Opfer oder Täter

Bei der Gedenkstätte der Gruppe 40 nutze ich mit den TeilnehmerInnen die Gelegenheit eine Frage zu erörtern: „War Österreich 1938 das erste Opfer der Nazis oder waren wir auch Täter?“

Dazu habe ich ihm Artikel „Mein Gott, was war mit uns los?“ von Frank Bajohr in der Zeit vom 25.1.2019 einen Einleitungstext gefunden. Im Artikel geht es um die erstmalige Ausstrahlung der Serie „Holocaust“ 1979 in Sendern der ARD und der anschließenden öffentlichen Diskussion und Aufarbeitung der Greueltaten der Nazis vor und während des 2. Weltkriegs an der jüdischen Bevölkerung. Im Artikel wird Henri Nannen, der damalige stern-Herausgeber zitiert:

Wer Soldat im Osten war, schrieb er, dem konnten die Judenerschießungen, die Massengräber und beim Rückzug die ausgebuddelten und verbrannten Leichenberge nicht verborgen bleiben. Ich jedenfalls, ich habe gewußt, dass im Namen Deutschlands wehrlose Menschen vernichtet wurden, wie man Ungeziefer vernichtet. Und ohne Scham habe ich die Uniform eines Offiziers der deutschen Luftwaffe getragen. Deshalb seien die Morde auch eine Sache aller Deutschen meiner Generation, denn schließlich haben Hitler, Himmler und Heydrich das blutige Geschäft nicht mit eigenen Händen bewerkstelligt, und sie hätten es auch mit ihren Einsatzgruppen nicht besorgen können – ohne uns, ohne Sie und mich.

 

Freiheitskämpferin Tjede Peckes bei der Schlacht am Wremer Tief

Am 23.12.1517 fand zwischen den Truppen des Bremer Erzbischofs Christoph von Braunschweig und der Bevölkerung des Wurster Landes statt. Die Wremer verloren ihre Selbstständigkeit gegen die Übermacht des kirchlichen Würdenträgers. Auf Seiten der Wremer kämpften auch Frauen beispielgebend die Freiheitskämpferin Tjede Peckes aus Paddingbüttel.

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Bent Faurschou-Hviid

Er war ein dänischer Widerstandskämpfer im Zweiten Weltkrieg, der unter dem Decknamen Flamme arbeitete. Er war Mitglied der Gruppe Holger Danske und operierte gemeinsam mit seinem Freund Jørgen Haagen Schmith, genannt Citronen.

Aufnahme 2014 Brigitte Drizhal

Wir entdeckten bereits 2014 bei einer Radtour an der dänischen Küsten diesen Gedenkstein zu Erinnerung an den dänischen Widerstandskämpfer (N56°00.691′ – E12°00.916′).

Bent Faurschou Hviid stammte von Nord-Seeland, wo seine Familie ein Hotel besaß. Als er sich in den 1930er Jahren für seine Ausbildung in Deutschland aufhielt, lernte er nicht nur die Verhältnisse in Nazi-Deutschland, sondern auch eine Gruppe von Antifaschisten kennen, was ihn zu einem Gegner von Hitler und der Nazi-Ideologie werden ließ. 1943 schloss er sich einer Widerstandsgruppe in Holbæk an, die Flugblätter herstellte und Sabotage beging.(1)

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Die Frauen Wiens in der bürgerlichen Revolution 1848

Wer kennt Karoline Perin, Frau Wertheimstein, Frau Bouvard, Frau Fenner oder die Arbeiterinnen, die bei der Praterschlacht 1848 durch die blanken Säbel der berittenen Polizei in einem Blutbad ihr Leben verloren? Nur wenige Tage danach wurde der Wiener demokratische Frauenverein gegründet.

Im Falter vom 14.3. 2018 interviewt Stefanie Panzenböck die Historikern Gabriella Hauch, die sich mit 1848 besonders beschäftigt. Zu Karoline Perin  berichte die Historikerin im Falter:

Karoline von Perin, eine verwitwete Adelige, war Vorsitzende des Wiener demokratischen Frauenvereins, den sie im August 1848 gegründet hatte. Zudem erregte sie großes Aufsehen, weil sie in wilder Ehe mit Alfred Julius Becher lebte. Das war der Klavierlehrer einer ihrer Töchter aus erster Ehe und Herausgeber eines der wichtigsten revolutionär-demokratischen Blätter, Der Radikale.

Auch damals kämpften die Frauen für Gleichberechtigung. Sie wurden karikiert und beschimpft. 170 Jahre später erleben wir in manchen Boulevardblättern nach wie vor die selben diskriminierenden “Schreiberlinge”. (Anm. des Autors)

Gabriella Hauch berichtete in diesem Artikel – Perin und ihr Mann Becher wurden verhaftet. Becher wurde hingerichtet, und es wurde ihm verwehrt, Perin vor seinem Tod noch einmal zu sehen. Das war schon eine besonders grausame Strafe. Andere durften sich sehen. Perin verlor die Vormundschaft für ihren Sohn und reiste nach München aus. Später kehrte sie nach Österreich zurück und wurde eine der ersten Fotografinnen Österreichs.

Gräueltaten im Berliner Polizeipräsidium während der Nazizeit

Auf diesem Gelände stand bis zu seiner Zerstörung im 2. Weltkrieg das Polizeipräsidium, Ort der Unterdrückung und Verfolgung der revolutionären Arbeiterbewegung. In den Januarkämpfen 1919 besetzten es Berliner ArbeiterInnen.
In der Zeit des Faschismus wurden hier Tausende deutsche und ausländische Antifaschisten eingekerkert, mißhandelt und viele ermordet.

Sie starben für uns!

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Gruppe 40 – “Opfertheorie” verschwindet nicht

Der Historiker Oliver Rathkolb zählt im Standard im Rahmen des Artikel “43% wünschen sich einen starken Mann” unter anderem die Versäumnisse der Schule im Geschichtsunterricht auf.

STANDARD: Aber sehr viele wollen lieber einen Schlussstrich unter das Thema ziehen.

Rathkolb: Positiv ist, dass dieser Wert im Vergleich zum Jahr 2007 gesunken ist. Damals gab es eine wesentlich höhere Zustimmungsrate zur Schlussstrichdebatte. Jetzt sind es aber immer noch 40 Prozent. Auch wenn die Zahl sinkt: Jeder Vierte glaubt noch daran, dass Österreich das erste Opfer des Nationalsozialismus war. Es gehört einfach besser erklärt, dass es nicht darum geht, die alten Römer auf neu zu unterrichten, sondern dass diese furchtbare Erfahrung mit einer totalitären Diktatur in Europa die Basis für ein funktionierendes, demokratisches Systembewusstsein in der Gegenwart und Zukunft ist.

Barbara Prammer

„Wer das Ziel nicht kennt, wird den Weg nicht finden – Neue Antworten auf alte Fragen“

Dieser Titel ihres Buches lädt die Leserinnen ein sich mit ihr gemeinsam auf die Suche nach  Antworten auf alte, immer gültige Fragen zu machen. Allen voran jene, wie Gerechtigkeit in der Gesellschaft hergestellt werden kann. Woran sich politisches Handeln orientieren muss, um bei Bürgerinnen und Bürgern auf Vertrauen zu stoßen. Warum Solidarität nicht aus der Mode ist. Wie Begeisterung für Demokratie geweckt werden kann. Der politische Weg der “Bergmannstochter” in Oberösterreich führte sie bis an die Spitze des Staates, wo sie als Präsidentin des Nationalrates sehr für die Öffnung des Parlaments kämpfte. Die Demokratiewerkstatt ihr Lieblingsprojekt gilt als ein Vorzeigeprojekt wie man Jugendlichen Demokratie näher bringen kann.

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Pinkasynagoge und Jüdisches Museum in Prag

Am 8. Dezember 2016 besuchten wir das Jüdische Viertel in Prag. Neben den vielen restaurierten Synagogen besuchten wir das Jüdische Museum in der Pinkasynagoge. Sehr berührend und gleichzeitig sehr nachdenklich stimmten uns die Wandinschriften, wo die Namen der 80.000 jüdischen Opfer, die durch die Faschisten ermordet wurden, zur Erinnerung abgebildet sind.
Von den 10.000 Kindern in Theresienstadt gibt es 4000 Zeichnungen, die das Museum verwaltet. Im ersten Stock der Synagoge gibt es eine themenbezogene Dauerausstellung dieser Kinderzeichnungen. Die Österreicherin Friedl Dicker-Brandeis organisierte für diese Kinder Zeichenkurse, um ihnen etwas Hoffnung in ihrer Situation zu vermitteln.

Gruppe 40 – “Mein Kopf wird euch auch nicht retten”

Lisl Rizy und Willi Weinert haben als HerausgeberInnen die umfangreiche Korrespondenz österreichischer WiderstandskämpferInnen in vier Bänden unter dem Titel “Mein Kopf wird euch nicht retten” veröffentlicht. In dieser umfangreichen Sammlung werden Schicksale vieler politisch aktiver Menschen, die grausam durch die Gestapo ermordet wurden, und die ihre letzte Ruhestätte in der Gruppe 40 fanden, uns zur Verfügung gestellt.
Ludwig Höfernig, ein Eisenbahner, der in der Gruppe 40 nach seiner Hinrichtung beerdigt wurde, schreibt im Abschiedsbrief an seine Frau:

Jetzt ist Mitternacht vorüber und ich schreibe und denke an euch, meine Lieben. Einige Stunden noch und wir haben es überstanden. Meine letzten Gedanken gelten euch, meine Lieben. Die Zeit heilt alle Wunden, Liebste, und werde glücklich, wie du es verdient hast, für dein tapferes Ausharren. Ich danke dir für alle Liebe und Arbeit, die du für mich getan hast. Wenn es recht schwer ums Herz ist, nimm die Harmonika und spiel ein Lied und denke, ich sitze neben dir.