Zum 90. Mal jährt sich heuer der Bürgerkrieg von 1934 – eine Zeitenwende für Österreich. Die Erste Republik geht jäh zu Ende, was in den nächsten vier Jahren folgt, ist eine »ständestaatlich drapierte Diktatur«: der Austrofaschismus. Die vier Programme geben nicht nur anhand zeitgeschichtlicher Dokumente Einblick in die Dramatik der Auseinandersetzungen, sondern werfen auch Schlaglichter auf die Spuren, die jene Februartage in der österreichischen Filmgeschichte hinterlassen haben.
- In jenen Tagen der Februar 1934 am 13. Februar um 18:30
Der Februar 1934 und seine Aufbereitung in der austrofaschistischen Propaganda. Einen wesentlichen Platz nimmt hier die Wochenschau ÖSTERREICH IN BILD UND TON ein, die zwischen 1933 und 1938 produziert wurde mit dem Ziel, ständekatholische Werte zu transportieren und das System zu legitimieren. Denn der drohende »Anschluss« an NS-Deutschland liegt bereits in der Luft. Der Bürgerkrieg erscheint hier als blutige Revolte des »Marxismus«, gegen die die Regierung in Notwehr vorgeht und Dollfuß wird, ganz besonders nach seiner Ermordung, zum christlichen Märtyrer stilisiert. (Florian Widegger) - Jahresschau 1934 am 15. Februar um 18:00
Eine Chronik im Laufbild, in der »Außergewöhnliches« im Mittelpunkt steht. Neben Festivitäten und Ehrungen finden auch der Erlass der neuen Verfassung, mit der die autoritäre Herrschaft verankert wird, und die dazu abgehaltenen Feierlichkeiten mit all ihren ständischen und katholischen Traditionen ausführlich Eingang. Die NS-Gesinnung der am Dollfuß-Attentat beteiligten Exekutivbeamten bleibt erwartungsgemäß ausgespart. (red) - Die Kameraden des Koloman Wallisch am 19. Februar 18:45
Die steirische Kleinstadt Bruck an der Mur wird zur Bühne fürs politische Große. In Michael Scharangs poetisch-melancholischem Film, der 50 Jahre nach den Ereignissen für das Fernsehen entsteht, halten sich Politisches und Privates die Waage. Die Beziehung zwischen einem Arbeiter und einer Bürgerlichen steht zwar im Mittelpunkt, entlang dessen entwirft der Film aber ein genaues wie nüchternes Zeitbild, das sich als erstaunlich zeitlos erweist. (red) - Auf der Suche nach dem verlorenen Februar – Tränen statt Gewehre am 26. Februar um 17:45
Engagierte Historiker nutzen die sich Anfang der 1980er-Jahre durchsetzende, leicht zu handhabende Videotechnik, um den Gegenstand der Geschichte nicht einzig den Siegern zu überlassen. Die Zeitzeugen, die hier vor der Kamera sprechen, standen im Februar 1934 auf der Seite der Verlierer: Sozialisten und Schutzbündler erinnern sich an ihre Jugend, an die Arbeitslosigkeit, an ihre Politisierung – und an die Ernüchterung und das Bewusstsein über die Kluft zwischen Parteiführung und Basis. Anni Haider erzählt im zweiten Film ihre Erlebnisse von damals und ihre Gefühle und Gedanken von heute, so als wäre das alles erst gestern geschehen. Die Enttäuschung und das Gefühl, im Stich gelassen worden zu sein, sind gegenwärtig. (red)