Arbeiten und Leben am Wienerberg

Bauernaufstände, Volksfeste bei Hinrichtungen, Bauten im industriellen Historismus, dem Leid der Ziegelarbeiter:innen, der Gründung von Gewerkschaftsorganisationen, George-Washington-Hof im Roten Wien, Industrialisierung und moderner Landschaftsarchitektur – eine Wanderung am Wienerberg bietet diese Vielfalt. Die Schilderung eines Betriebsrats von monatelangen Streikmaßnahmen gegen Entlassung und bessere Löhne und Gehälter.

Sonntag, den 27. Oktober 2024 um 10:00

  • Treffpunkt: Parkplatz beim Lidl – Ecke Wienerbergstrasse und Rotdornallee zwischen ÖGK und Firma Schindler
  • Dauer: 2 Stunden
  • Anmeldungen: bitte per Mail an rote.spuren@chello.at

Zu Stationen des Rundgangs und den dazugehörigen Informationen gibt es vom ersten Rundgang eine gute Übersicht.

Stadtwanderung Arbeit und Migration gestern und heute

Auf der Wiener Ringstraße wäre heute keiner der Prachtbauten zu sehen, hätte es im 19. Jahrhundert keine „Ziegelböhmen“ in den Ziegeleien am Wiener- und Laaerberg gegeben. Die „Ziegelböhmen“ gehörten zu den ersten Arbeiter:innen in Wien, die erfolgreiche Streiks organisierten, einen 11-Stunden-Tag erkämpften und damit das Fundament für die heutige Gewerkschaftsbewegung legten.
Gleichzeitig war ihre Lage prekär. Viele mussten Wien verlassen, wenn sie für ihre Rechte kämpften oder die Arbeit verloren. Später verdingten sich arbeitslose Arbeiter:innen bei den Dreharbeiten zu „Sodom und Gomorrha“ (1922) in den damaligen Filmstudios am Laaerberg einen mickrigen Sold.
Last but not least, der nahegelegene Südbahnhof: ein Ankunfts- und Hoffnungsort für viele
„Gastarbeiter:innen“ und Menschen auf der Flucht, ein Treffpunkt aber vormals auch ein Ort von Zwangsarbeit.

Victor Adler inmitten der Ziegelarbeiter:innen

„Wir lernen im Vorwärtsgehen“ heißt es in der „Proletenpassion“ der Politrock-Band Schmetterlinge.
Diesem Motto und den Spuren von Migration und Arbeit, von Ausbeutung und Arbeitskämpfen
folgend, erkunden wir zu Fuß Schauplätze der Arbeiter:innen- und Migrationsgeschichte entlang des
grünen Gürtels im zehnten Wiener Gemeindebezirk. Dabei schlagen wir immer wieder die Brücke zu
aktuellen Diskussionen rund um Migration und Arbeit. Geh mit!

Termin: 17.5.2024
Treffpunkt: 9:00 Uhr, Otto Probst Platz – Endstation Straßenbahnlinie 11, 1100 Wien
Teilnahme ist kostenlos.
Route: Wienerberg-Laaerberg-ehem. Südbahnhof, ca. 8,5 km entlang einfacher Gehwege mit weniger als 100 Höhenmeter. Mittagspause im Böhmischen Prater.

Endpunkt: spätestens 15:00 Uhr, Absbergergasse, Endstation Straßenbahnlinie D, 1100 Wien
Anmeldungen per E-Mail unter: sozam@akwien.at oder rote.spuren@chello.at. Wir leiten die Rote-Spuren-Anmeldungen weiter.
Max. 25 Teilnehmer:innen

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Arbeiten, Wohnen und Freizeitgestaltung der Arbeiterfamilien in Wien im späten 19. Jahrhundert

Ein Artikel von Rainer Plot zu unserem Rundgang Arbeiten und Wohnen am Wienerberg.

Die Gesellschaft

Die Bevölkerung Wiens im späten 19. Jahrhundert kann grob unterteilt werden in die kleine betuchte Schicht des Adels, des Hofstaates, der höheren Beamten und des Großbürgertums, und andererseits in die weitaus größere Schicht der unter schwierigsten Rahmenbedingungen lebenden Dienstboten, Handwerker, kleinen Gewerbetreibenden und ArbeiterInnen.

Bevölkerungsentwicklung von Wien

Während die betuchte Schicht das gesellschaftliche Leben Wiens prägte und die vielzähligen Kulturveranstaltungen, Cafés, Restaurants und Vergnügungsstätten wie etwa den Wiener Prater bevölkerte, lebten die ArbeiterInnen der kleinen Gewerbebetriebe unter miserablen sozialen und hygienischen Bedingungen und konnten am gesellschaftlichen Leben nicht teilhaben. Eigener Wohnraum war nicht leistbar, die meisten mussten in der Wohnung bzw. im Haus der Meister leben. Nicht selten teilten sich mehrere Personen ein kleines Zimmer, waren jedoch nicht in den Haushalt des Meisters integriert.

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Arbeiten und Leben am Wienerberg – die erste Tour

Es war nur wenig Regen vorausgesagt. Von den angemeldeten 22 Teilnehmer:innen trotzten ein Drittel dem Wetter und machten sich mit uns auf den Weg. Es gab ein Überraschung – ein Zeitzeuge, der ehemalige Vorsitzende des Angestelltenbetriebsrat, schilderte uns die Streik-Erlebnisse der Arbeitnehmer:innen Ende der 80er-Jahre.

Mehr zum Rundgang unter diesem Link

Der Wienerberg

Walter Gagawczuk beschreibt für den Rundgang “Arbeit und Leben am Wienerberg” die Entwicklung des Wienerbergs von der Ziegelproduktion – zur Müllhalde und zum heutigen Grüngürtel.

Eugen Fassbender, ein österreichischer Architekt und Stadtplaner hatte vor ca 125 Jahren die Idee zur Schaffung eines Volksrings, der um die Stadt herum ein Luftreservoir bilden sollte. Ca 2 Km vom Stadtzentrum entfernt sollte ein grüner Gürtel von ca 600 m breite geschaffen werden. 1905 wurde diese Idee dann auch politisch beschlossen. Es wurde daraus der Wald- und Wiesengürtel. Westlich von Wien gab es schon den Wienerwald und südöstlich die Lobau. Es fehlte aber jedenfalls noch eine „Verbindung“ im Süden.

Vom Müllberg zum Grüngürtel

Spinnerin am Kreuz

Brigitte Drizhal beschreibt diese Station unseres Rundgang “Arbeiten und Leben am Wienerberg“.

Die Gegend des heutigen Bezirks Favoriten war bereits zur Römerzeit besiedelt. Viele Funde im heutigen Unterlaa weisen darauf hin. Alte Ziegel, Urnen, Tongefäße, und entlang der Triester Straße auch Meilensteine. Schon damals wurden am Wienerberg Tonwaren hergestellt. Die Triester Straße war eine der wichtigsten römischen Straßen und wurde von Händlern, Reisenden und römischen Truppen benutzt. Später wurde diese Straße über den Wienerberg zur Fernhandelsstraße nach Kärnten, Triest und Venedig. Sie könnte über viele historische Ereignisse erzählen; die Kreuzfahrer nahmen diesen Weg so wie die Ungarn, die Türken und das kaiserliche Heer, aber auch Räuber, die sich raubritterisch bedienten.

Eine Zeugin dieser Zeit liegt am höchsten Punkt des Wienerberger, die Spinnerin am Kreuz. Diese gotische Danksäule, die 1451/52 von Dombaumeister Hans Puchsbaum errichtet wurde, ist das bedeutendste Kunstdenkmal Favoritens. Dort befand sich auch eine der ältesten Richtstätten Wiens, das Hochgericht mit Galgen.1

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Die Ziegelarbeiter:innen in Favoriten

„…diese armen Ziegelarbeiter sind die ärmsten Sklaven, welche die Sonne bescheint“

Victor Adler

Dieses Zitat stammt von Viktor Adler, der als Armenarzt täglich das Elend der Menschen sah und hörte. Wie kam es dazu? Welche Ursachen führten zu diesem Elend und zu dieser Unterdrückung, die an Sklavenarbeit erinnerte?

1820 – 1869

Um 1820 war das Ziegelwerk am Wienerberg das größte Europas, wo mehrere tausend Menschen beschäftigt waren. 1830 hatte Wien rund 400.000 Einwohner – 80 Jahre später waren es 2,2 Millionen.[1] Die beginnende Industrialisierung in den Ländern der Monarchie führte zu Arbeitslosigkeit und die Menschen mussten ihre Heimat verlassen, um Arbeit zu finden. Wien war wie ein verführerischer Magnet, wo Arbeit und pulsierendes Leben die Arbeitsuchenden zu tausenden anzog.

Alois Miesbach und Heinrich Drasche führten die Ziegelwerke am Wienerberg als „patriarchal-fürsorgliche Unternehmer”. Ihr Ziel war es, die Arbeiterinnen, die ja den Reichtum des Unternehmens durch ihre Arbeit schufen, auch gut und fair zu behandeln. Es gab eine Reihe an Sozialleistungen im Ziegelwerk. Etwa eine Renten- und Kranken-versicherung, einen Kindergarten, eine Schule und ein Spital. Und es gab Wohnhäuser am Werksgelände.

Weiter in der Geschichte der Ziegelarbeiter:innen

Premiere für den Rundgang “Arbeiten und Leben am Wienerberg”

Heute war Premierenrundgang für unsere Tour in die Geschichte zum “Arbeit und Leben” am Wienerberg. Neben den Proponent:innen (Entwickler:innen) konnten wir drei Gäste begrüßen. Kollegen, die hier ihre Jugend verbracht haben und einen ehemaligen Arbeiter der Wertheimwerke, der 35 Jahre seine Arbeitskraft zur Verfügung gestellt hat.

Die Themen und Stationen unseres Rundgangs

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