Artikel zum Rundgang am Urnenhain – verfasst von Brigitte und Werner Drizhal
Mit der Art ihrer Bestattung setzte Rudolfine Fleischner einen letzten, höchst politischen Akt: Die Feuerbestattung war in Wien zu diesem Zeitpunkt ein politischer Zankapfel zwischen Sozialdemokraten und Christlichsozialen und erst seit Kurzem möglich1.
Wie war ihr Leben?
Rudolfine Fleischner wuchs in Mähren in der kinderreichen Familie eines Landlehrers auf.. Sie besuchte eine Volksschule und musste anschließend schon früh für sich selbst sorgen. Als Dreizehnjährige kam sie, da die finanzielle Situation ihrer Großfamilie stets angespannt war, nach Wien und schlug sich als Haushaltshilfe und Kindermädchen durch. Neben der Arbeit bildete sie sich – unterstützt von einer älteren Schwester – zur Erzieherin aus und arbeitete in der Folge in gutsituierten Haushalten als Erzieherin und Privatlehrerin. Ab den 1890er Jahren war sie in der Heimarbeiterinnenbewegung aktiv und gehörte zu den Begründerinnen des Vereins der Heimarbeiterinnen.
Als Frauenpolitikerin setzte sie sich vor allem für die politische Schulung, sowie für die Gleichberechtigung der Frauen ein, was sich mitunter bei der Einführung des Frauenwahlrechts im Jahre 1918 als hilfreich erwies.
Rudolfine Fleischner gehörte zu den Gründerinnen der Frauenorganisation Alsergrund und fungierte ab 1916 als deren stellvertretende Obfrau.
Ebenso war sie an der Gründung der lokalen Ortsgruppe der Kinderfreunde, wo sie auch als Betreuerin tätig war, und der Ortsgruppe des Arbeiter-Abstinentenbundes beteiligt.
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