Welche Art von Denkmälern brauchen Demokratien?  

Was mit den als problematisch erachteten Denkmälern geschehen soll, ist in der Tat eine für Demokratien relevante Frage. Die auf uns gekommenen Zeugnisse der Vergangenheit gilt es nicht nur zu konservieren. Die Mehrheit der existierenden Denkmäler spiegelt Wertvorstellungen längst vergangener Epochen wider. Wie Generationen vor uns haben wir das Recht, und die Verpflichtung, diese Welt zu gestalten. Aber welche Art von Denkmälern brauchen Demokratien? Beide Aspekte, die Denkmalstürze und neue Denkmalsetzungen, sagen etwas darüber aus, wer wir als Gesellschaft sind oder werden wollen.

Ein Artikel von Tanja Schult, geboren 1973 in Lübeck, ist Kunsthistorikerin und Dozentin an der Universität Stockholm und zurzeit Gastforscherin an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.

Neue Formen des Erinnerns – Artikel in der Wiener Zeitung

Gedenkstätte in Skibotn

Skibotn ist ein Dorf in der Gemeinde Storfjord in der nordnorwegischen Provinz Troms og Finnmark. Das Areal diente während des Zweiten Weltkriegs zur Beerdigung toter Kriegsgefangener. Die Häftlinge wurden später im Rahmen der Aktion Asphalt verlegt. Zur Aktion Asphalt gibt es einen Hinweis beim Artikel zur Kriegsgräberstätte in Tjøtta (siehe Link). Dass wir diese Gedenkstätte entdecken verdanken wir einem Geocacher, denn wir haben sonst nirgends einen Hinweis gesehen.

Die Gedenkstätte befindet sich in Skibotn gegenüber eines Friedhofs am Gammelveien.
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Arbeiterzeitung 3. Ausgabe 1889

133 Jahre nach Erscheinen der 3. Ausgabe der Arbeiterzeitung bringen wir drei Artikeln zur Arbeitswelt in unserem Beitrag. Unsere Quelle ist das digitale Archiv der Österreichischen Nationalbibliothek.

Fie Fabriken Ornstein und Rie schicken ihre Treiber herum, um die Arbeiter in die Fabrik hinein zu bringen; bei dieser Gelegenheit zeigen sich die Frauen als wahre Heldinnen. In der Fabrik Reuner sind am Montag den 29. Juli alle Frauen in die Arbeit gegangen, dort vereinigten sie sich und zogen durch die ganze Stadt herum und gingen dann jede nach Haus.

Folgender Artikel
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Die Gedenkstätte in Sommerset

Von April 1943 bis Mai 1945 starben über 2.000 Menschen an den Folgen der Zwangsarbeit, um das Großprojekt der Nazis in Norwegen zu vollenden: den Bau der Nordlandbahn und der Polarbahn. Die meisten von ihnen waren sowjetische Kriegsgefangene.(2)

Die Flucht aus Kalvik war eine der umfangreichsten Fluchten von Gefangenen aus einem deutschen Gefangenenlager im Norwegen der Besatzungszeit. Fast 50 Häftlinge waren daran beteiligt. 11 Häftlinge wurden bei dieser Flucht erschossen, während 12 Häftlinge es über den Berg nach Schweden schafften! (1)

Brigitte und ich entdeckten diese Gedenkstätte zufällig durch ein Hinweisschild auf der E6.

Das Gefangenenlager in Kalvik war eines der vielen Kriegsgefangenenlager, die entlang der geplanten Eisenbahnstrecke von Fauske nach Narvik errichtet wurden. Hier waren rund 300 sowjetische Kriegsgefangene inhaftiert.

Gleichzeitig ist diese Flucht außergewöhnlich gut dokumentiert. Ein deutsches Tagebuch gibt uns eine detaillierte Beschreibung der Ereignisse. Ein Sørfold væringer, der an Bord des Bootes war, auf dem die Gefangenen randalierten, hat später von seinen Erinnerungen erzählt. Ein in den Felsen gehauenes Denkmal bei Sommerset erinnert uns an die 11 erschossenen Gefangenen. Deutsche Häftlingskarten sagen uns, wer diese Häftlinge waren. Der schwedische Polizeibericht bezeugt, dass 12 Gefangenen der Weg in die Freiheit gelungen ist! 

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Das Leben einer Hebamme am Saltstraumen in Norwegen

In einem kleinen geografischen Gebiet gibt es mehrere Ortsnamen, die darauf hindeuten, dass hier wahrscheinlich seit mehreren Jahrhunderten eine Siedlung bestanden hat. Bis in unsere Zeit. Es mag den Anschein haben, dass der Ort in öffentlichen Quellen mit unterschiedlichen Namen bezeichnet wird. Hier werden die Namen Baksund, Baksundholmen und Krokan synonym verwendet, um sich auf die Zugehörigkeit der Menschen zu beziehen, die an diesen Orten lebten. Wir sehen, dass Menschen, die in Krokan auf der Südseite von Holmtjønna lebten, manchmal bei Taufen, Volkszählungen und Versetzungen nach Baksundholmen geschrieben wurden. Die Siedlung in Myra und Holmbakkan wurde Baksund und Baksundholmen, aber auch Krokan unterstellt. (Info vom Saltstraummuseum)

Pernille erlitt im Alter von 66 Jahren einen Schlaganfall. Sie starb 1873 einige Wochen später zu Hause auf Baksundholmen.

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Internationale Kriegsgräberstätte Tjøtta

Auf unserer Teise entlang der Helgelandküste treffen wir am Morgen in Tjøtta an einer sowjetischen Kriegsgräberstätte ein. Bei unserer Ankunft werden wir von einem Mann, der aus Lettland stammt und jetzt seit 5 Jahren auf den Lofoten lebt, angesprochen. Er erzählt uns einiges über die Entstehung der Gedenkstätte, über die Umbettung vieler Gefallener und gibt uns einige Recherchetipps.

Eingangsdenkmal zur Kriegsgräberstätte

Schon im August 19411 werden daher die ersten Transporte mit sowjetischen Kriegsgefangenen von Stettin über die Ostsee entlang der norwegischen Küste nach Nordnorwegen gebracht.
Insgesamt werden in den folgenden Kriegsjahren ungefähr 100 000 sowjetische Bürger nach Norwegen verschleppt. Die große Mehrheit sind Kriegsgefangene, etwa 93 000 Personen, die übrigen 7 500 Personen sind Zivilisten. Von dieser Gruppe sind etwa 13 700 Menschen in norwegischer Erde begraben oder haben vor Norwegens Küste ein Seegrab gefunden.(1)

Weiter im Artikel zur Kriegsgräberstätte

Arbeiterzeitung

Organ der Sozialdemokratie
26. Juli 1889

In unserer Serie zur Gründung der Arbeiterzeitung 1889 haben wir vier Artikel aus dem digitalen Archiv der Österreichischen Nationalbibliothek herausgenommen.

Jägerndorf
FunktionärInnen des Arbeiter – Bildungsvereins werden durch Gerichtsverfahren eingeschüchtert. Der Obmann Robert Hirt wurde zu vier Wochen Haft verurteilt.

Auch das Zusammenstehen unter freiem Himmel war nicht erlaubt, weshalb Leute, die miteinander im Freien sprechen wollten, die Regenschirme aufspannten, um überdacht zu sein.

Durchsetzung einer Lohnerhöhung in 7 Fabriken von 15 Prozent. Streikunterstützung für die ManufakturarbeiterInnen und streikenden Weber.

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Stryn – Utøya

Erinnerung an Hanne Kristine Fridtun

Auf unserer Norwegenreise entdeckten wir in Stryn, Provinz Vestland in Südnorwegen dieses Denkmal. Wir wurden an den grausamen rechten Terrorakt auf der Insel Utøya erinnert, wo ein rechtsextremer Terrorist bei einem sozialdemokratischen Jugendlager und in Oslo 77 Menschen brutal ermordete.

Die versuchte Übersetzung des Textes

Dann sammle deine Blumen – in einem breiten Strauß – sammle dein Licht – um durch die Dunkelheit zu sehen – sammle deine Freude – um alle Tränen zu öffnen – sammle deine Hoffnung – um am Traum festzuhalten – sammle deine Gedanken – allen Zweifeln standhalten – sammle deine Menschen – sammle unsere Mitmenschen – bringe uns zusammen

Lars Saabye Christensen – Nico Widerberg
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Sterben für “Brot und Arbeit“ in Lecce 1945

In Lecce entdecken wir eine Gedenktafel über den Tod von drei Arbeitern, wo wir etwas recherchieren mussten, bis wir sie richtig einordnen konnten.

Ein halbes Jahrhundert brauchte die Stadt für diese Gedenktafel, um an den Mord an drei Arbeitern zu gedenken.

Am Morgen des 24. September 1945 versammelten sich über 5.000 Menschen auf der Piazza San Oronzo (Lecce), getrieben von Hunger, Wut über gebrochene Versprechen und Arbeitslosigkeit. (1) Der Streik geht weiter und auch die Besetzung des Platzes. Am Morgen des 25. sind die zehntausend Demonstranten auf dem Platz und erreichen mit dem Ruf “Brot und Arbeit” die vergitterte Tür des Palazzo dei Celestini, in dem sich die Präfektur befindet.(2) Die Menschen bestanden aus Arbeitern, Maurern, Malern, Bauern, … alle erschöpft und wütend.

Den DemonstrantInnen gelingt es das Tor trotz des Widerstands der Carabinieri zu durchdringen. Dann wird der Schußbefehl an die Matrosen der “San Marco“ erteilt, die durch Schüsse in die Demonstranten das Vordringen stoppen.
Die Schüsse sind zu hören und der erste der getötet wird ist Nicola Fatano, ein Straßenhändler, dann der Pizzicagnolo Oronzo Zingarelli, Francesco Schifa, ein Maurer, der ebenfalls an den Schüssen stirbt. Es gibt auch Verwundete, darunter ein neunjähriger Junge, der an einer Tür eines Hauses steht und fasziniert der Demonstration zusieht.


Quellenangaben:

  • (1) www.BelSalento.com
  • (2) Ein Blog, der sich mit Geschichten, Zeugnisse, Initiativen zum Thema Rechte, Arbeit und Kultur beschäftigt.

133 Jahre Arbeiterzeitung

133 Jahre wäre sie vor ein paar Tagen alt geworden – unsere Arbeiterzeitung. Grund genug, die Geschichte der AZ, wie diese Alltagslektüre einst in vielen Haushalten liebevoll genannt wurde, Revue passieren zu lessen, aber auch, uns zu fragen, welche Rolle ein zentrales Medium der Arbeiter*innenbewegung heute in Österreich spielen könnte. Gerade bei der Diskussion politischer Positionen oder auch der Rolle einer Zeitung als „kollektiver Organisator“, welcher tragisch fehlt, wie die geringe Beteiligung von SPÖ und Gewerkschaften an Demonstrationen und anderen Aktionen zeigt, gäbe es einiges an Aufholbedarf. Das und noch mehr diskutieren wir in der 32. Ausgabe unseres Podcasts „Das Politische Quartett“. (Axel Magnus auf www.aufwiderstand.at)

Auf das Bild klicken – dann kommt man zum Podcast

Brigitte und Werner Drizhal diskutieren mit 2 Kollegen zur Entwicklung der Arbeiterzeitung.