Eine Schulordnung von 1898

Beim Besuch des Gailtalmuseum in Moderndorf in Kärnten fiel uns eine Schulordnung von 1898 in die Hände. Ein klassisches Exemplar der “Untertanenbildung“.

Otto Glöckel meinte bei seinem Antritt als Unterstaatssekretär für Unterricht 1919  “Wir brauchen Demokraten und keine Untertanen.” Aber wie werden aus Untertanen selbstständige, sich in gesellschaftliche Demokratieprozesse einbringende Menschen? Oder wie Wilhelm Liebknecht 1872 sagte : „Arbeiterbildung sollte zum besseren Verständnis der eigenen gesellschaftlichen (Klassen-) Position beitragen und den solidarischen Weg in eine bessere Gesellschaft weisen”.

Die „Bomätscher“ an der Elbe

Wir besuchen das Elbschifffahrtsmuseum in Lauenburg. Nach dem zweiten Frühstück gehen wir gut gestärkt zur Ausstellung, wo wir nett empfangen werden und wir eine kurze, prägnante Übersicht über die Ausstellungen des Hauses bekommen. Die Ausstellung zeigt mit Exponaten, Filmen und Fotos die verschiedenen Epochen und damit verbundene Bedeutung der Schifffahrt auf der Elbe. In diesem Beitrag werfen wir den Scheinwerfer auf jene Menschen, die allein mit ihrer Körperkraft die Schiffe stromaufwärts zogen.

Viele Bewohner der Elbstädte erinnern sich gewiß noch mit leisem Schauder an die früheren Zustände der Elbschifffahrt, an jene gar nicht so fernen Zeiten, in denen ein merkwürdiges Menschengeschlecht an den Elbufern hauste, eine aus Tausenden von Personen bestehende Gesellschaft, welche sich der Aufgabe widmete, diejenigen Schiffe, welche stromaufwärts fahren mußten und in der gewaltigen Strömung weder durch Rudern noch durch Segeln vorwärts gebracht werden konnten, durch das sogenannte „Treideln“ stromaufwärts zu ziehen.1

Bomätscher ist eine sächsische Bezeichnung für Schiffszieher oder Treidler2. Am Rande der Elbe befanden sich gepflasterte Bomätscherpfade, auf denen die Bomätscher ihrer Arbeit nachgingen.

Der Arbeitsalltag der Bomätscher

14 tote Arbeiter beim Streik im Hafen von Triest

1902 erlebte Triest den ersten und zugleich schwersten Arbeiteraufstand. Unter den Seeleuten stellten die Heizer auf Dampfschiffen jene Kategorie dar, die unter unmenschlichen Bedingungen ihren Dienst versahen1. Streikten zunächst nur die Schiffsheizer, schlossen sich später auch Tausende aus der Triestiner Arbeiterschaft an. Insgesamt 10.000 Arbeiter befanden sich im Streik, als es am 14. Februar 1902 zu blutigen Zusammenstößen mit Ordnungskräften kam.

Forderungen der Arbeiter im Hafen waren:

  • Abschaffung des zweistündigen Corvéedienstes (Dienst zur See nach der Wache),
  • Reduzierung der Arbeitszeit im Hafen um 2,5 Stunden auf 8 Stunden und
  • Abschaffung der Vorschrift, dass bei allen im Hafen liegenden Schiffen die Hälfte der Mannschaft an Bord bleiben muss.2

Militär gegen streikende Arbeiter – typisch Habsburger-Administration

Ein Oberleutnant ließ die Soldaten mit dem Bajonnett gegen die Menge losgehen. Dadurch wurde die ohnehin erregte Stimmung natürlich nicht beruhigt, und es flogen Steine gegen die Soldaten. Von einem Stein getroffen sank der Oberleutnant zu Boden. Dann feuerten die Soldaten eine Salve gegen die Menge ab, die nun schreiend auseinanderstob. Wer den Befehl zum Schießen gegeben hat, ist nicht ganz sicher. Es wird behauptet, daß der Unteroffizier, als den Oberleutnant zu Boden fallen sah, den Befehl gab. Jedenfalls ist sicher, daß vorher die Menge nicht aufgefordert wurde, auseinanderzugehen, daß nicht zuerst in die Luft geschossen wurde, wie es gewöhnlich in solchen Fällen geschieht.
Die erste Salve hatte furchtbare Folgen: Ein Dutzend Personen wälzten sich in ihrem Blute. Fünf waren sofort todt, und drei starben als man sie ins Spital transportierte. Zugleich feuerte auch eine zweite Truppe von Soldaten auf die Menge, die so zwischen zwei Feuern war. Am Fenster eines Hauses stand ein Mädchen, als sie plötzlich von einer Kugel in die Stirne getroffen niedersank. Im Postgebäude wurde ein Postbeamter , der eben bei der Arbeit war, von einer Kugel getötet.

Arbeiterzeitung am 16. Februar 19023

Ablauf der Ereignisse

Nie wieder Krieg

Diese Zeile fanden wir auf einem Denkmal in Grado zum Gedenken für die gefallenen Bürger der Österreichisch-Ungarischen Armee aus Grado, das im November 2018 hier platziert wurde.

Meine ersten Gedanken waren wieso 2018 nur für die gefallenen Bürger in der Armee. Was ist mit den anderen Einwohner*innen? Was ist mit den Toten der italienischen Armee? Mehr als 100 Jahre nach den Massakern könnte man mehr Empathie erwarten.

Im Mai 1915 wurde Grado nach strategischem Rückzug der k. u. k.-Truppen hinter den Isonzo von Italien besetzt. Nach kurzer Rückeroberung im Jahre 1917 wurde es in den Friedensverhandlungen von St. Germain (1919) endgültig Italien zugesprochen.
Nicht weit von Grado tobten die furchtbaren Isonzoschlachten mit mehr als über einer Million getöteten, verwundeten und vermissten Soldaten.

Kriegsverbrechen der Habsburgerarmee

Bei der zwölften Isonzo-Schlacht setzten die deutsch-österreichischen Truppen Giftgas ein. Am 29. Juni 1916 waren am Monte San Michele an der Isonzofront etwa 5000–8000 Tote durch diesen Gasangriff zu beklagen. Die Firma BASF machte als Chlorgasproduzent hervorragende Gewinne auf Kosten tausender Soldaten, die dadurch qualvollend ermordet wurden.
Die Verwendung von „Gift oder vergifteten Waffen“ war laut Artikel 23(a) der HLKO (Haager Landkriegsordnung) eindeutig verboten.

Grausamkeiten und Gräueltaten der Habsburger gegenüber den Rom_nija

Dieser Artikel behandelt den ersten Teil des Vortrags von Emmerich Gärtner-Horvath anläßlich unserer Studienfahrt am 16. Oktober in Oberwart. Wir haben anhand von drei wesentlichen Akteur:innen der Habsburgermonarchie im 18. Jahrhundert die Repressalien gegen die Rom_nija dargestellt.

Beginnen wir beim Vater von Maria Theresia – Karl VI. Er war jener Habsburger, der die Rom_nija am schlimmsten verfolgte.
1720 bestimmte eine kaiserliche Verordnung Karls VI., dass die “Zigeuner und jegliches liederliche Gesindel in Österreich” ausgerottet werden sollten.
1725 erließ Kaiser Karl VI. eine Verordnung, die besagte, dass Rom_nija gefangen genommen werden sollten; diejenigen, die Straftaten begangen hätten, sollten hingerichtet werden, die anderen aber mit einem Brandzeichen am Rücken gekennzeichnet und, unter Androhung der Enthauptung bei einer Rückkehr, abgeschoben werden. Dies wurde v.a. in den österreichischen Gebieten vollzogen.2

Im 18. Jahrhundert wurden die armen Zigeuner in Ungarn und Siebenbürgen Gegenstand gouvernementaler Exüerimente. In der offiziellen Hof- und Regierungssprache drückte man das so aus: “Die allverehrte und huldreiche Kaiserin Maria Theresia wandte diesem vernachlässigten Volksstamm ihre mütterliche Sorgfalt zu, und der Kaiser Josef II. betätigte an ihm seine Humanitätsbestrebungen.”

Neues Wiener Blatt, 3. Februar 1875, Seite 5 4
Zur mütterlichen Sorgfalt und den Humanitätsbestrebungen

Der Märzwind vor 174 Jahren

Die 1889 erstmals erschienene Zeitschrift Die Glühlichter, ab 1896 Neue Glühlichter, ab 1909 Glühlichter, war das bedeutendste humoristisch-satirische Arbeiterblatt der im gleichen Jahr gegründeten Sozialdemokratischen Arbeiterpartei. Die Zeitschrift erschien mit einigen Unterbrechungen von 1889 bis 1915 in Wien.

Das Titelbild ist geschuldet dem 50. Jahresgedenken an das Jahr der Reaktion nach den Revoltionen von 1848. In der “Junischlacht” in Paris von 1848 wurden die Arbeiter*innen auf die Barrikaden und vor die Kanonen getrieben. Nach fünftägigen Kampf, der blutigsten aller Straßenschlachten wurden sie überwunden. Das “Rothe Gespenst” war für den Augenblick gebannt; in dem Proletariat aber, das seit Entstehen der kapitalistischen Gesellschaft das demokratische, fortschreitende Element ist, war die Republik, war die Revolution besiegt. Seit 1848 haben wir auf dem europäischen Festlande die Diktatur des Kapitalismus.

Wilhelm Liebknecht, Februar 1899 in Berlin
Was passiert in den Märztagen 1848 in Österreich

Verband der Bäckerarbeiter Österreich

Gesangssektion Wien
Gedenkschrift zum fünfundzwanzigjährigen Bestand 1885 – 1910

Wenn nach nächt’gen Frondienst
Ein froher Tag und blüht,
Tön’ zum Trutz der Knechtschaft
Der Freiheit hehres Lied

Karl Wondrak war der Verfasser und Josef Scheu hat die Musik zum Wahlspruch der Bäcker komponiert
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Revolution und Widerstand

Der erste Spaziergang des Vereins Rote Spuren am 4. Juli 2020 mit dem Thema “Revolution und Widerstand”. In der sozialpartnerschaftlich dominierten Zweiten Republik wird der Blutzoll der ArbeiterInnenbewegung zur Durchsetzung der Demokratie leisten musste, oftmals verschwiegen.

Der Gedenkstein zum ersten Frauenverein von 1848 in Wien im Volksgarten. Die Frauenbewegung hätte sich ein würdigeres Denkmal verdient.

In der barocken Eingangshalle zur Nationalbibliothek in der Neuen Burg treffen sich Geschichtsinteressierte, um jene AkteurInnen kennen zu lernen, die oftmals von den Herrschenden gequält, eingesperrt und getötet wurden. Ihr Einsatz und und Engagement, ihr Glaube an eine bessere Welt und ihre Opfer sind die Grundpfeiler unserer heutigen Demokratie.

WO und WIE werden sie gewürdigt?
Unser Spaziergang ist der Versuch einer später Würdigung ihres Kampfes für eine bessere Welt.

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