGRAMM UND AKTION T4

Nach dem Besuch der Gedenkstätte des Deutschen Widerstand waren wir Richtung Potsdamer Platz unterwegs. Am Gedenkort in der Tiergartenstrasse holte uns das Grauen wieder ein. Von dem Gebäude an dieser Adresse aus hatte eine Bürozentrale unter dem Decknamen „T4“ die systematische Ermordung von Patienten aus Heil- und Pflegeanstalten im Deutschen Reich organisiert.

Bild: Wikipedia – Von A.fiedler – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=35145384

In den Frühjahr- und Sommermonaten 1939 begann eine Gruppe von Planungsbeauftragten, eine geheime Aktion zur Tötung behinderter Kinder zu organisieren. Die Gruppe wurde von Philipp Bouhler, dem Direktor der Privatkanzlei Hitlers, und Karl Brandt, dem Leibarzt Hitlers, geleitet.

Kinder-Euthanasieprogramm

Am 18. August 1939 erließ das Reichsministerium des Innern eine Verordnung, die alle Ärzte, Krankenschwestern und Hebammen verpflichtete, Neugeborene und Kinder unter drei Jahren, die Anzeichen einer schweren geistigen oder körperlichen Behinderung zeigten, zu melden.

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Marie Zwergfeld

„Die Erinnerungs-Steine sollen uns zum Nachdenken darüber anregen, dass Respekt, Toleranz und Solidarität zwischen den religiösen, ethnischen und kulturellen Gruppen die Voraussetzungen für ein friedliches Zusammenleben sind. Und darüber, dass ein solches friedliches Zusammen­leben alternativlos ist.“

Marcus Franz, Bezirksvorsteher in Favoriten 2

An der Fassade des Haues 10., Ahornhof 10 wurde im April 2019 eine Wandtafel des Vereins “Steine der Erinnerung” angebracht. Die Tafel erinnert an eine ehemalige Bewohnerin des George-Washington-Hofs, Marie Zwergfeld. Sie wurde Opfer der antisemitischen Verfolgung des nationalsozialistischen Regimes. Das Erinnerungszeichen thematisiert

Deportation und Ermordung während des Nationalsozialismus. Stifter des Steins war der Verein Steine der Erinnerung an jüdische Opfer des Holocausts.1

Marie Zwergfeld, geb. Roubíček, wurde am 19. September 1896 in Dvorce, Tschechoslowakei als Tochter von Moritz Roubíček und Františka geb. Gregr geboren. Sie hatte drei ältere Geschwister, Charlota (1889-?), Leo (1892-?) und Oskar (1894-1945).
Sie verließ ihre Heimat Kamenitz an der Linde und kommt mit ihrem Bruder Oskar im Mai 1918 für ein Jahr nach Wien. Nach einem Jahr kehrte sie zurück nach Tschechien.

Weiter in der Familiengeschichte von Marie Zwergfeld

KZ-Gedenkstätte Dachau

In den ersten Tagen der Besatzung durch die Nationalsozialisten im März 1938 wurden viele “politische Häftlinge“ vom Wiener Westbahnhof nach Dachau abtransportiert. Die Nazis hatten in Österreich leichtes Spiel, denn sie konnten aufgrund der Unterlagen der Vaterländischen Front, die von Dollfuß nach der Ausschaltung der Demokratie die Macht übernahm, ihren politischen Gegner:innen habhaft werden und sie sofort wegsperren, foltern und zu Zwangsarbeit zwingen.
Am 22. März 2023 jährt sich die Eröffnung des KZ Dachau zum 90. Mal. Dieses erste bayrische Konzentrationslager war der “Auftakt des Terrors“ der Nazis in Deutschland und ganz Europa.

Das Bild zeigt die anlässlich der gemeinsamen Aktion #LichtergegenDunkelheit zum Internationalen Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar erleuchtete Baracke in der Gedenkstätte Dachau – in Regenbogenfarben zum Gedenken an die queeren Verfolgten während des Nationalsozialismus, die in diesem Jahr zum ersten Mal im Fokus standen.

In einer Sonderausstellung ab 22. März 2023 wird speziell auf diese frühe Geschichte des Terrors in Dachau eingegangen. Hier der Link zu den vielfältigen Veranstaltungen der Gedenkstätte.

Wels – ein Mahnmal für Freiheit und Unabhängigkeit

Wir sind bei Welser Freund:innen zu Gast und nutzen einen kalten Dezembertag im Advent zur historischen Erforschung der Stadt.

42 Widerstandskämpfer der sogenannten „Welser Gruppe“ wurden am 28. April 1945 bei der letzten Vergasungsaktion im KZ Mauthausen ermordet.

„Viele haben sich damals von der NS-Propaganda blenden lassen, sind Hitlers Weg in Terror, Weltkrieg und Massenmord mitgegangen. Aber manche – wie die „Welser Gruppe“ – sind den schwierigen und oft tödlichen Weg des Widerstandes gegangen. An diese Menschen, die gegen den Faschismus und für ein unabhängiges Österreich gekämpft haben, erinnern wir uns als Vorbilder.“2

Gemeinderat Johann Reindl-Schweighofer (SP)

Die große Gedenktafel für die „Welser Gruppe“ wurde auf Betreiben des KZ-Verbandes im Pollheimerpark angebracht und am 28. April 1946 – genau ein Jahr nach der Ermordung der 42 Widerstandskämpfer – enthüllt. 3

Welser Gruppe“ ist eine Bezeichnung für WiderstandskämpferInnen gegen das Dritte Reich im Bezirk Wels. Die Bezeichnung „Welser Gruppe“ kam von der Gestapo. Laut dieser gehörten ihr insgesamt 158 Männer und Frauen an, die allesamt verhaftet wurden. In Wirklichkeit war sie größer und in den Gemeinden Ebensee, Stadl Paura, Lambach, Wels, Linz und Steyr verankert, wo sie in den wichtigsten Betrieben illegale Gruppen organisiert hatten, deren Zusammenfassung 1942 begann.
In Wels gab es ab 1919 eine kommunistische Organisation, die auch in den Perioden der Illegalität 1933-1938 und bis 1944 tätig war. 1941 wurden einige Mitarbeiter der Organisation verhaftet und verurteilt. Ab diesem Zeitpunkt legte die Gestapo besonderes Augenmerk auf das Gebiet Wels, da bekannt war, dass dort erfahrene KP-Funktionäre tätig und nach den Verhaftungen Schwachstellen vorhanden waren. Der Gestapo ist es dennoch nicht gelungen die Landesleitung, an deren Spitze Sepp Teufl stand, aufzudecken. Schlussendlich gelang es der Gestapo einen Spitzel einzuschleusen. Richard Bernaschek wurde von einem Gestapo-Beamten noch gewarnt, dass seine Verbindung mit Wels für ihn eine Gefahr darstelle, weil dort jemand für die Gestapo arbeite.1

Der Widerstand von Franz Schöringhumer

HerStory – starke Frauen in der Geschichte


Schließlich gilt: Frauen machen Revolution, erringen wissenschaftliche Durchbrüche, entwickeln Erfindungen, gehen auf Abenteuer oder regieren kriminelle Organisationen – aber in den Geschichtsbüchern landen wichtig aussehende Herren mit Wohlstandsbäuchen, Monokeln, Pfeifen, Schnurrbärten und großen Colts.

Jasmin, die Entwicklerin des Podcast
Link zum Podcast

Im Sommer 1942 und zu Beginn des Jahres 1943 verbreitete die studentische Widerstandsgruppe “Die Weiße Rose” erst in München, dann auch im süddeutschen Raum sowie in Linz, Salzburg und Wien Flugblätter gegen Hitler und das nationalsozialistische Regime. Sie forderte darin zunächst zum passiven Widerstand auf, aber schon bald auch zum Sturz der Regierung. Die Medizinstudenten Hans Scholl und Alexander Schmorell bildeten den Kern dieser Gruppe. Christoph Probst, Sophie Scholl, Willi Graf und ihr Mentor Professor Kurt Huber schlossen sich ihnen nach und nach an und beteiligten sich in unterschiedlicher Weise an den regimekritischen Aktionen. (bpb)

Das Schweigen brechen

Eine Filmrezension zur Dokumentation „Der schönste Tag“ von Christine Esterbauer

Ein verwunderter Blick, eine gerunzelte Stirn, eine verhaltene Träne. Die Geschichten, die die ZeitzeugInnen im Kinofilm „Der schönste Tag“ von Fabian Eder über das NS-Regime erzählen, wirken auch bei ihren Gegenübern nach. In einem Zugabteil sitzen sich Großeltern meist einem/r EnkelIn gegenüber während im Hintergrund die Landschaft vorbeirauscht. Die Stimmung ist gespalten: auf der einen Seite die Vertrautheit zwischen den sprechenden Personen, auf der anderen Seite die Angespanntheit in Bezug auf das Erzählte.

Das Setting ist so gewählt, dass die EnkelInnen den ZeitzeugInnen Fragen stellen und diese aus ihrer Perspektive manchmal verhalten, manchmal sehr offen erzählen.

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