Internationale Kriegsgräberstätte Tjøtta

Auf unserer Teise entlang der Helgelandküste treffen wir am Morgen in Tjøtta an einer sowjetischen Kriegsgräberstätte ein. Bei unserer Ankunft werden wir von einem Mann, der aus Lettland stammt und jetzt seit 5 Jahren auf den Lofoten lebt, angesprochen. Er erzählt uns einiges über die Entstehung der Gedenkstätte, über die Umbettung vieler Gefallener und gibt uns einige Recherchetipps.

Eingangsdenkmal zur Kriegsgräberstätte

Schon im August 19411 werden daher die ersten Transporte mit sowjetischen Kriegsgefangenen von Stettin über die Ostsee entlang der norwegischen Küste nach Nordnorwegen gebracht.
Insgesamt werden in den folgenden Kriegsjahren ungefähr 100 000 sowjetische Bürger nach Norwegen verschleppt. Die große Mehrheit sind Kriegsgefangene, etwa 93 000 Personen, die übrigen 7 500 Personen sind Zivilisten. Von dieser Gruppe sind etwa 13 700 Menschen in norwegischer Erde begraben oder haben vor Norwegens Küste ein Seegrab gefunden.(1)

Weiter im Artikel zur Kriegsgräberstätte

Arbeiterzeitung

Organ der Sozialdemokratie
26. Juli 1889

In unserer Serie zur Gründung der Arbeiterzeitung 1889 haben wir vier Artikel aus dem digitalen Archiv der Österreichischen Nationalbibliothek herausgenommen.

Jägerndorf
FunktionärInnen des Arbeiter – Bildungsvereins werden durch Gerichtsverfahren eingeschüchtert. Der Obmann Robert Hirt wurde zu vier Wochen Haft verurteilt.

Auch das Zusammenstehen unter freiem Himmel war nicht erlaubt, weshalb Leute, die miteinander im Freien sprechen wollten, die Regenschirme aufspannten, um überdacht zu sein.

Durchsetzung einer Lohnerhöhung in 7 Fabriken von 15 Prozent. Streikunterstützung für die ManufakturarbeiterInnen und streikenden Weber.

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Stryn – Utøya

Erinnerung an Hanne Kristine Fridtun

Auf unserer Norwegenreise entdeckten wir in Stryn, Provinz Vestland in Südnorwegen dieses Denkmal. Wir wurden an den grausamen rechten Terrorakt auf der Insel Utøya erinnert, wo ein rechtsextremer Terrorist bei einem sozialdemokratischen Jugendlager und in Oslo 77 Menschen brutal ermordete.

Die versuchte Übersetzung des Textes

Dann sammle deine Blumen – in einem breiten Strauß – sammle dein Licht – um durch die Dunkelheit zu sehen – sammle deine Freude – um alle Tränen zu öffnen – sammle deine Hoffnung – um am Traum festzuhalten – sammle deine Gedanken – allen Zweifeln standhalten – sammle deine Menschen – sammle unsere Mitmenschen – bringe uns zusammen

Lars Saabye Christensen – Nico Widerberg
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Sterben für “Brot und Arbeit“ in Lecce 1945

In Lecce entdecken wir eine Gedenktafel über den Tod von drei Arbeitern, wo wir etwas recherchieren mussten, bis wir sie richtig einordnen konnten.

Ein halbes Jahrhundert brauchte die Stadt für diese Gedenktafel, um an den Mord an drei Arbeitern zu gedenken.

Am Morgen des 24. September 1945 versammelten sich über 5.000 Menschen auf der Piazza San Oronzo (Lecce), getrieben von Hunger, Wut über gebrochene Versprechen und Arbeitslosigkeit. (1) Der Streik geht weiter und auch die Besetzung des Platzes. Am Morgen des 25. sind die zehntausend Demonstranten auf dem Platz und erreichen mit dem Ruf “Brot und Arbeit” die vergitterte Tür des Palazzo dei Celestini, in dem sich die Präfektur befindet.(2) Die Menschen bestanden aus Arbeitern, Maurern, Malern, Bauern, … alle erschöpft und wütend.

Den DemonstrantInnen gelingt es das Tor trotz des Widerstands der Carabinieri zu durchdringen. Dann wird der Schußbefehl an die Matrosen der “San Marco“ erteilt, die durch Schüsse in die Demonstranten das Vordringen stoppen.
Die Schüsse sind zu hören und der erste der getötet wird ist Nicola Fatano, ein Straßenhändler, dann der Pizzicagnolo Oronzo Zingarelli, Francesco Schifa, ein Maurer, der ebenfalls an den Schüssen stirbt. Es gibt auch Verwundete, darunter ein neunjähriger Junge, der an einer Tür eines Hauses steht und fasziniert der Demonstration zusieht.


Quellenangaben:

  • (1) www.BelSalento.com
  • (2) Ein Blog, der sich mit Geschichten, Zeugnisse, Initiativen zum Thema Rechte, Arbeit und Kultur beschäftigt.

133 Jahre Arbeiterzeitung

133 Jahre wäre sie vor ein paar Tagen alt geworden – unsere Arbeiterzeitung. Grund genug, die Geschichte der AZ, wie diese Alltagslektüre einst in vielen Haushalten liebevoll genannt wurde, Revue passieren zu lessen, aber auch, uns zu fragen, welche Rolle ein zentrales Medium der Arbeiter*innenbewegung heute in Österreich spielen könnte. Gerade bei der Diskussion politischer Positionen oder auch der Rolle einer Zeitung als „kollektiver Organisator“, welcher tragisch fehlt, wie die geringe Beteiligung von SPÖ und Gewerkschaften an Demonstrationen und anderen Aktionen zeigt, gäbe es einiges an Aufholbedarf. Das und noch mehr diskutieren wir in der 32. Ausgabe unseres Podcasts „Das Politische Quartett“. (Axel Magnus auf www.aufwiderstand.at)

Auf das Bild klicken – dann kommt man zum Podcast

Brigitte und Werner Drizhal diskutieren mit 2 Kollegen zur Entwicklung der Arbeiterzeitung.

Das Lesen der Arbeiterzeitung führte zur Kündigung

Wer Zeitungen liest, an Versammlungen (…) teilnimmt, wird sofort entlassen

Alle 3 Bilder aus dem digitalen Archiv der Österreichischen Nationalbibliothek – Arbeiterzeitung 12. Juli 1889 – Titelseite

Über all dies schrieb Victor Adler in „Die Gleichheit“ (die Vorgängerzeitung der Arbeiterzeitung). Der erste Artikel erschien am 1. Dezember 1888. Daraufhin wurden nicht die Arbeitsbedingungen verbessert, sondern „strenge Nachforschungen nach Arbeitern veranstaltet“, die „Die Gleichheit“ verteilt hatten oder gar besaßen. Zwei Arbeiter wurden von ihren Strohsäcken geholt, verhaftet, angeklagt und zu Geldstrafen verurteilt. Es wurde die Losung ausgegeben: „Wer Zeitungen liest, an Versammlungen (…) teilnimmt, wird sofort entlassen.“
Auch Adler wurde angeklagt und musste 30 Gulden Geldstrafe bezahlen. (Quelle: ÖGB, Marlies Mendel – Victor Adler und die ZiegelarbeiterInnen)

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Eine Gedenktafel in Alberbello

Bei unserem Besuch der Stadt in Alberobello entdeckten wir diese Gedenktafel.

Zum 20. Jahrestag (2. Juni 1965) wurde im Andenken an die nationalsozialistische Unterdrückung und den Kampf im Widerstand für ein freies Vaterland und für Demokratie, diese Tafel enthüllt.

Alberobello, das jährlich von tausenden Touristen (auch uns) wegen der Trulli-Häuser besucht wird, war auch Standort eines Internierungslager (campo di concentramento) der italienischen Faschisten.
Die Internierten waren in einer ehemaligen Landwirtschaftsschule, der Casa Rossa, untergebracht, die sich einige Kilometer vom Ortskern entfernt im Weiler Alberto della Croce befand. Von 1940 bis 1943 waren insgesamt 208 Insassen in Alberobello interniert. Die ersten Internierten – Engländer, Iren, Malteser und Inder – wurden alsbald verlegt, um für italienische und ausländische Juden, Angehörige der slawischen Minderheiten in den italienischen Grenzprovinzen und Jugoslawen aus den von Italien besetzten und annektierten Gebieten Platz zu machen. Antifaschisten befanden sich ebenfalls im Lager. Im Sommer 1942 wurden die jüdischen Internierten nach Kalabrien, ins Internierungslager Ferramonti di Tarsia, überstellt. Die Belegung erreichte ihren Höchststand im Juli 1942 mit 105 Personen.(1)

Zurück zu den Trulli-Häusern. In einem Literaturreisebericht entdeckte ich auch einen Hinweis zum Namen der Häuser:

Diese Bauten hießen früher im salentinischen Dialekt einfach nur “casedde”, kleine Häuser. Mit dem Faschismus wurden diese Bauten in “Trulli” umgetauft. Andere Bezeichnungen sind truddhu, ruddo, turri, furnieddhu, furnu, pajaru, chipuru, calvari, lamie.(2)

COSIMA SANTORO

Quellenverzeichnis

Geschichten der Burgenland Roma und Romnija

Eine Volksgruppe zwischen Disziplinierung, Verfolgung, Vernichtung und dem Kampf um Anerkennung.

Studienreise 15.-16. Oktober 2022 / Verein Rote Spuren

Unsere diesjährige Studienreise führt uns ins Burgenland, das 1921 Teil von Österreich wird. In diesem sprachlich und kulturell heterogenen Bundesland leben zu dieser Zeit etwa 8000 Roma und Romnija, die bereits in der Zwischenkriegszeit zunehmenden Diskriminierungs- und Zwangsmaßnahmen ausgesetzt sind.

Anschlussdenkmal in Oberschützen

Am ersten Tag unserer Reise beschäftigen wir uns im „70er Haus der Geschichten“ in Mattersburg mit der verschärften Repression im Austrofaschismus und der Zwangsarbeit im Nationalsozialismus. Wir besuchen die Gedenkstätte des nationalsozialistischen „Zigeunerlagers“ in Lackenbach und diskutieren über die erschreckende Dimension der Vernichtung. Nur 600 bis 700 Personen überleben den Porajmos, den Holocaust an den Rom:nija.

Am zweiten Tag beschäftigen wir uns mit der Zeit nach 1945. Die Anschlussdenkmäler in Oberschützen zeigen den Jubel vieler Österreicher:innen für den Nationalsozialismus und das Verschweigen dieser Geschichte nach dem Zweiten Weltkrieg. In Oberwart setzen wir uns mit dem schwierigen Kampf von Roma-Aktivist:innen gegen Diskriminierung auseinander. 1993 wird die Anerkennung als Volksgruppe erreicht, 1995 jedoch werden bei einem rassistischen Attentat vier Menschen ermordet.

Die Reise ist offen für alle, die sich gemeinsam mit dieser Geschichte auseinandersetzen möchten! Der Teilnahmebeitrag beträgt 50€ (+20€ Jahresmitgliedschaft im Verein für Nicht-Mitglieder) und inkludiert Transport von/nach Wien, eine Übernachtung inkl. Frühstück, drei gemeinsame Essen und das gesamte Programm.

Wir freuen uns über Anmeldungen an: rote.spuren@chello.at


Weitere Interessante Artikel dazu am Blog:

Antifaschistischer Widerstand in Gallipoli in Apulien

Die Gedenktafel fanden wir bei einem Stadtrundgang in Gallipoli.

Die Stadt Gallipoli gedenkt hier auf dieser Steintafel sechs Opfer, die im Kampf für Freiheit und Demokratie im antifaschistischen Widerstand getötet wurden.
Fernando Selvaggio war im Widerstand bei den Partisanen und wurde erschossen. (1)
Luigi Schirosi gehörte zu den Salento Partisanen. Er wurde gefangen genommen und in ein Vernichtungslager der Nazi deportiert und getötet. (1)
Augusto Mosca fiel bei der Befreiung der Stadt Neapel.
Als Italien in den Krieg eintrat, trat Emanuele Caracciolo der Kommunistischen Partei bei, half bei der Rettung zahlreicher jüdischer Familien, beherbergte junge Deserteure in seinem Haus, wurde jedoch denunziert und von der SS in die Via Tasso gebracht, wo er so sehr gefoltert wurde, dass er fast nicht mehr wiederzuerkennen war. Deshalb wurde er in die Krankenstation von Regina Celi verlegt, von wo aus er zusammen mit 334 seiner Gefährten in die Fosse Ardeatine (Massaker in den Adreatinischen Höhlen) gebracht wurde, um dort brutal geschlachtet zu werden.(2)


Quellenverzeichnis

Von den Hungeraufständen zur weltweiten Unterernährung

Die Habsburger ließen die Bauern verhungern statt ihren Wohlstand einzuschränken

Während der Adel in Saus und Braus lebte verhungerten die Bauern. Maria Theresia wollte nichts zur Rettung der Bauern beitragen. Insbesondere im Jahr 1771/72 kam es in Böhmen zu einer großen Missernte und nachfolgend zu einer Hungersnot. Etwa 250.000 Menschen starben damals an Unterernährung. Das war etwa ein Zehntel der Bevölkerung.

Hungeraufstände in Wien

Bis zu 100.000 unzufriedene Arbeiter marschierten am 17. September 1911 auf dem Wiener Rathausplatz auf. Sie protestierten gegen die ihnen aufgezwungenen katastrophalen sozialen Bedingungen, allen voran wuchernde Lebensmittelpreise und das Wohnungselend in den Außenbezirken Wiens. Die vorerst friedliche Kundgebung eskalierte in einer gewaltsam niedergeschlagenen Hungerrevolte. (orf)
Der massive Einsatz von Gewalt war beispiellos, wie Austromarxist Otto Bauer später festhielt:

„Zum ersten Mal seit dem Oktobertag 1848, an dem die Truppen Windischgrätz’ die Hauptstadt dem Kaiser wiedererobert haben, ist in Wien auf das Volk geschossen worden. Was selbst in den gewaltigsten Stürmen des Wahlrechtskampfes nicht geschehen ist, hat sich am 17. September 1911 in Wien ereignet. In ganzen Stadtvierteln blieb kein Haus, kein Fenster, keine Laterne unversehrt.“

Otto Bauer
Neue Zeitung, 19. September 1911 – Archiv der Österreichischen Nationalbiblothek
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