EUTHANASIEPROGRAMM UND AKTION T4

Nach dem Besuch der Gedenkstätte des Deutschen Widerstand waren wir Richtung Potsdamer Platz unterwegs. Am Gedenkort in der Tiergartenstrasse holte uns das Grauen wieder ein. Von dem Gebäude an dieser Adresse aus hatte eine Bürozentrale unter dem Decknamen „T4“ die systematische Ermordung von Patienten aus Heil- und Pflegeanstalten im Deutschen Reich organisiert.

Bild: Wikipedia – Von A.fiedler – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=35145384

In den Frühjahr- und Sommermonaten 1939 begann eine Gruppe von Planungsbeauftragten, eine geheime Aktion zur Tötung behinderter Kinder zu organisieren. Die Gruppe wurde von Philipp Bouhler, dem Direktor der Privatkanzlei Hitlers, und Karl Brandt, dem Leibarzt Hitlers, geleitet.

Kinder-Euthanasieprogramm

Am 18. August 1939 erließ das Reichsministerium des Innern eine Verordnung, die alle Ärzte, Krankenschwestern und Hebammen verpflichtete, Neugeborene und Kinder unter drei Jahren, die Anzeichen einer schweren geistigen oder körperlichen Behinderung zeigten, zu melden.

Ab Oktober 1939 wirkten die Gesundheitsbehörden auf die Eltern von Kindern mit Behinderungen ein, ihre Kleinkinder einer der eigens dafür vorgesehenen Kinderkliniken in Deutschland und Österreich anzuvertrauen. In Wirklichkeit waren die Kliniken Tötungsanstalten für Kinder. Eigens dafür rekrutiertes medizinisches Personal verabreichte den Kindern tödliche Überdosen von Medikamenten oder ließ sie verhungern.

In Österreich waren das Hartheim und Spiegelgrund. Im Bild die Euthanasieanstalt Hartheim.

Wenn es dann den Rauch zu Boden gedrückt hat, witterungsbedingt, und wir sind von der Feldarbeit hungrig nach Hause gekommen, dann haben wir keinen Bissen mehr heruntergebracht durch diesen infernalischen Gestank, der sich in Mund- und Rachenhöhle festgesetzt hat. Uns ist der Appetit vergangen. Der Gestank war eindeutig verbranntes Fleisch, verbrannte Knochen und Haare.

KARL SCHUHMANN IN EINEM INTERVIEW AM 28.4.1999

Wer waren die Opfer?

Sofie Emilie Walburga Bauer (geb. Weigert)
Näherin aus Regensburg

geb. 11. September 1898 in Regensburg
gest. 2. Mai 1941 in Hartheim

Biografie

Ida Maly

Geburt am 22. Oktober 1894 in Wien als Tochter von Sofie und Franz Maly. Sie hatte zwei Schwestern Olga (geb. 1889) und Paula (geb. 1891).
Ab 1912 studierten Ida und Paula Maly zwei Jahre Malerei an der Landeskunstschule in Graz.
Am 20. Februar erhält Malys Mutter einenTotenschein mit der Todesursache “Pneumonie”.

Moszek Checinski
Schneider aus Brüssel (jüdisch)

geb. 15. März 1902 in Piotrków Trybunalski
gest. 3. April 1940 in Warta (Wielkopolska)

Biografie

Opfer der nationalsozialistischen Euthanasieprogramme im Dritten Reich zwischen 1933 und 1945

Quelle: Statista 2023

Die Planer der Tötungszentren

Dietrich Allers
Jurist , Massenmörder aus Kiel (Schleswig-Holstein)
Geschäftsführer der „T4“-Zentraldienststelle