Andenken an die Opfer der NS-Mordaktion in Salzburg

Am Eingang zum Kurgarten suchten wir das Denkmal zum Andenken an die Salzburger Opfer, die von den österreichischen Nationalsozialisten durch das T4-Euthanasieprogramm grausam ermordet wurden.

Die einfache Glas-Stele im Salzburger Kurgarten ist mit Asche gefüllt und trägt drei Jahreszahlen: 1941, 1991 und 2014. Das Mahnmal gedenkt der Salzburger Opfer, die im Jahr 1941 aus Salzburgs Landesnervenklinik und weiteren Anstalten zur Tötung nach Hartheim gebracht wurden. Der oberösterreichische Künstler Otto Saxinger gestaltete zum 50jährigen Gedenken im Jahr 1991 den Glaskörper1.

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Roma und Sinti in Salzburg

Am Stadtrand – aus den Augen aus dem Sinn

Während der nationalsozialistischen Herrschaft gab es im „Sammelplatz Maxglan“, einem streng abgeriegelten Lager, ein Zwangsarbeiterlager für die gefangenen Romma und Sinti aus Salzburg und Umgebung.

Das Denkmal wurde von der Radiofabrik 2009 im Rahmen eines EU-Projekts zur Aufarbeitung des NS-Anhaltelagers für Roma und Sinti auf Stadtgrund errichtet1.

Am Schwarzgrabenweg am Stadtrand von Salzurg nahe des Flughafens erinnert ein Denkmal, seit 2021 in der Obhut der Stadt Salzburg, an die hunderte Roma und Sinti, die hier eingesperrt und zur Zwangsarbeit gezwungen wurden2.

Ende März / Anfang April 1943 wurde das Lager Maxglan aufgelassen. Die Mehrzahl der rund 300 Roma und Sinti wurde in das KZ-Auschwitz deportiert, eine kleinere Gruppe kam in das sogenannte „Zigeuner-Anhaltelager“ Lackenbach.

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Rosa Hofmann – Näherin und Widerstandskämpferin

Wir hüpfen wie immer spät aus den Federn und frühstücken gemütlich. Zwischen Ostfriesentee und Kaffee erledigen wir noch ein paar Vereinsangelegenheiten bis wir dann doch gegen Mittag mit dem Bus bis zur Paracelsusstrasse und weiter nach Maxglan fahren. Hier besuchen wir die Gedenkstätte für jene Widerstandskämpfer:innen, die von den Nationalsozialisten in Konzentrationslagern ermordet wurden.

Das Mahnmal für Frauen im Widerstand wurde am 27. Mai 2019 im Stölzlpark im Salzburger Stadtteil Maxglan eingeweiht.

Rosa Hofmann wird am 27. Mai 1919 in Wilhering bei Linz geboren. Sie ist das dritte von vier Kindern und wohnt mit ihren Eltern Cäcilia und Josef Hofmann in Salzburg Maxglan. Der Vater ist bei der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei und arbeitet in der Brauerei Stiegl als Fassbinder. Als er 1932 von seiner Entlassung erfährt, nimmt er sich das Leben. 
Alle vier Geschwister Hofmann gehören sozialdemokr. Jugendorganisationen an: Natur- und Kinderfreunde, Rote Falken. Auch nach 1934, als die Sozialdemokratische Arbeiterpartei und ihre Organisationen verboten werden, suchen die Geschwister den Kontakt zu Gruppierungen der antifaschistischen Arbeiter:innenbewegung. Rosa Hofmann ist ab 1936/37 in einer sozialistischen Jugendgruppe in Salzburg Itzling aktiv und organisiert Treffen mit politischen Vorträgen. Dann engagiert sie sich im Kommunistischen Jugendverband (KJV).1

Weiter bei der Gedenkstätte in Maxglan

Bücherverbrennung am Residenzplatz in Salzburg

Ein verkohlten Bücherhaufen, am Abend des 30. April 1938 auf dem Residenzplatz in Salzburg, das Werk des NS-Bücherverbrenners und NS-Funktionär Karl Springenschmid, selbst Schriftsteller. Abscheu vor Juden, Neid und Hass auf prominente Dichter, deren Existenz es zu vernichten galt.1

Gedenktafel am Residenzplatz in Salzburg

Wir stehen hier vor der Gedenktafel. Rund um uns hunderte Tourist:innen, die Salzburger Prunkbauten betrachtend, in Gedanken schon im nächsten Shop beim Kauf überteuerter Mozartkugeln. Nimmt die Gedenktafel ausser uns noch jemand wahr?

„Ins Feuer werf‘ ich das Buch des Juden Stefan Zweig, dass es die Flammen fressen wie alles jüdische Geschreibe …“

Die Bücherverbrennung2 in Salzburg sollte eine für jede:n erkennbare Machtdemonstration der gerade an die Macht gekommenen Nationalsozialist:innen sein. Sie bot „alten Kämpfer:innen“, darunter allen voran Karl Springenschmid,

der auf Grund seiner nationalsozialistischen Tätigkeiten 1935 aus dem Schuldienst entlassen worden war, gleichzeitig die Möglichkeit zur öffentlichen Abrechnung mit dem verhassten Vorgängerregime des Austrofaschismus.3

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Salzburger „Stolpersteine“

Während unseres Besuchs in Salzburg entdeckten wir bei unseren Rundgängen einige Stolpersteine. Die Stolpersteine sind ein Projekt des Künstlers Gunter Demnig. Mit Gedenktafeln will er an das Schicksal der Menschen erinnern, die in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt, 

Franz Nachtnepel

Geboren 24.10.1902 in Wien
Gestorben 15.4.1945 in Linz1

wurde vermutlich aufgrund einer Denunziation wegen seiner sexuellen Orientierung verhaftet. Er wohnte 1942 in einem Hotel in Salzburg. Franz NACHTNEPEL wurde am 5. März 1943 vom Landesgericht Salzburg nach Hessen in das

Strafgefangenenlager Rodgau (Lager II Rollwald) deportiert und nach Verbüßung seiner Strafe am 9. September 1943 wieder nach Salzburg in das Polizeigefängnis überstellt, wo er aber vermutlich nicht freigelassen wurde und ein weiteres Verfahren zu erwarten hatte.2

Am 23. April 1944 transportierte ihn die Kripo Salzburg in das KZ Dachau, wo er in „Polizeiliche Sicherungsverwahrung“ genommen wurde und die Nummer 67.043 erhielt. Von dort aus kam er am 17. August 1944 weiter in das KZ Mauthausen, wo er die Nummer 90.016 BV erhielt. Dort, im Außenkommando Linz III, starb Franz Nachtnepel am 15. April 1945 um 7.00 Uhr im Alter von 42 Jahren. Er starb angeblich an „Kreislaufschwäche bei Lungenentzündung“, tatsächlich dürfte die Todesursache aber in den Strapazen der jahrelangen Haft und Zwangsarbeit und der andauernden Unterversorgung im KZ zu finden sein.

Zu seinem Andenken wurde am 19. August 2016 am Universitätsplatz Nr. 3 ein Stolperstein verlegt3.

Zu weiteren Stolpersteinen in Salzburg

MIT DEM BLUT DER ENTRECHTETEN ERBAUT – die Staatsbrücke in Salzburg

Der Bau der Dr.-Todt- Brücke (heute Staatsbrücke) war die größte Baustelle und wurde von der Mannheimer Baufirma „Grün und Bilfinger“ ausgeführt. Benannt wurde sie nach Dr. Friedrich Todt, Generalinspektor für das deutsche Straßenwesen, ab 1940 Reichsminister für Bewaffnung und Munition.1

„Eine hölzerne Notbrücke ersetzte die schon lange abgetragene alte Staatsbrücke (…) und auf dieser größten Baustelle in der Stadt sehe ich noch die in grauschmutzigen abgesteppten Kleidern an den Brückenpfeilern hängenden russischen Kriegsgefangenen als Zwangsarbeiter, ausgehungert und von rücksichtslosen Tiefbauingenieuren und Polieren zur Arbeit angetrieben; viele von diesen Russen sollen entkräftet in die Salzach gefallen und abgetrieben sein.“2

1941 begann der Bau der neuen Brücke; anfangs arbeiteten freiwillige „Fremdarbeiter“ aus Italien, Ungarn und der Tschechoslowakei. Doch der zunehmende Arbeitskräftemangel führte zur Einsetzung von jugoslawischen Zwangsarbeitern und französischen Kriegsgefangenen. Diese lebten in behelfsmäßig errichteten Baracken im Volksgarten.

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Öffentliche Erinnerungen und Huldigung an den Faschismus in Salzburg?

Nach einer tollen 50er-Feier in Nußbach sind wir für drei Tage in Salzburg. Wir nutzen noch das sonnige Wetter am Sonntag, denn für die nächsten Tage sind Regen und tiefe Wolken angesagt. Bei unserer ersten Runde sehen wir unterschiedlichste Gedenktafeln.

Wieso gibt es immer noch den Dr. Herbert-Klein-Weg?

In der Sitzung des Gemeinderates am 8. November 1995 wurde der Amtsvorschlag der Kulturabteilung unter Bürgermeister Dr. Josef Dechant (ÖVP) mehrheitlich gegen die Stimmen der Bürgerliste beschlossen.
In Salzburg gibt es einen Fachbeirat, der im Auftrag der Stadt Salzburg die Straßen- und Platzbenennungen mit Personen aus der NS-Zeit überprüft. Über Herbert Klein wurden bereits einige belastende Unterlagen gefunden. Im digitalen Stadtplan der Stadt Salzburg findet man die jeweiligen Strassen, Wege und Plätze.

Man ist leicht verwundert über die kritik- und auch erklärungslose Information der „frühen Bindung an die NS-Ideologie“ – als ob Herr Klein sich früh mit der katholischen Soziallehre oder einer sonstigen nicht weiter zweifelhaften Philosophie befasst hätte!1

Wie auch immer Herbert Kleins Stellung in der NSDAP in der Verbotszeit war, fest steht, dass er sich kurz nach dem „Anschluß“, bereits im April 1938, um die Aufnahme in die NSDAP bewarb. Er war ab Juni Parteianwärter und wurde im Herbst rückwirkend mit Datum 1. Mai 1938 und der Mitgliedsnummer 6.340.279 als Parteimitglied in die NSDAP aufgenommen.

Er wurde also in jenem Nummernblock eingereiht, der für österreichische Parteigenossen vorgesehen war, für die 1933 bis 1938 eine formale Parteimitgliedschaft nicht möglich gewesen war bzw. die die Partei in der Verbotszeit aktiv unterstützt hatten. Zudem trat er laut Informationen der Sonderkommission der Landesregierung „mehreren der NSDAP angeschlossenen Organisationen“ bei, nachweislich der NS-Volkswohlfahrt.2

Als Experte für personenbezogene Quellen wurde Klein Mitarbeiter der Hauptstelle
„Praktische Bevölkerungspolitik“ im Gauamt für Rassenpolitik, das mit der „Propaganda“ und der Durchführung der NS-Rassengesetze betraut war. Herbert Klein hielt nach dem „Anschluß“ Vorträge und verfasste – wie schon seit Mitte der 1920er Jahre34 – meist auf seinen Vorträgen basierende historische Zeitungsartikel, in denen er nunmehr mitunter euphorisch die Leistungen Adolf Hitlers und die Bedeutung der „Wiedervereinigung“ herausstellte.
Klein bemühte zahlreiche antisemitische Stereotype, schrieb über Hostienfrevel und Ritualmord, von Wucherei und Hehlerei, nannte Juden „Blutsauger“3.

Dr. Herbert Klein war auch Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.Herbert Klein wurden die “Festschrift zum 65. Geburtstag von Herbert Klein” von der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde gewidmet. Ihm wurde 1969/70 das Ehrendoktorat der Universität Salzburg verliehen.

Fragen an die Verantwortlichen der Stadt Salzburg

Wo bleibt eine heutige klare öffentliche Distanzierung unter den jetzigen Tafeln? Wann werden die Wege, Strassen und Plätze nach Menschen beannt, die als Widerstandskämpfer:innen gegen das brutale Regime der Nazis gekämpft haben?


Quellenverzeichnis

  1. Braune Schatten über Salzburger Spaziergängen – So manche Erläuterungen an öffentlichen Stätten machen fassungslos. Die Presse am 2.7. 2019 ein Artikel von Christiane Druml ↩︎
  2. Nach NS-belasteten Personen benannte Straßen in der Stadt Salzburg – Dr. Herbert Klein, Historiker und Archivar ↩︎
  3. Die Stadt Salzburg im Nationalsozialismus – Ein Projekt der Stadt Salzburg ↩︎

Stolpersteine

Denning - blog

Stolpersteine nennt sich ein Projekt des Künstlers Gunter Demnig. Mit Gedenktafeln will er an das Schicksal der Menschen erinnern, die in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt, ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden.Demnigs Intention ist unter anderem, den NS-Opfern, die in den Konzentrationslagern zu Nummern degradiert wurden, ihre Namen zurückzugeben. Das Bücken, um die Texte auf den Stolpersteinen zu lesen, soll eine symbolische Verbeugung vor den Opfern sein. Mit der Markierung der „Tatorte von Deportationen“, die häufig mitten in dichtbesiedelten Bereichen liegen, wird gleichzeitig die von einigen Zeitzeugen vorgebrachte Schutzbehauptung, nichts von den Deportationen bemerkt zu haben, in Frage gestellt.(1)

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