
Rote Spuren – Verein zur Förderung von ArbeiterInnengeschichte an den Landeshauptmann von Kärnten zu den Vorkommnissen am Peršmanhof.

Zuerst ein aktueller Kundgebungstipp
Finger weg vom Peršmanhof! Kundgebung Wien, Do., 31.7.2025, 17.00 Uhr, Herrengasse 7, BMI
Veranstalter: KZ-Verband Wien
Sehr geehrter Herr Landeshauptmann Kaiser!
Mit großer Verärgerung und Entsetzen haben wir über die Ereignisse im Zusammenhang mit dem gestrigen Polizeieinsatz am Peršmanhof gelesen. Wir als „Rote Spuren – Verein zur Förderung von ArbeiterInnengeschichte“ haben im Mai das dortige Museum besucht und uns mit der Geschichte des Widerstands gegen den Nationalsozialismus beschäftigt. Des Weiteren haben wir mit kompetenten Gesprächspartner:innen sowohl am Peršmanhof als auch mit Vertretern aus dem Rat der Kärntner Slowenen diskutiert.
Welche Bedeutung dem Widerstand gegen das NS-Regime vor allem durch die Kärntner Partisan:innen, für die Wiedererrichtung der Republik Österreich zukommt, brauche ich sicherlich nicht extra zu erläutern.
Wir hoffen, dass die Jahrzehnte des Verdrängens, Totschweigens und stillschweigenden Akzeptierens von Mittäterschaft im NS-Regime sowie Anfeindungen gegen die slowenische Volksgruppe und die aufrechten Antifaschist:innen hinter uns liegen. Doch anscheinend haben deutschnationale Kreise in Polizei und Verwaltung, oder solche, die mit einer ähnlichen Gesinnung sympathisieren, nur ihre Strategie geändert und werden wieder aktiv.
Bildungs- und Gedenkarbeit im Rahmen eines antifaschistischen Bildungscamps in einer Gedenkstätte als mutmaßliche Anstandsverletzung zu bezeichnen ist nicht nur eine mehr als massive Grenzüberschreitung, sondern bedeutet, dass in den Führungskadern der Kärntner Polizei und Verwaltung dringende Weiterbildungsarbeit in Bezug auf Antifaschismus und Bedeutung des Widerstands für die Republik Österreich notwendig ist! 4,5 Stunden Schikanen (und nur so kann man einen solchen Polizeieinsatz nennen) durch Vertreter:innen der Bezirkshauptmannschaft Völkermarkt, das Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl, einem Großaufgebot von Polizist:innen samt Polizeihundestaffel und unter Einsatz von Drohnen, sind eine grobe Unverhältnismäßigkeit von Polizeiaktionen auf privaten Grundstücken und stehen in keiner Relation zu eventuellen Verwaltungsübertretungen.
Sehr geehrter Herr Landeshauptmann! Es geht nicht nur um lückenlose Aufklärung in Gesprächen mit den Beteiligten. Wir fordern Sie auf, persönlich mit dem Bezirkshauptmann von Völkermarkt und dem Polizeieinsatzleiter am Peršmanhof einen Akt der Entschuldigung zu setzen. Der politische Wille der Landesregierung darf nicht nur bei Gesprächen hinter verschlossen Türen vorhanden sein, sondern muss auch öffentlich klar sichtbar gemacht werden.
In Erwartung einer Antwort verbleiben wir…
Ein kurze Übersicht zu den historischen Ereignissen
Der Peršmanhof als Stützpunkt der Widerstandsbewegung
Der Bergbauernhof der Familie Sadovnik, der Peršmanhof, war ab 1942 ein wichtiger Stützpunkt der Widerstandsbewegung, die sich von Jugoslawien ausgehend auch in Kärnten stark verbreitet hatte. Kurz vor Kriegsende, am 25. April 1945, verübten Angehörige des SS- und Polizeiregiments 13 ein Massaker am Peršmanhof: Elf Personen, alles Angehörige der Familien Sadovnik und Kogoj, wurden erschossen.

Am Peršmanhof, hoch und einschichtig gelegen in einem von Eisenkappel/Železna Kapla abzweigenden Seitental an der heutigen österreichisch-slowenischen Grenze, verübten am 25. April 1945 Angehörige der 4. Kompanie des SS- und Polizeiregiments 13 ein Massaker an der dort lebenden slowenischen Familie Sadovnik.
Die Täter erschossen vier Frauen und Männer und sieben Kinder, raubten und brandschatzten das Gehöft. Das Verbrechen wurde im Kontext der Bekämpfung der Kärntner PartisanInnen begangen. Er war ihr Stützpunkt, den sie als Ort der Ausspeisung und Erholung nutzen konnten. In den lokalen Einheiten der im Verband der jugoslawischen Partisanenarmeeden kämpfen Frauen und Männer aus der Nachbarschaft, Bekannte und FreundInnen der Familie.
Heute erinnert der Peršmanhof als international beachteter musealer Lernort mit einer Dauerausstellung, einem Audio Guide und wechselnden Sonderausstellungen an die das Leben der Familien Sadovnik und Kogoj, die Geschichte der Kärntner Slowen:innen und den antifaschistischen Partisan:innenwiderstand in Kärnten/Koroška.
Auf Initiative des Društvo/Verein Peršman wurde der Peršmanhof 2012 zu einem modernen, zeitgeschichtlichen Museum ausgebaut und inhaltlich neu gestaltet. Über 100 m² Ausstellungsfläche widmen sich nun den Schwerpunktthemen Verfolgung und Widerstand der Kärntner Slowen*innen unter besonderer Berücksichtigung der Peršmanfamilie, ihrer Ermordung am 25. April 1945 sowie der Justizgeschichte des Verbrechens. Die gesamte Ausstellung ist zweisprachig in den Kärntner Landessprachen (deutsch und slowenisch) konzipiert.

1966 wurde am Vorplatz des Museums jenes Widerstandsdenkmal errichtet, das an seinem ursprünglichen Standort in Völkermarkt/Velikovec 1953 gesprengt und zerstört worden war. Damit waren die wichtigsten Grundlagen für die Bedeutung des Peršmanhofes als Museums- und Erinnerungsort geschaffen. Unsere Gruppe beim Denkmal im Mai bei der Studienreise.
Berichte zum Geschehen

Am Sonntag, den 27. Juli 2025 fand in der Gedenkstätte und im Museum Peršman ein massiver Polizeieinsatz statt.
Das Großaufgebot an Polizist:innen (sieben Polizeifahrzeuge, über 30 – teils schwer bewaffnete – Polizeikräfte) wurde begleitet von: Einem Polizeihubschrauber, Drohnen und einer Polizeihundestaffel. Eine Hausdurchsuchung wurde vorgenommen, Identitätsfeststellungen durchgeführt.
Rund 30 Beamte stürmten am Sonntag das Museum. Die Politikwissenschafterin und Museumskustodin Judith Götz war vor Ort. 28.Juli 2025 um 20:44

Bund sozialdemokratischer Freiheitskämpfer/innen
Das Camp des Klubs slowenischer Student*innen in Wien (KSŠŠD) wurde heuer zum zweiten Mal (in Abstimmung mit den BetreiberInnen des Museums!) am Peršmanhof ausgerichtet, von illegalem Campieren kann keine Rede sein.
Ein derartig massiver Polizeieinsatz ohne Anlass ist ein präzedenzloser Vorgang.

LH Peter Kaiser informiert Regierung und Medien: Gemeinsam alles tun, um Dialogfähigkeit mit Volksgruppe und Slowenien wiederherzustellen, Würde und über Jahre erarbeitetes Vertrauen und Gedenkarbeit zu erhalten. Lückenlose Aufklärung des Einsatzes notwendig.
Anm.: Dialoge führen ist dringend notwendig – klare Schritte setzen. Öffentliche Entschuldigung am Peršmanhof – Konsequenzen bei der Polizei.
Nach einem umstrittenen Einsatz von Polizei und Verfassungsschutz auf dem Kärntner Persmanhof am Sonntag ist Kritik daran auch am Dienstag nicht abgerissen. Die Grünen nannten den Einsatz einen „demokratie- und gedenkpolitischen Skandal“ und fordern wie auch NEOS Aufklärung. Eine „vollständige und transparente Aufklärung“ in seinem Zuständigkeitsbereich kündigte der Staatssekretär für Staatsschutz, Jörg Leichtfried (SPÖ), an. Das Innenministerium versprach eine „multiprofessionelle Analyse“.

Dieser demokratiepolitische Dammbruch muss lückenlos aufgearbeitet werden. Wir – Die GRÜNEN – stellen daher eine parlamentarische Anfrage mit 55 Fragen zu den Vorgängen am Peršmanhof an den Innenminister. Außerdem fordern wir eine unabhängige Untersuchungs-kommission. Ein Sesselkreis bei Landeshauptmann Kaiser wird der Tragweite der Geschehnisse nicht mal im Ansatz gerecht.




Erste Entschuldigung,
Aufregung hält an
30.7.2025
Nach einem umstrittenen Polizeieinsatz bei einem antifaschistischen Camp am Kärntner Persmanhof hat am Mittwoch auf Einladung von Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) ein runder Tisch mit Behördenvertretern sowie Vertretern der Kärntner Slowenen stattgefunden. Dabei kam es auch zu einer Entschuldigung vonseiten der Polizei. Auch ein Gesetz zum Schutz von Gedenkstätten soll geprüft werden. Aus der Politik kamen erneut Rufe nach Aufklärung.

UNI – Klagenfurt
Vom 24. bis zum 29. Juli 2025 fand das zweite Antifaschistische Jugendcamp am Peršmanhof in Bad Eisenkappel/Železna Kapla in Kärnten/Koroška statt, das vom KSŠŠD (Klub slovenskih študentk*študentov na Dunaju / Klub slowenischer Student*innen in
Wien) mit Unterstützung des Muzej/Museum Peršmanausgerichtet wurde. Thema des Bildungscamps waren autoritäre Regime und die damit verbundenen Herrschafts- und Ausbeutungsverhältnisse. Die Organisator*innen waren laut Homepage bemüht, „das Camp zu einem sicheren Ort zu machen, an dem sich jede*r, unabhängig von Gender, Sexualität, Hautfarbe, ethnischer Zugehörigkeit oder Fähigkeiten, wohl willkommen und respektiert fühlen kann.“ Insgesamt trafen sich rund 60 Personen am Peršmanhof in Koprein-Petzen/Koprivna-Peca, um während der sechs Tage vor Ort miteinander zu lernen und diskutieren. Das Camp konnte im Jahr 2024 erstmals durchgeführt werden und es wurden keine Auffälligkeiten gemeldet.
DANKE das wir zusammen stehen
Nie wieder ist gestern. heute und morgen
Wir haben alle Mitglieder vom Brief an LH Peter Kaiser und von den Geschehnissen informiert. Hier ein paar Rückmeldungen, die uns per Mail oder Messengerdienste erreicht haben:
* Danke
* habt Dank, dass Ihr sofort reagiert habt! Das sah mir nach purer und geplanter Polizeiwillkür aus, als ich es gestern Nachmittag in den Nachrichten sah.
* Ja, danke für die Übermittlung! – Eine Frechheit!
* Danke für die Links. Das ist wirklich arg
* Das ist skandalös. Ich bin schockiert!
* Herzlichen Dank für Dein/EUER Engagement, lieber Werner! Habe den Brief sowie dein Mail an den Mitbetroffenen Verein Persman weitergeleitet! Die polizeiliche Willkür, die passiert ist, ist unfassbar und unterstreicht die Wichtigkeit unserer Friedensarbeit, der wir uns schon über zwei Jahrzehnte widmen!
Freue mich auf baldiges Wiedersehen und verbleibe
* Vielen Dank für deine Unterstützung. Wir haben im Moment sehr viel um die Ohren und werden uns zu einem späteren Zeitpunkt bei all unseren Freund*innen und Unterstützer*innen in einer angemessenen Form bedanken!
* Beim Meldungen nachlesen und mich wieder auf neuesten Infostand zu bringen, bin ich voller Entsetzen auf die Berichte zum Peršmanhof gestoßen und konnte es einfach nicht fassen!!! Ich bin dann lange über all den Berichten gesessen – nicht auszuhalten, diese Unverfrorenheit und Scheinheiligkeit, im Nachhinein eine Ausrede für diesen Überfall zu basteln …
* danke, dass ihr dazu Stellung nehmt – insbesondere in der Form eines Briefs an Genossen Kaiser.
* Sehr gute Arbeit!!!! – Bin am 31. nicht in Wien sonst wäre ich dabei…
Auf Bluesky schreibt Petar Rosandič:
Laut Kleine Zeitung hat der Skandal-Einsatz am Peršmanhof wohl über 30.000 € gekostet.
Der wahre Schaden ist jedoch gar nicht bezifferbar:
🔴 für die Jugendlichen und die Nachkommen der Opfer
🔴 für die Gedenkkultur
🔴 für Österreichs Ansehen
🔴 und für die diplomatischen Beziehungen zu Slowenien