Franz Domes – Gewerkschafter und erster Präsident des Arbeiterkammertages

Franz Domes1 erlernte nach dem Besuch der Volksschule und Bürgerschule den Beruf des Schlossers. Nach seiner Ausbildung trat er in die von seinem Vater begründete Schlosserei ein. Zur Ableistung seiner Wehrpflicht rückte er 1885 zur Festungsartillerie nach Olmütz ein und kehrte 1888 als Unteroffizier nach Wien zurück, wo er als Schlosser ins Wiener Artilleriearsenal eintrat, in dem er bis 1895 arbeitete2.
Bereits als Jugendlicher schloss er sich der Gewerkschaft und dann auch der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei an, zu deren “linken Flügel” er bald gehörte3.
Als 20jähriger war Domes wegen “anarchistischer Umtriebe” erstmals in Haft. 1895 verlor er wegen eines Konflikts mit seinem Meister seinen Arbeitsplatz im Arsenal.

Das “Gewerkschafterleben” von Franz Domes

Arbeiter Zeitung am 31. Dezember 1896 auf Seite 8

1906 – Der Kampf um die Einhaltung der Kollektivverträge – ein Einblick in die “Sittenlehre der Schlossermeister”

Franz Domes führte den Kampf für die Rechte der Schlossergehilfen. Trotz vereinbarten Kollektivvertrag hielten sich einige Schlossermeister der Genossenschaft nicht an die vereinbarten Verträge. Einige Meister meinten, das sie nicht persönlich unterschrieben hätten, würde der Kollektivvertrag, der von der Genossenschaft der Schlossermeister und des Metallarbeiterverbandes vereinbart wurde, für sie nicht gelten. Einige Mitglieder der Genosssenschaft der Meister teilten diese Meinung.

Man ist einfach entsetzt über die Verwirrung aller sittlichen Begriffe bei diesen Leuten. Und mit diesen Leuten mit so verlotterten Sittenbegriff und dem vollständigen Mangel an Ehrgefühl für Vertragstreue sollen die Gehilfen jetzt – einen Kollektivvertrag schließen! Wohlgemerkt, einen Kollektivvertrag von dem die Herren ihrer Genossenschaftsversammlung (Meister) offen erklären, dass sich niemand von ihnen an ihm zu halten braucht4.

Am 5. Gewerkschaftskongress 1907 stellte der Verband der Eisen- und Metallarbeiter 40 Delegierte, die 54000 Mitglieder repräsentierten5. Koll. Domes war Berichterstatter der Kontrolle der Gewerkschafts – Kommission.

In der “Gleichheit6” am 21. Mai 1909, Seite 7

Seit 1920 war Franz Domes Präsident der Arbeiterkammer für Wien und Niederösterreich sowie Präsident des Österreichischen Arbeiterkammertages.

Auszug aus der Eröffnungssitzung am 23. April im Sitzungssaal des Wiener Gemeinderates. Gegen Ende der Eröffnungsrede sagt, dass die Arbeiterkammern zum großen sozialpolitischen Reformwerk der ersten Regierung der Republik gehören, die unter der Führung Dr. Renners und ganz besonders unter hervorragender Mitwurkung Hanusch in der sozialpolitischen Domäne Bleibendes geschaffen hat.7

1923 ist er einer der Mitbegründer der Zeitschrift “Arbeit und Wirtschaft”

Im Geleit der ersten Ausgabe heisst es:

Es handelte sich nur um die Schaffung eines entsprechenden Organs, um der Öffentlichkeit, die praktisch und theoretisch an den großen Problemen der Gegenwart arbeitet, die Gedankenwelt der Arbeiterschaft zu eröffnen, in ihrem ganzen Reichtum, in ihrer Buntheit zu zeigen. „Arbeit und Wirtschaft” greift mit Freude diese Aufgabe auf8.

Widerstand gegen seine Politik vom kommunistischen Flügel der Arbeiter:innenbewegung

Von seiten der kommunistischen Gewerkschafter:innen wird ihm bei Lohnverhandlung zu große Nachgiebigkeit gegenüber dem Kapital vorgeworfen. Es wird mit harten Bandagen gekämpft.

Es werden Steckbriefe gegen die verräterischen Gewerkschaftsführer Domes und Wiedenhofer vom Metallverband verteilt. Domes klagt die Verfasser wegen derer unwahrer Behauptungen.9 Die Gegendarstellung erfolgt in der AZ am 3.2.1925 auf Seite 3.

Franz Domes stirbt am 11. Juli 1930 und sein Begräbnis wird eine Manifestation der Gewerkschaftsbewegung in Wien

Das Titelblatt vom “Der Kuckuck” am 27.Juli 1930

“Auf dem Weg vom Favoritner Arbeiterheim über den Gürtel bis zur Fasangasse – auf seinem letzten Weg kam Domes noch einmal vor dem Arsenal vorbei, wo er als Schlosser gearbeitet hatte – ein dichtes Spalier von Zehntausenden, bei der Trauerfeier im Saal des Arbeiterheimes nicht nur seine Freunde und die Vertrauensmänner der Arbeiterschaft aus der ganzen Republik, sondern die ersten Männer des Staates und die führenden Unternehmer, mit denen Domes so oft gekämpft hatte: Die Trauerfeier hat erst so recht gezeigt, mit welcher Liebe die Arbeiter an Domes hingen und welche Achtung sich Domes bei seinen Gegnern errungen hat. Der Schlosser von ehedem, der ein schlichter Proletarier geblieben war, ist wie ein Großer der Erde seinen letzten Weg gegangen10.”

Die Eröffnung des Grabmals zum ersten Todestag von Franz Domes

Ein Jahr nach dem Todestag Franz Domes versammelten sich führende Vertrauensmänner des Metallarbeiterverbandes, des Bundes der freien Gewerkschaften, der Arbeiterkammer und der Partei und viele Freunde des Toten im Krematorium, um am Jahrestag seines Hinscheidens über der Asche ein Grabmal für Franz Domes zu enthüllen.
Nach der Rede des Genossen Janecek wurde das Grabmal enthüllt. Es zeigt außer der Totenmaske des Verstorbenen einen Metallarbeiter-lehrling, dessen Haltung die Trauer um den Verlust des großen Gewerkschafters zum Ausdruck bringt.

Der großzügige Ausbau des Lehrlingsschutzes in der Wiener Arbeiterkammer ist der Förderung Franz Domes’ zu verdanken. Innerhalb seines Verbandes und der gesamten Gewerkschaftsbewegung half er mit, die freigewerkschaftliche Jugendbewegung auszubauen und fördern und er hat sehr aktiv an der Schaffung der grundlegenden Bestimmungen der freigewerkschaftlichen Lehrlingsbewegung mitgearbeitet11.

Die Wohnhausanlage erstreckt sich entlang des Gürtels12.

Franz-Domes-Heim
Das Franz-Domes-Heim war ein 1951–1952 von der Wiener und der niederösterreichischen Arbeiterkammer errichtetes Lehrlingsheim auf dem Grund des nach dem Krieg abgerissenen Palais Nathaniel Rothschild in 1040 Wien, Theresianumgasse 16–18. Es wurde nach dem Gewerkschafter Franz Domes benannt.13

In St. Pölten und Kapfenberg gibt es eine Franz-Domes-Gasse.


Quellenverzeichnis

  1. Foto links aus METALLERLEBEN – 100 Jahre Gewerkschaft Metall-Bergbau-Energie, Hrdg. Sigrid Augeneder, Wolfgang Madertghaner und Reinhard Mittersteiner, Verlag des ÖGB, ISBN 3-7035-0414-7, Seite 200 ↩︎
  2. Geschichte Wiki Wien zu Franz Domes ↩︎
  3. Das Rote Wien – Weblexikon der Wiener Sozialdemokratie zu Franz Domes ↩︎
  4. ÖNB, digitales Archiv, Arbeiter Zeitung am 17. Juni 1906, Seite 8 ↩︎
  5. Rechenschaftsbericht der Gewerkschaftskommission Österreich von 1903 – 1906 und Protokoll des V. ordentlichen Gewerkschaftskongresses, abgehalten in Wien von 21. bis 25. Oktober 1907, Seite 248 ↩︎
  6. Sozialdemokratisches Organ für die Interessen des arbeitenden Volkes, Organ für die im Viertel unter dem Wienerwalde gelegenen Wahlbezirke, wurde in Wr. Neustadt herausgegeben. ↩︎
  7. ÖNB, digitales Archiv, Wiener Zeitung am 24. April 1920, Seite 6 ↩︎
  8. Arbeit und Wirtschaft, 1. Jahrgang, 1. Jänner 1923, das Geleit auf der Titelseite ↩︎
  9. ÖNB, digitales Archiv, Die Rote Fahne am 8. Jänner 1925, Seite 2 ↩︎
  10. Arbeiter Zeitung vom 15. Juli 1930 in METALLERLEBEN ↩︎
  11. ÖNB, digitales Archiv, Der jugendliche Arbeiter, Jahrgang 30, 1931, Seite 23 ↩︎
  12. Stadt Wien – Wiener Wohnen, Informationen zum Franz Domes Hof ↩︎
  13. Austria Forum zum Franz Domes – Heim ↩︎

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