Demokratie in Gefahr?

Beim Nachlesen der Zeitschriften nach unserer Sommerreise “stolperte” ich über einen Artikel in der Zeitschrift des Bund Sozialdemokratischer Freiheitskämpfer1 mit dem Titel “Demokratie in Gefahr – Ansatzpunkt zur Diskussion. Cornelia Krajasits zitiert aus der Jugendstudie von Ö3 und dem SORA-Institut, in der 40.000 Personen im Alter zwischen 16 und 25 Jahren sich beteiligt haben.2

Die gute Nachricht von ihr zwei Drittel der jungen Menschen sind an Politik und politischen Prozessen interessiert und nun die bedenkliche Schlussfolgerung – die Distanz zwischen der GenZ3 und der Politik ist enorm groß.

  • 15 % der Befragten fühlen sich von der Politik vertreten
  • 29 % der jungen Menschen denken, dass die Älteren für die Meinungen und Lösungsansätze aufgeschlossen sind.
Abbildung – SORA-Bericht – Junge Menschen & Demokratie in Österreich 20234
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Hermagor/Šmohor – Orte des (Nicht-) Erinnerns? – 3. Teil – Nationalsozialismus

Wie bereits im Teil 1 beschrieben finden wir viele Heldendenkmäler in Hermagor mit denen sich hier die Geschichte „zurecht gebogen“ wird. Ein ypisches Denkmal dafür ist das Denkmal für Gailtaler Schützen.

Aus dem Gailtal waren 1918/19 rund 200 Soldaten an der Zurückdrängung von SHS-Einheiten1 aus Arnoldstein beteiligt. Aufgrund des Verdienstes der „Gailtaler Schützen“ im  „Kärntner Abwehrkampf“ wurde Hermagor 1930 feierlich zur Stadt erhoben. 

Die Stadterhebungsfeier kam dabei einem Durchbruch des Deutschnationalismus im Gailtal gleich. Der Weg zur Deportation der Gailtaler SlowenInnen wurde bereits zu diesem Zeitpunkt gelegt. Das Denkmal für die „Gailtaler Schützen“ wurde 1929 errichtet und die seit den frühen 1920er Jahren politisch aktiven Gailtaler Nazis wussten den Abwehrkampf recht geschickt in ihre regionale Propaganda einzubauen. 

Die Gailtaler AnhängerInnen der Kärntner Nationalsozialisten traten 1923/1924 erstmals in Erscheinung und äußerten sich demgemäß sofort zum Abwehrkampf als „stolzen und gerechten Sieg gegenüber jugoslawischer Hinterlist und Eroberungssucht“2.

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Hermagor/Šmohor – Orte des (Nicht-) Erinnerns? – 2. Teil – Heim ins Reich – Deportation der slowenischsprachigen Bevölkerung

Nun zum zweiten Teil unseres Rundganges in Hermargor. vom Friedhof gehen wir Richtung Zentrum der Stadt.

Das nationalsozialistische Regime sah in der slowenischsprachigen Bevölkerung “Staatsfeinde” und “Unmenschen”. Mittelfristig sollte alles Slowenischsprachige aus Kärnten verschwinden. Das Ziel der Nazis gab Hitler 1941 persönlich vor: “Macht mir das Land deutsch!” 

Im April 1942 wurden mehrere kärntner-slowenische Familien aus der Gemeinde Hermagor zwangsausgesiedelt oder deportiert. Die lokale Hauptverantwortung dafür trug der nationalsozialistische Kreisleiter von Hermagor Julian Kollnitz, der im Zuge der Entnazifizierung 1949 zu zehn Jahren Haft verurteilt wurde.1

In einem Bericht von ORF-Kärnten2 wird das Buch3 von Bernhard Gitschtaler „Ausgelöschte Namen“ vorgestellt.

200 Biographien von NS-Opfern, unter ihnen Kärntner Slowenen, Juden, Homosexuelle, Geistliche, politisch Verfolgte, Widerstandskämpfer und Euthanasie-Opfer, konnte das Team um den jungen Politikwissenschaftler Bernhard Gitschtaler in dreijähriger Forschungsarbeit rekonstruieren.

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Hermagor/Šmohor – Orte des (Nicht-) Erinnerns? – Politisches Durchatmen nach der Wahl vor dem 2. Teil

Im ersten Teil unserer Tour in Hermagor besuchten wir den Friedhof mit seinen historischen Erinnerungs- und Gedenkstätten. Den zweiten Teil schreibe ich unter dem Eindruck der Ergebnisse der Nationalratswahl. Sehr betroffen von den Ergebnissen und dem permanenten Rechtsruck der Wähler:innen. Hier in diesem Blog bei meinem Beitrag stelle ich mir die Frage: „Wie gelingt es, dass die Menschen aus der Geschichte lernen können?“ Allerdings drängt sich mir ein weiterer Eindruck auf – viele Wähler:innen wollen Ausgrenzung ganzer Bevölkerungsgruppen, Einschränkungen der Menschenrechte, weniger Pensionen und schlechtere Gesundheitsversorgung, usw…

Ist das wirklich so? Weshalb? Ist es nur der Frust, der Ärger, die Angst oder die Wut auf die eigenen Lebensverhältnisse, das gesellschaftliche Geschehen oder die politischen Akteur:innen?

Bei Diskussionen im eigenen Bekanntenkreis durchaus mit Funktionsträget:innen, wird immer wieder betont warum fortschrittlich Sozialpolitik nicht geht und man muss ja die Reichen, die Vermögenden ja verstehen. Viele „verschanzen“ sich lieber im Eigenheim, haben noch nie Not und Elend erlebt, und das ist auch gut so, und folgen den politischen Einpeitschern der FPÖ, die vordergründig gegen das „System“ wettern und in Bierzelten mit markigen Sprüchen und Anfeindungen hetzen, um am Tag nach der Wahl genau dieses System maximal für ihre Interessen und Machtdünkel auszunutzen.

Meistens kommt bei politischen Diskussionen dann das „Grauschleier-Argument“ , ja das machen ja alle so! NEIN das ist nicht so – zehntausende Betriebsrät:innen, Aktivist:innen in Vereinen, politischen Parteien, in Blaulichtorganisationen arbeiten für ein gesellschaftliches miteinander und für ein besseres Leben für uns alle.

DEMOKRATIE heisst nicht nur Widerspruch, sondern auch Beteiligung am gesellschaftlichen Leben. Die entscheidende gesellschaftliche Frahe dazu ist: „Werden sie dazu abgeholt? Ist das überhaupt auf der Agenda der politischen Parteien und Organisationen? Wollen wir überhaupt, dass viele mitmachen und nicht nur wählen? Da ist UMDENKEN dringend gefragt! Bei manchen Akteur:innen habe ich den Eindruck, dass sie ihren Mitgliedern, Funktionär:innen und Beschäftigten dies nicht zutrauen, ihnen nicht vertrauen aber was wahrscheinlicher ist, es ist ihnen zu kompliziert und aufwendig, weil das heisst es braucht Beteilungsprozesse und Mitwirkungsebenen und ganz wichtig es braucht eine andere Bildungsstrategie, die darauf ausgerichtet ist, dass man nicht jahrelang in Gremien sitzt, nichts sagt, vieles abnickt und eigentlich wenig Mitwirkung notwendig ist.

Dann gibt es einige sehr geschätzte Freund:innen, Genoss:innen, die sich politisch links verorten, und die auch sehr schätze. Sie neigen dazu ihre berechtigten Unzufriedenheiten zu personalisieren. In vielfachen Mails, Tweets, Statements werden die Unzulänglichkeiten der Person, Organisation geradezu liebevoll bis ins Detail besprochen und behandelt. Wir sollten die Dinge auch im Auge behalten. Aber manchmal habe ich den Eindruck, dass die Ausführlichkeit der „Selbstzerfleischung“ dazu führt, dass man nichts tun muss. Ich gebe zu, dass macht mit mit meinen fast 66 Jahren keinen Spaß und ist mir zu anstrengend. Da gehe ich lieber mit Menschen durch Wien und versuche Geschichte von Unten erlebbar zu machen.

Politik muss auch Spaß machen – das dürften viele vergessen haben.

Eine Auflistung von W.K. in facebook zur Politik der FPÖ

Hermagor/Šmohor – Orte des (Nicht-) Erinnerns? – Teil 1 – Der Friedhof

Brigitte und ich gehen dem Hobby des Geocaching nach. In Hermagor (Šmohor) sind wir auf einen Adventure Lab (Rundgang) gestossen, der sich mit Orten der Geschichte befasst, die im öffentlichen Bewusstsein des Ortes ausgeklammert werden und wo keine Denkmäler errichtet werden.

Eine weitere Quelle zu diesem Artikel ist die Begleitbroschüre des Vereins Erinnern Gailtal von Daniel Jamritsch und Bernhard Gitschtaler mit dem Titel „Orte des Erinnerns? Hermagor/Šmohor1“. In der Einleitung zu dieser Broschüre steht:

Die herrschende Erinnerungskultur im Raum Hermagor/Šmohor und dem Gailtal ist geprägt von einer Schräglage, die die Opfer des Nationalsozialismus aus dem kollektiven Gedächtnis ausklammert, während den gefallenen Wehrmachts- und SS-Soldaten seit jeher viel Platz im kollektiven Gedächtnis eingeräumt wird. In beinahe jedem Ort des Gailtales findet der/die BesucherIn ein Kriegerdenkmal, das nicht nur den Soldaten des Ersten Weltkrieges gedenkt, sondern auch jenen des sogenannten „Kärntner Abwehrkampfes“ sowie des Zweiten Weltkrieges – eine kritisch-historische Aufarbeitung von Nationalsozialismus und Deutschnationalismus existiert in der Gailtaler Denkmallandschaft nicht. Damit einher geht nicht nur das Ausradieren der zahlreichen NS-Opfer aus der regionalen Gedenkkultur, sondern auch die bewusste Bagatellisierung oder Verleugnung der nationalsozialistischen und deutschnationalen Verbrechen in der jüngsten Vergangenheit Kärntens.

Unser erster Weg führt uns zum Friedhof des Ortes, wo den Toten des Ortes im kollektiven Gedächtnis ein Andenken bewahrt wird. Der Friedhof ist auch Spiegelbild der örtlichen Macht- und Vermögensverhälnisse. Er zeigt auch deutlich auf – was ist uns wichtig und vor allem welche Ereignisse.

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Hilde Krones und die Generation der Vollendung

Biographische Spurensuche im Roten Wien

Die Sozialistin Hilde Krones wurde als Jugendliche durch das Rote Wien der Jahre 1919–1934 geprägt. Ab 1934 war sie im Widerstand gegen Austrofaschismus und Nationalsozialismus aktiv. Krones war Teil jener Generation, die Otto Bauer, der theoretische Kopf der österreichischen Sozialdemokratie, als »Generation der Vollendung« bezeichnet hatte, als jene Gruppe junger Parteiangehöriger, die zu ihren Lebzeiten das Ende des Kapitalismus erleben würde.

ISBN: 978399136-065-0
Erscheint: Oktober 2024
Preis: € 30.- Bestellung

Das Buch behandelt einen wichtigen Nachlass, der im Verein für Geschichte der ArbeiterInnenbewegung bewahrt wird.

Im Herbst sind bereits drei Präsentationen fixiert, die jeweils einen etwas anderen inhaltlichen Fokus haben werden:

1.10.2024 18.30: Ein Gespräch mit Martina Nußbaumer im Wien Museum:
Anmeldung unter diesem Link: https://www.wienmuseum.at/event/910

24.10.2024 11.30: Vortrag am Institut für Zeitgeschichte (Reihe “Interaktionen”), im Seminarraum 1 des Instituts für Zeitgeschichte der Uni Wien, Spitalgasse 2-4 (Campus AAKH), Hof 1.13

14.11.2024 18.30: Vortrag in der Veranstaltungsreihe des Instituts für Historische Sozialforschung der AK, Bibliothek der Arbeiterkammer Wien, Prinz-Eugen-Straße 20-22, 1040 Wien
https://ihsf.at/Veranstaltungen/Veranstaltungen.html

In seinem neuen Buch erzählt Historiker Georg Spitaler ihre Geschichte als Biografie in politischen Begriffen und Gefühlen. Es ist eine forschende Séance, die sich in der Gegenwart auf die Suche nach den spukenden Hoffnungen und lost futures emanzipativer Politik begibt, die in den Trümmern der Geschichte des 20. Jahrhunderts begraben sind.

MARIA EMHART – RÄDELSFÜHRERIN IM KAMPF FÜR DIE DEMOKRATIE

Eine Koproduktion mit portraittheater und Kulturforum Niederösterreich und Bar&Co

portraittheater zeichnet anhand von autobiografischem Material und Dokumenten den lebenslangen Kampf der Politikerin Maria Emhart für Freiheit und Demokratie in Österreich nach.

Wir müssen alle vorsichtig sein, denn sonst verlieren wir das Kostbarste, was die
Menschheit besitzt, nämlich die Demokratie

Text: Anita Zieher
Regie: Margit Mezgolich
Wissenschaftlicher Berater: Thomas Lösch, Stadtarchiv St. Pölten
Es spielt: Anita Zieher

Termine und Tickets
21. – 25. Oktober und 5. – 9. November 2024 um 20 Uhr

In der Zeit des Austrofaschismus wurde die Demokratie in Österreich demontiert. 1934 erschütterte ein Bürgerkrieg das Land. Die wechselvolle Geschichte Österreichs spiegelt sich im Leben der in Niederösterreich geborenen Politikerin Maria Emhart (1901–1981) wider. Als 14-jährige Arbeiterin in St. Pölten beginnt sie sich zu politisieren. Bei den Februarkämpfen 1934 nimmt sie in St. Pölten eine führende Funktion ein und entgeht als „Rädelsführerin“ nur knapp der Todesstrafe. Im Untergrund kämpft sie mit den Revolutionären Sozialisten weiter für die Rückkehr zur Demokratie und wird eine der Hauptangeklagten beim „Großen Sozialistenprozess“. Nach ihrer Freilassung müssen sie und ihr Mann nach Bischofshofen übersiedeln. Sofort nach Kriegsende 1945 beginnt sie in der Gemeindevertretung mitzuarbeiten. 1946 wird sie zur ersten Vizebürgermeisterin in Österreich gewählt und übt dieses Amt 20 Jahre lang aus. Daneben ist sie viele Jahre Abgeordnete im Salzburger Landtag sowie im Nationalrat.

Eine Schulordnung von 1898

Beim Besuch des Gailtalmuseum in Moderndorf in Kärnten fiel uns eine Schulordnung von 1898 in die Hände. Ein klassisches Exemplar der “Untertanenbildung“.

Otto Glöckel meinte bei seinem Antritt als Unterstaatssekretär für Unterricht 1919  “Wir brauchen Demokraten und keine Untertanen.” Aber wie werden aus Untertanen selbstständige, sich in gesellschaftliche Demokratieprozesse einbringende Menschen? Oder wie Wilhelm Liebknecht 1872 sagte : „Arbeiterbildung sollte zum besseren Verständnis der eigenen gesellschaftlichen (Klassen-) Position beitragen und den solidarischen Weg in eine bessere Gesellschaft weisen”.

Anna Neumann – Herrin von Murau

Die Vermännlichung einer bürgerlichen Powerfrau, die mit ihrem Erbe die Schwarzenbergs reich machte

Anläßlich unseres Besuchs in Murau besuchten wir diese Ausstellung im Rathaus Murau. Zentrale Figur dieser Austellung ist das Leben einer Kärtnerin, die durch Geschick, Erbe und sechs Ehen zu einer der reichsten und mächtigsten Frauen ihrer Zeit in Österreich wurde.

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