Die erste Bürgermeisterin Österreichs

Zenzi (Kreszentia) Hölzl, geb. 28.11.1893, gest. 25.8.1958

In Gloggnitz wird 1948 Zenzi Hölzl zur Bürgermeisterin gewählt. Erstmals bekleidete eine Frau dieses Amt in Österreich.

„Sie hat sich was getraut, hat sich wirklich eingesetzt. Zenzi Hölzl war sehr volksnahe und das kennzeichnet eine gute Bürgermeisterin. Damit hat sie sich von den Männern schon damals abgehoben“.

Irene Gölles, ehemalige bürgermeisterin von Gloggnitz, 8.3.2018 in ORF-NÖ

Kreszenzia Hölzl wurde in Tschechien geboren. Sie verlor früh ihre Eltern, die Mutter starb bei der Geburt, ihr Vater, ein Hammerschmid, zehn Jahre später.1 Bereits mit dreizehn Jahren musste sie, wie so viele in dieser Zeit, bereits arbeiten gehen. Beschäftigung fand sie zuerst bei einem Bauern, später in Neunkirchen in der Brevillier&Urban-Schraubenfabrik . Der Kontakt mit sozialdemokratischen Arbeiter:innen führte 1917 zum Eintritt in die Sozialdemokratische Partei und Gewerkschaft.

Politisch engagiert hat sich Hölzl „schon immer“, wie sich ihre Tochter Hilde Platzer heute noch erinnert. „Sie war eine sehr resolute, fleißige Frau, die es im Leben nicht leicht gehabt hat. Aber sie hat sich durchgesetzt“.2

1918 heiratet sie den Bäcker Raimund Hölzl.3 Ihr Mann, der als Schwerinvalider aus dem Ersten Weltkrieg zurückkehrte, führte eine Trafik, die sie nach seinem Tod weiterführte. In der Zeit des Austrofaschismus war die Trafik ein Treffpunkt für die Sozialdemokrat:innen aus der Region. Auch in der Illegalität im Nationalsozialismus engagierte sie sich für die Sozialdemokratie, wobei sie das Glück hatte, dafür nicht belangt zu werden.4

In politischen Funktionen

1923 wurde Zenzi Hölzl zur Vorsitzenden der Sozialistischen Arbeiterpartei Gloggnitz gewählt und in den Gemeinderat von Gloggnitz entsandt, ein Jahr später zur Vorsitzenden der Bezirksorganisation Neunkirchen gewählt. Zu dieser Zeit waren noch nicht viele Frauen in diesen Funktionen. Im Gloggnitzer Gemeinderat trat sie vor allem für die Interessen der Frauen ein. Die Jahre 1934 bis 1938 unterbrachen die politische Tätigkeit Hölzls.

Mit Karl Renner, zu dessen Wahlkreis bereits in der Ersten Republik Gloggnitz gehört hatte und der hier auch die NS-Zeit verbrachte, verband Hölzl eine enge Freundschaft. Gemeinsam mit Renner berief sie 1945 auch die erste Bezirkskonferenz Niederösterreichs ein. Von 1945 bis 1949 war Hölzl Mitglied des niederösterreichischen Landtags. Ende 1948 wurde sie zur Bürgermeisterin von Gloggnitz, was sie bis zu ihrem Tod im Jahr 1958 blieb.In ihrer Funktion als Bürgermeisterin setzte sich Hölzl, die immer wieder für die Erbauung des auch heute noch beliebten Alpenbades Gloggnitz ein, errichtete Mütterberatungsstellen und trat für eine Erneuerung der Wasserversorgung ein.

Du musst bestehen

Zu ihrer Tätigkeit als Bürgermeisterin äußerte sich Hölzl 1952 folgendermaßen in der Zeitschrift  Die Frau: „Jeder weiß, dass sich die Bevölkerung nicht leicht dazu entschließt, das Bürgermeisteramt einer Frau zu übertragen. Ich habe mich daher nicht leicht entschlossen, meine Wahl zu bestätigen, und ich gestehe offen, dass ich dieses Amt etwas ängstlich angetreten habe. ‚Du musst bestehen!‘ sagte ich mir, ‚Du musst die Zweifel zerstreuen, dass Frauen für ein solches Amt nicht geeignet seien!‘. Und so habe ich mich bei meiner Arbeit immer von dem Grundsatz leiten lassen, nicht allein für die klaglose Führung der Gemeindegeschäfte zu sorgen, sondern alles daranzusetzen, dass die Leistungen der Frauen öffentlich anerkannt werden.“5

Viele Menschen beim Begräbnis

Als seine Großmutter starb, war Enkel Leopold Platzer ein Teenager: „Ich habe noch nie so viele Menschen gesehen wie bei ihrem Begräbnis“, sagt er. Beim Begräbnis seiner Großmutter marschierten er und sein Bruder hinter dem Sarg durch Gloggnitz zum Friedhof: „Diese Menschenschlange hinter uns habe ich nie vergessen. Das war sehr einprägsam.“6


  1. Gedächtnis des Landes ↩︎
  2. ORF NÖ ↩︎
  3. Wikipedia ↩︎
  4. Niederösterreichische Nachrichten ↩︎
  5. Demokratiezentrum ↩︎
  6. ORF NÖ ↩︎

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