Demokratie musste über Jahrhunderte erkämpft, erstritten werden. Dabei gab es hunderte Todesopfer zu beklagen. Wir nutzten den Zentralfriedhof um aus den geschichtlichen Brennpunkten unseren Blick für die Gegenwart zu schärfen. Es geht um eine Demokratisierung des Erinnerns.
Die Gruppe am Nachmittag nach der Fahrt mit einer historischen BIM
Sonntag, 07. Mai 2023, Gedenkfahrt zur Befreiungsfeier nach Mauthausen
Bereits seit 1946 findet eine Zeremonie zur Wiederkehr der Befreiung des KZ Mauthausen statt. Heuer steht dieser unter dem Motto “Zivilcourage”.
Vor der internationalen Befreiungsfeier um 11 Uhr findet um 10 Uhr wieder unsere
sozialdemokratische Gedenkfeier bei den Gedenktafeln für den ermordeten Schutzbundkämpfer Richard Bernaschek statt. Anschließend nehmen wir an der Hauptfeier am ehemaligen Appellplatz teil.
Treffpunkt: 6:45 Uhr vor dem Bahnhof Hütteldorf (Bus-Bahnhof Hütteldorf (Endstation U4, S45, Ausgang Keißlergasse) Abfahrt pünktlich um 7:00 Uhr Nach der Feier werden wir in einer Raststätte zum Mittagessen einkehren. Die Rückkehr in Wien ist zwischen 17:00 und 18:00 Uhr geplant.
Die Teilnahme ist kostenlos, bitte beachtet, dass es sich um keine Führung durch die KZ-Gedenkstätte handelt, sondern um den Festakt zur Befreiung des KZ-Mauthausens. Anmeldung ist ab sofort möglich per Mail kaempfer@spoe.at oder Telefon.+43(0)1 53427/277
WICHTIG: Bitte in den Tagen davor die Wettervorhersage verfolgen und sich dementsprechend vorbereiten (Schirm, Regenjacken, Getränke, Sonnenschutz usw.)
Der zweite Studienreise-Bericht von Brigitte & Werner
1923 wurde im Vertrag von Lausanne im Einvernehmen beider Regierungen ein Austausch der Bevölkerungen beschlossen. Die Zwangsumsiedlung betraf ca. 1,25 Millionen Griechen und 500.000 Türke. Als ausschlaggebendes Kriterium der Volkszugehörigkeit wurde die Religion festgelegt (orthodox = griechisch, muslimisch = türkisch), die nicht immer der ethnischen Zugehörigkeit entsprach. Durch den Zuzug der Griechen aus dem anatolischen Festland und dem Pontos hatte Griechenland eine Flüchtlingsquote von ca. 25 % zu bewältigen, d. h. jeder vierte Grieche war Flüchtling.1
Ein Artikel von Rainer Plot zu unserem Rundgang Arbeiten und Wohnen am Wienerberg.
Die Gesellschaft
Die Bevölkerung Wiens im späten 19. Jahrhundert kann grob unterteilt werden in die kleine betuchte Schicht des Adels, des Hofstaates, der höheren Beamten und des Großbürgertums, und andererseits in die weitaus größere Schicht der unter schwierigsten Rahmenbedingungen lebenden Dienstboten, Handwerker, kleinen Gewerbetreibenden und ArbeiterInnen.
Während die betuchte Schicht das gesellschaftliche Leben Wiens prägte und die vielzähligen Kulturveranstaltungen, Cafés, Restaurants und Vergnügungsstätten wie etwa den Wiener Prater bevölkerte, lebten die ArbeiterInnen der kleinen Gewerbebetriebe unter miserablen sozialen und hygienischen Bedingungen und konnten am gesellschaftlichen Leben nicht teilhaben. Eigener Wohnraum war nicht leistbar, die meisten mussten in der Wohnung bzw. im Haus der Meister leben. Nicht selten teilten sich mehrere Personen ein kleines Zimmer, waren jedoch nicht in den Haushalt des Meisters integriert.
Es war nur wenig Regen vorausgesagt. Von den angemeldeten 22 Teilnehmer:innen trotzten ein Drittel dem Wetter und machten sich mit uns auf den Weg. Es gab ein Überraschung – ein Zeitzeuge, der ehemalige Vorsitzende des Angestelltenbetriebsrat, schilderte uns die Streik-Erlebnisse der Arbeitnehmer:innen Ende der 80er-Jahre.
Die sogenannte Nervenschlacht beginnt. Bleiben wir uns aber der Tatsache bewusst, dass unsere größte Stärke im gemeinsamen Zusammenhalt besteht und vor allem jetzt, wo vorderhand keine neuen Aktionen gesetzt werden, unsere geschlossene Front nicht durchlöchert werden darf. 1
Betriebsauschuss der Wertheimwerke am 9.12.1976
Brigitte Drizhal interviewt den ehemaligen Betriebsratsvorsitzenden des Angestelltenbetriebsrats der Wertheim-Werke AG und fasst seine Erfahrungen in diesem Artikel zusammen.
In den 70er Jahren waren über 1000 Arbeiter und etwa 430 Angestellte beschäftigt. Der Betriebsrat für die Angestellten und Arbeiter hatte über die Jahre Sozialleistungen ausverhandelt, die bis Mitte der 80er Jahre ausgebaut und zum größten Teil bis heute erhalten werden konnten.
Ende 1975 erklärte die Unternehmensleitung dem Betriebsrat, dass die Firma in wirtschaftlichen Schwierigkeiten sei. Die Belegschaft verzichtete daraufhin erstmals auf eine Forderung nach innerbetrieblichen Lohnerhöhungen und akzeptierte, dass der Personalstand um ca 150 Mitarbeiter durch freiwillige Austritte gesenkt wurde.
Das Interview führte Brigitte Drizhal, stellvertretende Vorsitzende des Verein Rote Spuren.
Bilanz 1975
Als die Betriebsräte Mitte 1976 die Bilanz für 1975 bekamen, wurde bekannt, dass an die Aktionäre 10 % Dividende ausbezahlt worden war. Zu diesem Zeitpunkt waren auch die Auftragsbücher wieder voll und zahlreiche Überstunden geleistet.
Walter Gagawczuk beschreibt für den Rundgang “Arbeit und Leben am Wienerberg” die Entwicklung des Wienerbergs von der Ziegelproduktion – zur Müllhalde und zum heutigen Grüngürtel.
Eugen Fassbender, ein österreichischer Architekt und Stadtplaner hatte vor ca 125 Jahren die Idee zur Schaffung eines Volksrings, der um die Stadt herum ein Luftreservoir bilden sollte. Ca 2 Km vom Stadtzentrum entfernt sollte ein grüner Gürtel von ca 600 m breite geschaffen werden. 1905 wurde diese Idee dann auch politisch beschlossen. Es wurde daraus der Wald- und Wiesengürtel. Westlich von Wien gab es schon den Wienerwald und südöstlich die Lobau. Es fehlte aber jedenfalls noch eine „Verbindung“ im Süden.
Wir starten unseren Rundgang “Arbeiten und Leben am Wienerberg” auf dem ehemaligen Betriebsgelände der Firma Wertheim. Bruno L. war viele Jahre Angestelltenbetriebsrat der Firma Wertheim. Brigitte interviewte ihn zu seinem Wirken als Techniker und Betriebsrat in der Wiener Traditionsfirma Wertheim.
Bruno L. im Gespräch mit Brigitte Drizhal
Anfang der 60er-Jahre machte er sich nach Abschluss einer Maschinenbauschule mit einem Freund per Moped auf Arbeitssuche nach Wien. Beschäftigte wurden damals genauso dringend gesucht wie heute. Bei den Wertheimwerken konnten beide sofort beginnen. Umgeben von weissbemäntelten Ingenieuren war seine erste Aufgabe eine zerschlissene Zeichnung neu zu zeichnen.
Sein Weg zum Betriebsrat
Anläßlich einer Betriebsratswahl erkundigte er sich beim damaligen BR-Vorsitzenden was dies sei und worum es dabei geht. Erwin Fischer, der linke Betriebsratsvorsitzende und Mitglied der KPÖ, besuchte ihn zu Hause im Krankenstand, und überzeugte ihn von der Wichtigkeit einer betrieblichen Interessenvertretung. Bald war Bruno Ersatzbetriebsrat und er konnte dank der Unterstützung des Vorsitzenden Schulungen besuchen und war bei Treffen und Gewerkschaftssitzungen dabei. Seine erste Funktion war Mitglied der Fachgruppenleitung Wien im Metallbereich. Seine letzte war die Aufgabe des Vorsitzenden im Ausschuss für Automation und Arbeitsgestaltung in der GPA. Hört mehr von seinem Wirken im Film. Herzlichen Dank an Bruno für das Gespräch.