Ohne jedes Gerichtsverfahren wurden am Abend des 24. April 1945 vier Freistädter und ein Pole aus ihren Wohnungen abgeholt, weil die Freistädter Nazis in den Endtagen ihrer Diktatur sich noch an Sozialisten rächen wollten. Südlich von Freistadt an der Jaunitz, in der Nähe des ehemaligen Militärschwimmbades, wurden sie zu nächtlicher Stunde heimlich erschossen und vergraben. (2)
Wiener Zeitung am 24. August 2021 Ein Bericht von Christine Esterbauer Mit dem Verein Rote Spuren die Geschichten der Opfer des NS-Regimes am Zentralfriedhof erkunden.
Auch wenn die Toten für immer schweigen, erzählen sie doch Geschichten. Wenig bekannt und bis heute mit Unbehagen verbunden sind jene, die die Verstorben in der Gruppe 40 am Wiener Zentralfriedhof begleiten. Auf der anderen Seite der Friedhofsgruppe, in der renommierte österreichische Künstler ihre letzte Ruhestätte gefunden haben, weilen deklarierte Opfer des Nationalsozialismus. Über drei grasbewachsene Felder verteilt, liegen die Schachtgräber der Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime. Unter kleinen, kaum einen halben Meter großen Betongrabsteinen, die in Gruppen über die gepflegte Wiese verteilt sind, befinden sich ihre sterblichen Überreste. Flechten haben sich vereinzelt an der rauen Oberfläche der Steine festgesetzt. Die Inschriften sind teils verblast, geben aber noch immer Lebensgeschichten preis. Markant sind die Todesdaten, teilweise mit dem Zusatz “justifiziert” oder “hingerichtet”. Hier liegen die Widerstandskämpfer, die zwischen 1942 und 1945 im Wiener Landesgericht den Tod durch das Fallbeil fanden.
Im Frühjahr oder Sommer 1944 schlossen sich einige Freistädter Bürger unter Ludwig Hermentin zu einer Organisation zusammen, die das Ziel hatte, Österreich von der nationalsozialistischen Herrschaft zu befreien.(1)
Am 5. Mai 1995 wurde in Freistadt im Gedenken an das Kriegsende vor 50 Jahren ein Denkmal eingeweiht, das elf Freistädtern gewidmet ist, die noch in den letzten Kriegstagen auf besonders schreckliche Art und Weise Opfer des Nationalsozialismus geworden sind. Diese elf Morde stellen gewissermaßen das zentrale Thema des Denkmals dar. (4) Das Denkmal besteht aus einem blautransparenten Glaskörper, einem „blauen Monolith”, und soll unter anderem die Freiheit des Geistes und des Bewusstseins symbolisieren.
Diese überparteiliche Gruppe wurde 1943/44 vom Geschäftsführer der Landeskrankenkasse Freistadt, dem Sozialdemokraten Ludwig Hermentin, und dem Linzer Büroangestellten Willibald Thallinger gegründet. Ihr gehörte auch der ehemalige christlichsoziale Landtagsabgeordnete Leopold Kotzmann an, der mittlerweile Gemeindesekretär in Sandl war.(2)
Nach dem Besuch des Webereimuseum in Haslach besuchten wir diese Gedenkstätte.
Im Rahmen von so genannten „Euthanasieprogrammen“ wurden in der Zeit des Nationalsozialismus systematisch Menschen ermordet, die in der nationalsozialistischen Ideologie als Gefahr für die „Volksgesundheit“ eingestuft wurden und deren Leben als „lebensunwert“ galt.
Einige Bürger aus der Mühlviertler Gemeinde Haslach an der Mühl – darunter als treibende Kraft der Schriftsteller Peter Paul Wiplinger, Bürgermeister Dominik Reisinger, Pfarrer Gerhard Kobler und insbesondere Mag. Thomas Engleder – haben versucht, den Schicksalen der Opfer ihrer Gemeinde nachzugehen und ein sichtbares Zeichen zu setzen. (Quelle: Forum Geschichte in OÖ)-(1)
Ein „riesiger Stolperstein“, der an die 10 Opfer erinnert. Weiterlesen →
Das Karl-Renner-Institut verweist auf eine von Michael Rosecker verfasste Erwiderung bezüglich der Polemik von Alt-LH Franz Schausberger über die Salzburger Straßennamenstudie im Standard am 7. Juli 2021. Klar ist: der Antisemitismus war ein zentraler programmatischer Bestandteil der Christlichsozialen Partei. Der Versuch, das zu relativieren, indem man alle anderen auf dieselbe Stufe zerrt, geht ins Leere.
Auch die Sozialdemokratie war, obwohl gegen sie von jeher als “verjudete Partei” mobilisiert wurde, nicht davor gefeit, in ihrer antikapitalistischen Agitation auch antisemitische Klischees zu bedienen. Jedoch macht ein Studium der Partei- und Wahlprogramme, der Wahlkämpfe, der politischen Publizistik und vor allem der bürgerlichen (männlichen) Machtnetzwerke samt deren “Vereinsstatuten” sichtbar, bei welchen Parteien der Antisemitismus zum weltanschaulichen Kernelement und zur politischen Alltagspraxis gehörte: Das waren eindeutig die Deutschnationalen und die Christlichsoziale Partei.
Nach dem Willkommensservice – Elisabeth Luif holte unsere Gruppe am Bahnhof Mattersburg Nord ab – und einer herzlichen Begrüßung mit Kaffee und leckeren Schaumrollen, wird uns der erste inhaltliche Leckerbissen von Georg Luif präsentiert.
Georg Luif – einer der beiden Kurator*innen der Ausstellung zu diesem Thema im 70′ er Haus – präsentiert hier den Input am Beginn der Veranstaltung.
Mattersdorf im Gerangel zwischen Ungarn und Österreich
Die überwiegende Mehrheit der genannten Daten stammen aus dem Vortrag von Georg Luif oder aus der Ausstellungsbroschüre, die sich mit den Verhandlungen zur Zugehörigkeit Deutsch-Westungarns nach dem Zerfall der Doppelmonarchie Österreich-Ungarn beschäftigt. Sie ist im September 2020 in Mattersburg erschienen und ist über das “70er Haus der Geschichten” in Mattersburg, Hintergasse 70, 7210 Mattersburg beziehbar.
Ein Beitrag von Elisabeth Luif. Dieser Beitrag war gleichzeitig der Input bei unserem Geschichtetag im 70’er-Haus in Mattersburg. An seinem Beispiel folgen wir der Mattersburger Zwischenkriegszeit.
Jugend in Sopron/Ödenburg Geboren 1902 – sein Vater Adolf ein führender Sozialdemokrat und Gewerkschafter in der Stadt. Das Gebiet gehört damals zum ungarischen Teil der Habsburger Monarchie, allerdings mehrheitlich deutschsprachige Gegend. Richard tritt der Vereinigung Sozialistischer Mittelschüler in Westungarn bei. Bereits Dezember 1918 – noch als Schüler wird er in die Miliz einberufen – kommt nach Mattersburg wo der Sozialdemokrat Hans Suchard die autonome Republik Heinzenland ausgerufen hatte.(01)
Etablierung einer Räterepublik März-August 1919 in Ungarn Die Räterepublik scheitert im August 1919, Miklós Horthy übernimmt die Macht, sogenannter „weißer Terror“ gegen Linke. Die Familie Berczeller flüchtet nach Österreich. Sein Vater Adolf wird Direktor der bgld Landeskrankenkasse und Vizepräsident der AK.
1920-1926 – absolviert er das Medizinstudium in Wien und ist politisch in der Sozialdemokratie aktiv. Dabei lernt er u.a. bei Julius Tandler (Stadtrat im Roten Wien) und erlebt antisemitische Übergriffe an der Uni.
Beim Stadtrundgang in Mattersburg im laufe des Geschichtetags zeigten uns Georg und Elisabeth Luif das Faschismusmahnmal im Friedenspark. Es ist den Opfern des Faschismus gewidmet und hat die Inschrift:(01)
Der große burgenländische Erzähler Richard Berczeller geht in seinen Memoiren „Verweht“ seinen Erinnerungen an das jüdische Leben in Mattersburg nach.(1)
Bei unserem Studientag im 70er-Haus in Mattersburg besuchten wir bei einem Stadtspaziergang mit Georg und Elisabeth Luif das Denkmal zum Andenken an die Jüdische Gemeinde in Mattersburg.
Auf Initiative von Peter Berczeller findet am 20.November 2012 ein Treffen in Mattersburg statt, wo die Idee der Errichtung einer Erinnerungsstätte bzw. Begegnungsstätte in Mattersburg besprochen wird. Nach einem weiteren Treffen am 8.März 2013 in Wien wird am 12.April 2013 der Verein „Wir erinnern“ gegründet. Der Verein soll sich mit den Fragen über Erinnerungspfad, Straßennamen, Gedächtnisstätte und Veranstal- tungen beschäftigen. Das Grundkonzept ist nicht Gedenken, sondern aktives Erinnern an das Judentum in Mattersburg zu fördern.
Im November 2013 wird ein Projektplan für die Errichtung einer Begegnungsstätte und Ausgrabung der Synagoge erarbeitet. Außerdem wird überlegt, die Umbenennung von Straßen nach vertriebenen MattersburgerInnen zu fordern. Diese Pläne werden von Obfrau Gertrude Tometich abgelehnt und verhindert. Dies führt zum Ausscheiden von Peter Berczeller, Georg Luif und Sissi Luif aus dem Verein. (2)