Die NS-Verbrechen am Feliferhof

Bei unserem Rundgang am Grazer Zentralfriedhof entdeckten wir dieses Denkmal.

„Zwischen 2. April und 2. Mai 1945 wurden in der SS-Kaserne Graz-Wetzelsdorf, der heutigen Belgierkaserne, bis zu 219 Menschen von Angehörigen der Waffen-SS sowie Gestapo-Leuten ermordet“, fasst Projektmitarbeiter Mag. Georg Hoffmann zusammen. „Die Leichen wurden in Bombenkratern auf dem Kasernengelände verscharrt.1

Als der SS-Kommandant Wilhelm Schweitzer vom Fronteinsatz zurückkam und die Niederlage für die Nazis schon offenkundig war, wollte er wiederum die Verbrechen in „seiner“ Kaserne verschleiern. Er ließ die Leichen aus den Bombenkratern in ein Massengrab auf dem nahen Truppenübungsplatz Feliferhof bringen. 

Nach intensiven Recherchen der Forscher:innen der UNI Graz in amerikanischen, englischen und österreichischen Archiven fanden die ForscherInnen sogar die Identität eines Teils der Opfer, deren Verbleib sowie die Namen bisher unbekannter Tatverdächtiger heraus. „Die größte Gruppe bestand aus jüdischen Ungarn und Ungarinnen auf ihrem Todesmarsch nach Mauthausen“, so Nicole-Melanie Goll. Die restlichen Opfer standen auf den „Todeslisten“ der Gauleitung und der Gestapo: sowjetische, französische, britische und amerikanische Kriegsgefangene, jugoslawische, rumänische, ungarische und sowjetische ZwangsarbeiterInnen, österreichische und deutsche WiderstandskämpferInnen sowie niederländische Waffen-SS-Männer.

„Ort der Unruhe” hat der 1965 in Klagenfurt geborene Künstler Ernst Logar seinen Film über die Aufarbeitung der nationalsozialistischen Verbrechen in der ehemaligen SS-Kaserne Graz-Wetzelsdorf (der heutigen Belgierkaserne) und dem zwei  Kilometer entfernten Schiessplatz Feliferhof und über das Erinnern daran genannt.

Bild von der Ausstellung „Ort der Unruhe“ von Ernst Logar – 7. Mai 2013, GrazMuseum

Nachforschungen über das Schicksal seines am 7. April 1945 wegen „Hochverrat und Zersetzung der Wehrmacht” ermordeten Grossvaters Josef Logar führten den Filmemacher zu einer intensiven Auseinandersetzung mit den so genannten Verbrechen am Feliferhof, die er künstlerisch zunächst im Projekt „Den Blick hinrichten” (2004) und danach im Film- und Ausstellungsprojekt „Ort der Unruhe” (2013)1 verarbeitet hat2.


Quellenverzeichnis

  1. Vertuschter Massenmord, UNI Graz, 2012 ↩︎
  2. DAVID, jüdische Kulturzeitschrift, 12/2014 ↩︎

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert