Das Novemberpogrom

Auszug aus einem Artikel der Wiener Zeitung von 6./7. November 2021
“Der Jud muss weg – sein Gerstl bleibt da”
von Fritz Rubin-Bittmann

Das Novemberpogrom markierte einen Wendepunkt in der nationalsozialistischen Judenpolitik. Die Gewaltexzesse, die sich in aller Öffentlichkeit ereigneten, waren Auftakt und Vorboten der “Endlösung”, der sechs Millionen Juden zum Opfer fielen. De facto begann mit der sogenannten Reichskristallnacht die Shoa. Auf Befehl Adolf Hitlers war im Sommer 1938 in München die Hauptsynagoge – ein repräsentativer Bau, den er als widerwärtig empfand – abgerissen worden. Dieser Willkürakt hatte im darauffolgenden November zweifelsohne Signalwirkung.

ehemalige Synagoge in der Kluckygasse im 20. Bezirk

Judenfeindschaft und Profitgier

Die Aggression gegen Juden hatte sich mit dem “Anschluss” im März 1938 intensiviert. In Österreich war der Antisemitismus wesentlich stärker (Anm.: Habsburger, katholische Kirche, Lueger,…) ausgeprägt als im Deutschen Reich. Aus anfänglichen Diskriminierungen wurden dann Ausschreitungen voller Brutalität, Demütigungen, Raub und Plünderungen. Juden wurden zum Freiwild und waren der Willkür und Grausamkeit des marodierenden Mobs permanent ausgesetzt. Im Sommer 1938 gab es Übergriffe gegen Synagogen und Geschäfte sowie Hausdurchsuchungen in jüdischen Wohnungen. Der Antisemitismus war Staatsdoktrin – die Judenpolitik stand im Mittelpunkt der sozialdarwinistisch-rassistischen Ideologie des Nationalsozialismus. Entrechtung, Enteigung und letztlich Eliminieruzng der Juden waren Konsequenz und Programm. Mehr dazu in der Wiener Zeitung

Stolpersteine in Graz

Aus dem Sausal kommend besuchten wir Graz für einige Tage. Herrliche, sonnige Herbsttage im Oktober tauchten die Stadt in die kräftigen Farben des „Indian Summer“. Mit dem grünen Linien der Grazer Verkehrsbetriebe fuhren wir von Bad Straßgang zum Jakominiplatz im Zentrum von Graz.
In Graz gibt es über 200 Stolpersteine und als begeisterte Geocacher*innen und Geschichtsinteressierte widmeten wir uns einem Projekt, das uns „doppelt“ interessierte. Ein/e Cacher/in namens „epikurios“ hat einen Adventure Lab durch die Grazer Innenstadt zu den Stolpersteinen gestaltet. Dabei wurden fünf Orte mit Stolpersteinen herausgegriffen, um das mittlerweile weltweit zum größten Mahnmal entwickelt Gedenkvorhaben der Cachercommunity näher zu bringen. Für mich ein gelungenes Projekt, das zeigt wie man Geschichte und Hobby miteinander vereinbaren kann.

Mit im Boden verlegten kleinen Gedenktafeln, sogenannten Stolpersteinen, soll an das Schicksal der Menschen erinnert werden, die in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt, ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden.

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Ihre Spuren sind vergessen, zerstört und verweht

Der große burgenländische Erzähler Richard Berczeller geht in seinen Memoiren „Verweht“ seinen Erinnerungen an das jüdische Leben in Mattersburg nach.(1)

Bei unserem Studientag im 70er-Haus in Mattersburg besuchten wir bei einem Stadtspaziergang mit Georg und Elisabeth Luif das Denkmal zum Andenken an die Jüdische Gemeinde in Mattersburg.

Auf Initiative von Peter Berczeller findet am 20.November 2012 ein Treffen in Mattersburg statt, wo die Idee der Errichtung einer Erinnerungsstätte bzw. Begegnungsstätte in Mattersburg besprochen wird. Nach einem weiteren Treffen am 8.März 2013 in Wien wird am 12.April 2013 der Verein „Wir erinnern“ gegründet. Der Verein soll sich mit den Fragen über Erinnerungspfad, Straßennamen, Gedächtnisstätte und Veranstal- tungen beschäftigen. Das Grundkonzept ist nicht Gedenken, sondern aktives Erinnern an das Judentum in Mattersburg zu fördern.

Im November 2013 wird ein Projektplan für die Errichtung einer Begegnungsstätte und Ausgrabung der Synagoge erarbeitet. Außerdem wird überlegt, die Umbenennung von Straßen nach vertriebenen MattersburgerInnen zu fordern. Diese Pläne werden von Obfrau Gertrude Tometich abgelehnt und verhindert. Dies führt zum Ausscheiden von Peter Berczeller, Georg Luif und Sissi Luif aus dem Verein. (2)

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Jüdische Hilfe während der NS-Zeit in Favoriten

Wilhelm Bettelheim war Arzt, mit einer Praxis in der Favoritner Laxenburger Straße, wo auch der Sohn des Ehepaar Bettelheim im letzten Kriegsjahr geboren wurde.  Seine ersten drei Lebensmonate verbrachte er im Versteck der jüdischen Familie, in einem Weinkeller in Hagenbrunn am Bisamberg. Am 12. Jänner 2017 wurde dieser Sohn, der ebenfalls Wilhelm hieß, mit dem Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich ausgezeichnet. Damit wurde er für seine wertvolle Beiträge bei der Aufarbeitung der “braunen Flecken” bei den Wiener Philharmonikern und seine intensive Erinnerungs- und Aufklärungsarbeit – auch als Chronist der eigenen tragischen Familiengeschichte – gewürdigt.

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Jüdischer Friedhof Floridsdorf

Der Friedhof liegt an der Ruthnergasse 26 in Floridsdorf

Am Weg zur „Weinenden Brücke“ kamen wir an diesem Friedhof vorbei. Er ist versperrt und deshalb konnten wir nur Fotos von außen machen.
Vermutlich 1876 wurde der Friedhof geplant und errichtet, und war das Anfangsprojekt der Israelitischen Cultusgemeinde Floridsdorf. Am ursprünglich 5.566 m² großen Friedhof fand die erste Beerdigung am 2. Juni 1877 statt. 1881 wird der Friedhof erweitert und 1883 eine Zeremonienhalle errichtet. Die jetzige Tahara Halle baute man im Jahre 1952. Der Friedhof wurde 1978 offiziell geschlossen. Bis heute fanden 1.391 Beerdigungen statt und 1402 Grabstellen gibt es am Friedhof. Neben zahlreichen Angehörigen alter Floridsdorfer Kaufmannsfamilien (darunter Deutsch, Duldner, Grünwald, Pollak, Sinai, Weininger und Wodicka [Kaufhaus Am Spitz] sind auch der “erste jüdische Ansiedler in Floridsdorf”, Elias Wimmer († 23. März 1883), sowie der am 4. Juni 1927 tödlich verunglückte Motorradrennfahrer Hans Grünwald bestattet.

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Eduard Fahn

Mehrere Jahrzehnte als Arzt kranken Menschen geholfen und dann von den Nazis in Theresienstadt ermordet.

Bei einer unserer Radtouren entdeckte Brigitte ein Straßenschild mit dieser Beschriftung.
Geboren: 30. Juli 1868 in Dolnì Cetno
Ermordet: 4. Mai 1943 im KZ Theresienstadt

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Holocaustopfer – Ryfka und Toska Feuchtbaum

Anläßlich einer Einkaufstour mit den Rädern haben wir diese Gedenktafel in Simmering entdeckt.

Am Friedrich-Engels-Hof in 11., Ehamgasse 8 wurde am 22. September 1999 eine Gedenktafel für Ryfka Feuchtbaum und Toska Feuchtbaum im Rahmen des Projekts “Kündigungsgrund: ‘Nichtarier'” enthüllt. Stifter der Tafel waren die Volkshochschule Simmering und der Kulturverein Simmering. Die Enthüllung der Tafel wurde von Gemeinderat Michael Ludwig und dem Kultusrat der Israelitischen Kultusgemeinde Nechemia Gang durchgeführt.

Toska Feuchtbaum wurde als Tochter des Berufsfotografen Anschel (auch: Adolf) und seiner Frau Ryfka geboren. Der Vater war ein aktives Mitglied der jüdischen Gemeinde sowie einer jüdischen Veteranenvereinigung aus dem Ersten Weltkrieg (vermutlich ist damit der Bund Jüdischer Frontsoldaten Österreichs gemeint).

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Stadtspaziergang Brigittenau

Die Brigittenau im Brennpunkt gesellschaftlicher Veränderungen
Eine Kooperation mit der VHS-Brigittenau

Bei diesem Spaziergang begeben wir uns auf die Suche nach den Lebensumständen, die unsere Vorfahren in der Brigittenau geprägt haben. Wir erforschen gemeinsam die Geschichte unserer Großväter und Großmütter und deren Vorfahren. In welchen Betrieben haben sie gearbeitet? Woher kamen sie? Wohin mussten sie fliehen vor dem Austrofaschismus und den Nazis? Wer wurde verfolgt und in die Todeslager abtransportiert? Wer hat hier in der Brigittenau Widerstand geleistet und die Demokratie verteidigt? Wer opferte sein Leben im Widerstand gegen den Nationalsozialismus.

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