Gedächtnis einer untergegangen Welt

Der Jüdische Friedhof Währing (auch: Israelitischer Friedhof Währing) war nach seiner Eröffnung im Jahr 1784 die Hauptbegräbnisstätte der Israelitischen Kultusgemeinde in Wien. Neben dem Sankt Marxer Friedhof ist er der letzte erhaltene Friedhof Wiens im Stil des Biedermeier.
Der Friedhof als Eigentum der Israelitischen Kultusgemeinde Wien wurde durch den NS-Staat enteignet und ging 1942 in den Besitz der Stadt Wien über.


Zerstörungen: Während der NS-Zeit wurden 1942 weit mehr als zweitausend Gräber bei Aushubarbeiten für einen Luftschutzbunker zerstört. Im Namen einer nationalsozialistischen „Rassenkunde“ wurden darüber hinaus die Gebeine ganzer Familien exhumiert – insgesamt über vierhundert Personen – und ins Naturhistorische Museum Wien verbracht, wo sie dann bis zu ihrer teilweisen Wiederbeerdigung 1947 in Gemeinschaftsgräbern bei Tor 4 des Zentralfriedhofs verblieben.

Der Jüdische Friedhof Währing in Wien ist ein einzigartiges Dokument der Wiener Kultur, Kunst, Wirtschaft und Gesellschaft in der Zeit des Biedermeier. In die Epoche seines Bestehens (1784 – 1884) fallen bahnbrechende Entwicklungen, die bis heute den Charakter der Stadt, aber auch der gesamten Region und des Staates bestimmen.

Tina Walzer