Frauen in den Februarkämpfen

aus der Themenreihe Frauen machen Geschichte

DAS ENDE EINER MÄNNERLEGENDE von FLORIAN WENNINGER
Universitätsassistent, Postdoc am Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien

…wies ausdrücklich darauf hin, dass Frauen im Fall einer militärischen Auseinandersetzung unverzichtbarer Teil der gemeinsamen Kraftanstrengung sein mussten.

Theodor Körner

Koll. Wenninger schildert im Beitrag die Rolle der Frauen als Sanitäterinnen im Schutzbund bis 1926. Der Schutzbund wurde in den ASKÖ überführt. Nach 1927 kam es zu einer Reorganisation des Schutzbundes, die gekennzeichnet war von strategischen, organisatorischen und politischen Fehlentscheidungen. Frauen wirkten im Schutzbund im eigenen Nachristendienst und bei der Waffenproduktion mit. Ausserdem leisteten sie auch wichtige Hilfe durch das Sammeln von Spenden für den Unterstützungfonds des Schutzbundes.

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Beispiele für aktive Beteiligung von Frauen an den Februarkämpfen

Maria Emhard in St. Pölten:
Die beiden wichtigsten Kommandeure des St. Pöltner Schutzbundes waren unauffindbar. Die verbliebenen Führer machten ihrerseits keine Anstalten, auf eigene Faust vorzugehen. Damit wollte sich vor allem eine weibliche Parteifunktionärin nicht abfinden. Maria Emhart handelte kurz entschlossen. Sie ließ Frauen in Kinderwägen Waffen zu den Sammelplätzen des Schutzbunds schaffen und veranlasste eine Besprechung der verbliebenen Schutzbundführer, um diese dazu zu bringen, ihre Männer zu mobilisieren. Von Emhart auf diese Weise erfolgreich in Zugzwang gebracht, erklärte ihr der Ranghöchste unter den Anwesenden schließlich wutschnaubend, „wenn es schief geht, erschieße ich zuerst Sie dann mich.“ Von diesem Vorhaben ließ er zwar ab, nach seiner Festnahme belastete er sie jedoch schwer.

In Wien halfen Frauen beim Barrikadenbau mit
In den unmittelbaren Vorbereitungen der Kämpfe waren Frauen auch dort beteiligt, wo die Mobilisierung einigermaßen gelang. Sie gaben Waffen aus, stopften MG-Gurte und arbeiteten mit bei der Befestigung provisorischer Stellungen:

„Keine Ahnung hab ich gehabt, wie man eine Barrikade baut. […] Im Hof, da war ein Spielplatz, und von dort haben wir die Bänke und die Koloniakübel weggenommen und rausgeschleppt. Abgeschirmt war das Eck Andreas-Huger-Gasse und Meissnergasse, weil es hat geheißen, dass von der Wagramerstraße her die Heimwehr kommt. Und um uns und die Männer und das Haus zu schützen haben wir – zehn Frauen und ein Mann – die Barrikade gebaut.“

Florian Wenninger auf Seite 5

In Steyr nimmt Erna Schwitzer das Zepter des Handels in die Hand
Als nun aber die Kommandeure infolge ihrer Verhaftung keine Anweisungen mehr erteilen konnten, blieb der Rest der Organisation planlos zurück. Die Generalstochter Erna Schwitzer habe eine geheime Versammlung der Schutzbundführer einberufen und geleitet, in der das Vorgehen im Ernstfall festgelegt worden sei. Ähnliches wiederholte sich nach Beginn der Kämpfe..