Im Mai startet auch der Beitrag des DÖW zum Jubiläumsjahr, die Reihe „Immer Wider Stand“, die zugleich in die Vergangenheit und die Zukunft schaut.
Am Otto-Wagner-Areals befand sich die Heil- und Pflegeanstalt „Am Steinhof“, die in der Zeit des Nationalsozialismus zum Wiener Zentrum der nationalsozialistischen Tötungsmedizin wurde und in der mindestens 7.500 Patient*innen ums Leben kamen. Unter den Todesopfern befanden sich 800 Kinder, die in der Kinderfachabteilung „Am Spiegelgrund“ ermordet wurden. Seit über 20 Jahren erinnern eine Ausstellung des DÖW in Pavillon V und ein Mahnmal vor dem Jugendstiltheater an die Geschehnisse.
Rundgangam 6. Dezember 2025 um 12.00 Uhr am Otto-Wagner-Areal (OWA), Treffpunkt: Pavillon V (nicht 5), Baumgartner Höhe 1, 1140 Wien Kostenlose Teilnahme, Voranmeldung per E-Mail nötig – vermittlung@doew.at (bitte bis spätestens 4. Dezember)
Bei unserer Studienreise in Krems hatten wir Gelegenheit den Buchautor Karl Reder kennen zu lernen. Der studierte Handelswissenschaftler, der sich in seiner Studienzeit zusätzlich mit Ur- und Frühgeschichte und Skandinavistik beschäftigt hatte, gewährte uns bei einem Rundgang Einblick in das Verbrechen dem “Massaker im Zuchthaus Stein”.
An der Schwelle zur Freiheit sind 386 Opfer des Hitler-Faschismus am 6. April 1945 im Kerker zu Stein niedergemetzelt worden
Von 21. bis 22. November besuchten 17 Mitglieder derRoten Spuren Krems. Am Nachmittag erwartete uns Edith Blaschitz in der UNI-Krems zu einer Führung durch die Ausstellung “Geschichte der Tabakfabrik Stein – zwischen Wohlfahrt und Widerstand”. Als Abschluss zeigte sie uns, die im Rahmen des Projekts “Kunst im öffentlichen Raum” entstandenen Mosaik- Teppiche. Karl Reder schaffte es trotz der einsetzenden Dunkelheit und zunehmender Kälte, Licht in die Geschichte um das Massaker in der Strafanstalt Stein im April 1945 zu bringen. Am Abend rund um das Abendessen gab es bei den Schilderungen von Robert Streibel die Gewissheit, dass Mut zur Aktion und Widerstand selbst schwerfällige Organisationen und Apparate in Bewegung setzt. Bei seiner Leseprobe zum “Wein des Vergessens” nahm er uns mit auf eine Fronleichnamsprozession im Jahr 1937.
Am nächsten Vormittag nahm uns Robert mit zur Besichtigung des “Jüdischen Friedhofs in Krems”. Wir lernten von ihm den Segensspruch “Deine Seele möge eingebunden sein in das Bündel des ewigen Lebens” kennen. Nach einer Stärkung und kurzen Aufwärmrunde führte uns Robert durch Krems. Zum Standort der ehemaligen Synagoge und wir tauchten ein das Leben einer Stadt wo militärische Tradition, ehemaliges jüdisches Leben, Wein und Verdrängung vor der eigenen Geschichte noch immer eine Rolle spielen.
Robert begleitet unds nach Gneixendorf zur kleinen Aussstellung über das STALAG XVII B am Flughafen. Dank seiner genauen Schilderung fanden wir hin, denn die Stadtgemeinde schafft es bis heute nicht ein Hinweisschild anzubringen. Nach dem Essen führte uns Karin Böhm durch das ehemalige Gelände des Lagers. Ihren Fotografien und historischen Recherche von Edith Blaschitz ist zu verdanken, dass es eine fotografische Vermessung dieses Ortes gibt. Auf verschlungenen Wegen führte sie uns zu den Überresten der Unterdrückung und Folter. Gerhard Pazderka ließ uns teilhaben an der Enstehungsgeschichte der Gedenkstätte an die 61 Ermordeten des SS-Massaker in Hadersdorf. Kreative Ideen und Beharrlichkeit schafften dann doch noch einen würdigen Rahmen für die Opfer des grausamen Wahnsinns.
DANKE an alle, die mitgeholfen haben. Besonders bedanken wir uns bei Maxa, ihr Netzwerk hat wichtige Kontakte hergestellt und bei Brigitte, ihre Organisationskenntnisse in Verbindung mit unseren inhaltlichen Zielen, waren eine große Hilfe.
Die österreichischen Faschisten verhängten Verwahrungshaft gegen drei Tabakarbeiter aus Stein
Ludwig Reiter, Alois Knorr und Georg Riedmüller wurden von den Dollfuß-Schergen von 22. Juli bis 20. August 1934 in Haft genommen, weil sie als ehemalige Funktionäre der sozialdemokratischen Partei sich womöglich an einer marxistischen Kundgebung am 1. August beteiligt hätten. Gleichzeitig wurde die Leitung der Tabakregie aufgefordert, die drei Arbeiter zu kündigen und damit ihre Familien in die Armut treiben1.
Widerstand gegen die Faschisten in Krems im Deutschen Reich
Eine Strickerin, die für andere Hilfe besorgt und etwas unternimmt – Leopoldine Puhl
1926 begann Leopoldine in der Tabakfabrik Stein zu arbeiten, sie war in der sozialdemokratischen Gewerkschaft organisiert. Ende l941 wurde Leopoldine Puhl beschuldigt, von Franz Wieland zur Spende für die „Rote Hilfe“ angeworben worden zu sein. Sie wiederum habe ihre Kollegin Marie Malat zur Spendentätigkeit angeworben und kommunistische Zeitschriften weitergegeben.2
Zur Erinnerung an 67 Menschen, die 1940 in Hartheim ermordet wurden
Ausstellungseröffnung Mittwoch, 10. Dezember 2025, 18.30 Uhr, hdgö
Einem Familienfoto auf der Spur: Als Ulrike Wieser ein Bild ihrer Großcousine Elfi Schlager entdeckt, öffnet sich ein verdrängtes Kapitel der Familiengeschichte. Elfi war zehn Jahre alt, als sie gemeinsam mit 66 weiteren Bewohner*innen des St. Josef-Instituts in Mils/Tirol in die Tötungsanstalt Hartheim gebracht und dort ermordet wurde.
Im Artikel “Das interessante Blatt vom 15.7.18861” schreiben sie in der Einleitung von einem unbedeutenden Vorfall und doch ziert die Titelseite ein großes Bild der protestierenden Frauen und der Leitartikel auf Seite 2 beschäftigt sich mit dem Vorfall. Wenn eine Frau, die seit 20 Jahren fleißig für die Tabakfabrik arbeitet, ihre Bestrafung eines wöchentlichen Lohnabzugs nicht anerkennt, wird sie entlassen. An die hundert Arbeiterinnen erklärten sich mit ihr solidarisch und sie erregten einen Exzess durch Schreien, Fluchen, Poltern und Aufschlagen mit den Werkzeugen auf den Tischen, den die Hauswache beilegen musste.
Die Arbeiterinnen der Steiner Tabakfabrik excediren2 wegen Entlassung einer widersetzlichen Collegin.
Hier im Betrieb wurde die Virginiazigarre3 hergestellt. Ein Freund meines Opas rauchte dieses krumme Ding. Die Zigarrenraucher mögen mir verzeihen – mir ist der grausliche Gestank in Erinnerung gebeliben.
Do 20.11.: Premiere in Anwesenheit von Reinhard Tötschinger und Team mit anschließendem Publikumsgespräch (Beginn: 20-.00 Uhr)
Kaisersteinbruch ist ein unscheinbarer Ort im Osten Österreichs. Nichts zeugt mehr davon, dass sich hier eines der größten Kriegsgefangenenlager des Deutschen Reichs befand. Während die Einheimischen nicht mehr viel darüber sprechen, suchen noch immer Nachfahren einstiger Gefangener den Friedhof des ehemaligen Lagers auf und forschen nach Überresten und Bruchstücken ihrer Geschichte.
Fr 21.11.: Anschließendes Gespräch zwischen Reinhard Tötschinger und Michael Achenbach (Dokumentationsarchiv Österreichischer Widerstand) Moderation: Viktoria Tatschl, ORF – Ressort Zeitgeschichte und Zeitgeschehen (Beginn: 20:00 Uhr)
Wir erreichen über den Südtiroler Platz das “Antifaschismus Mahnmal” gegenüber dem Salzburger Hauptbahnhof. Entsetzen, Verwunderung und Ärger wechseln sich ab bei der Betrachtung der Gedenkstätte. Spötisch könnte man behaupten, dass die Taubenzucht früher ein Privileg des Adels war. Hier tritt man in einen riesigen Taubenkobel und die Inschrift in der Betondecke ist für den/die Besucher:in fast nicht lesbar, weil der Taubendreck macht das unmöglich. Ein mögliche “Halsverrenkungsgefahr” ist beim Lesen des Textes inkludiert.
Die Dachplatte wird von drei Pfeilern getragen. Die fehlende vierte soll Betrachter:innen irritieren und zugleich jene Opfer symbolisieren, die von den Nationalsozialist:innen aus der Gesellschaft herausgerissen und vielfach ermordet wurden1.
Romeo Franz und Alexandra Senfft: Großonkel Pauls Geigenbogen.
Donnerstag, 20.11.2025, 18:30 Uhr Wo: Wiener Standort der KZ-Gedenkstätte Mauthausen, Argentinierstraße 13, 1040 Wien
Romeo Franz war von 2018 bis 2024 als erster Sinto Abgeordneter im Europäischen Parlament. In „Großonkel Pauls Geigenbogen“ erzählt der Musiker gemeinsam mit der Autorin Alexandra Senfft über das Leben seiner Familie vom Ende des 19. Jahrhunderts bis heute. Alexandra Senfft ist Autorin, 2. Vorsitzende des Arbeitskreises für Intergenerationelle Folgen des Holocaust (PAKH), Mitglied im Präsidium der Lagergemeinschaft Dachau sowie Mitglied im PEN Berlin.
Wir werden am 14.11., 10:30 eine Führung von Christine Zwingl, Gründerin des MSL Zentrums, bekommen. Die Führung dauert 45 – 60 Minuten.
Die Kosten betragen: Eintritt Erwachsene: 5,- Euro; ermäßigt: 3,- Euro (Studierende, Lehrlinge, Senior:innen, Menschen mit Behinderung) + 2,- Euro pro Person für die Führung. Der Eintritt wird dann vor Ort kassiert.