Ilse Wieser schreibt über die Grazer Widerstandskämpferin und Menschrechtspreisträgerin des Landes Steiermark
Die Basis ihrer politischen Tätigkeiten bildete die Forderung nach Gerechtigkeit. Ihre Kindheit und Jugend in einer ArbeiterInnenfamilie in Judenburg war geprägt vom Stolz auf die Klassenzugehörigkeit im Sinne der ArbeiterInnenbewegung, einer sozial, wirtschaftlich und politisch benachteiligten Gesellschaftsschicht. Ihre Familie war im Umfeld der Sozialdemokratie und des Republikanischen Schutzbundes aktiv, der Arbeiterwille wurde gelesen und diskutiert: es wurde politisiert. Hier entstand ihr Protestpotenzial. Maria Cäsar war überdies ein Mädchen, das sich nicht in die vorgeformte Rolle fügte: Sie liebte Debatten, blieb dem
Religionsunterricht fern und setzte sich gerne durch. Sie genoss aber auch die Gemeinschaft ihrer Jugendgruppe. Die Herrschaft des autoritären Ständestaates ab 1934 traf dann die Jugendliche unmittelbar: die Roten Falken, die linke Jugendorganisation, der sie angehörte, wurde verboten.1
Nach der großen Enttäuschung über die Niederlage der Arbeiterbewegung im Februar 1934 schloss sie sich aber bald schon, wie viele andere auch, dem Kommunistischen Jugendverband (KJV) an.
Im Herbst 1935 stieß zu unserer Gruppe Willi Fritz – ein erfahrener Jugendlicher des kommunistischen Jugendverbandes –, der unsere Diskussionen durch seine theoretischen und praktischen Erfahrungen noch interessanter machte. Wir trafen uns auf Almhütten auch mit Mädchen und Burschen aus Knittelfeld und Fohnsdorf. Dort besprachen wir verschiedene Aktionen, so zum Beispiel wo wir Flugblätter streuen können. Willi Fritz brachte uns – wenn er nach Judenburg kam – auch politische Bücher und Informationsmaterialien mit. Wir waren wissbegierig und schöpften aus unseren Zusammenkünften sowie dem Gelesenen Hoffnung für eine bessere Zukunft Österreichs.2
Schon als 18-Jährige schloss sich Cäsar einer Widerstandsgruppe gegen das NS-Regime an. Am 23. Mai 1939 wurde sie wegen angeblicher Vorbereitung zum Hochverrat von der Gestapo verhaftet und verbrachte 14 Monate im Landesgericht Graz in Untersuchungshaft.3
Unmittelbar nach ihrer Enthaftung heiratete sie. Ihr erster Mann war wie sie Mitglied einer Widerstandsgruppe. Kurz nach der Geburt des ersten Kindes im Jahr 1943 fiel ihr Mann an der Ostfront. Maria Cäsar knüpfte in der Folge Kontakte zu jugoslawischen Partisanen und zu Widerstandsgruppen in Judenburg. Als 1944 zunehmend Widerstandsgruppen aufgespürt und deren Mitglieder verhaftet wurden, konnte sie kurz vor dem Zusammenbruch der NS-Regimes bei slowenischen Verwandten untertauchen. Ein enger Mitstreiter wurde hingerichtet.
Als Trägerin der Befreiungsmedaille der Republik Österreich machte sie als der Krieg endete, sich besonders für die Rechte der Frauen, Frieden und militärische Abrüstung stark. 1950 zog sie von Judenburg nach Graz und leistete dort als Mitglied der KPÖ-Bezirksleitung Graz, der KPÖ-Landesleitung Steiermark und auch des Zentralkomitees der KPÖ wichtige Beiträge zur Entwicklung der Partei.5
Quellenverzeichnis:
- Verein FRAUENSERVICE Graz, 8020 Graz, Idlhofgasse 20, Artikel von Ilse Wieser, Ein Projekt über 23 Würdigungstafeln, die Geschichte und Leistungen von Frauen und Frauengruppen aus Vergangenheit und Gegenwart würdigen, sind seit März/April 2003 im Grazer Stadtraum angebracht und bleiben über das Kulturhauptstadtjahr 2003 hinaus bestehen. Zehn themenzentrierte FrauenStadtSpaziergänge, Publikationen und die Eröffnungsveranstaltung am 8. März, dem Internationalen Frauentag 2003, begleiten die 23 ORTE.
Gestaltung der 23 Gedenktafeln: Sabina Hörtner. Inschriftstexte: Eva Rossmann ↩︎ - KZ-Verband/VdA, Maria Cäsar (1920 – 2017): Widerstandskämpferin und Zeitzeugin, 27.12.2017 ↩︎
- Wikipedia – Eintrag zu ihrer Person ↩︎
- ORF-Steiermark, Erste Grazer Erklärtafel montiert ↩︎
- ORF-Steiermark, Steirische NS-Zeitzeugin Maria Cäsar verstorben, 3.9.2017 ↩︎