Vier Straßennamen wegen NS-Belastung werden in Linz geändert.

Eine Kommission von Expert:innen hat vier Namensgeber von Linzer Straßennamen als besonders NS-belastet herausgefiltert. Die Stadt Linz wird diese Strassen umbenennen.1

  • Komponist Hans Erich Pfitzner – überzeugter und radikaler Antisemit.
  • Ferdinand Porsche – er hatte eine zentrale Funktion in der NS-Kriegswirtschaft.
  • Unterhaltungskünstler Franz Resl – NS-Propagandist, der einen radikalen Antisemitismus vertrat.
  • Bischof Johannes Maria Gföllner – er propagierte 1933 in einem Hirtenbrief den Antisemitismus.

Ferdinand Porsche – Mitglied der NSDAP und der SS

Er war ein besonders skrupelloser Profiteur des NS-Systems, ein Kriegsgewinnler übelster Sorte!
Der deutsche Historiker Hans Mommsen bezeichnete Porsche als skrupellosen Opportunisten, der die Gunst der Stunde in der NS-Diktatur zu nutzen wusste: „Porsche gehörte zu den Technikern, die die ungeahnten produktiven Freiräume, die das Regime ihnen plötzlich eröffnete, um jeden Preis zu nutzen entschlossen waren, ohne sich an den politischen Rahmenbedingungen zu stoßen.
Porsche hatte nachweislich im Oktober 1941 als einer der ersten Wirtschaftsführer beim
Reichsführer SS Heinrich Himmler persönlich sowjetische Kriegsgefangene als Zwangsarbeiter angefordert. 2

„Insgesamt verrichteten rund 20.000 Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter bis Kriegsende in den Produktionsstätten des Volkswagenwerkes unfreiwillige Arbeit. Das entsprach rund zwei Drittel der Gesamtbelegschaft in den Kriegsjahren.“

Viehöver, Ferdinand Porsche 3

Im Buch “Die Nazi-Vergangenheit von Porsche: Gute Geschäfte unterm Hakenkreuz” attestiert ihm der Autor Historiker Wolfram Pyta, Leiter der Forschungsstelle Ludwigsburg zur NS-Verbrechensgeschichte, geradezu gruselige Kälte in Anbetracht der Unrechtsherrschaft. So erreichten ihn 1943 zwei Hilfeschreiben eines früheren, jüdischen Kollegen, dem die Deportation ins Vernichtungslager drohte. Dem Buch zufolge hätte Porsche ihm mit wenig Aufwand und ohne eigenes Risiko helfen und womöglich retten können. Warum tat er es nicht? Der Kollege verstarb im Holocaust.8

Komponist Hans Erich Pfitzner 4

Der Wiener Historiker Dr. Peter Autengruber konstatiert beim Komponisten, Dirigenten und
Opernregisseur Pfitzner eine „tiefe Verstrickung im NS-System (Ehrungen, Komposition Kra-
kauer Begrüßung)“ und bezeichnet ihn abschließend als „Antisemiten“.5
n einer unveröffentlichten „Glosse zum II. Weltkrieg“ wandte er sich noch nach
1945 gegen das „Weltjudentum“ und verteidigte den NS-Angriffskrieg als „notwendigen Ver-
teidigungskrieg“. Die industrielle Vernichtung des jüdischen Volkes in Konzentrationslagern
hielt Pfitzner für Gräuelmärchen. Thomas Mann hielt Pfitzner für einen „alten Tropf“ und konnte den Freispruch (Entnazifizierungsverfahren) schon allein aufgrund seiner Nähe zum „Polenschlächter“ Hans Frank nicht verstehen.

Bischof Johannes Maria Gföllner6

Bischof Gföllner hat aktiv am austrofaschistischen Umsturz mitgewirkt hat. Gföllner stellte sich nicht nur hinter die Diktatur des „Ständestaats“, sondern sang „geradezu ein Hymnus auf das Führerprinzip“. Bei der Rede von Dollfuß auf dem Trabrennplatz, die während des Katholikentages 1933 stattfand, war Gföllner als einziger Vertreter der katholischen Amtskirche anwesend.
Im Frühjahr 1934 von einem „Jagdkonsortium Gföllner-Gleißner-Starhemberg“ die Rede, als es darum ging, dass sich die drei auf einen Abgang des demokratisch gewählten Landeshauptmanns Schlegels geeinigt hätten, der bis zum 1. März 1934 verschwunden sein müsse.
Nach den deutschen Bischöfen, die sich bereits 1933 mit den Nationalsozialisten arrangiert
hatten und ihre Zustimmung mit Hirtenbriefen zum Ausdruck brachten, stellten sich auch die
österreichischen Bischöfe im Jahr 1938 mit der „Feierlichen Erklärung“ endgültig auf die Seite der neuen politischen Macht, so Moritz. Auch Bischof Gföllner, der 1933 den Nationalsozialismus noch als „frivolen Rassenwahn“ abgetan hatte, war dann doch unter den Unterzeichnern der „Feierlichen Erklärung“.

Unterhaltungskünstler Franz Resl – Mitglied der NSDAP und der SA7

Bereits recht früh zeigte Resl Sympathien für den Nationalsozialismus. Er gab nach dem
„Anschluss“ an, bereits 1933 Mitglied der NSDAP geworden zu sein und auch die zwischen
1933 und 1938 verbotene Partei unterstützt zu haben. Im nationalsozialistischen Deutschen
Reich trat er bereits vor 1938 im Radio auf.
Franz Resl wurde von Oberbürgermeister Wolkerstorfer mit der Gesamtleitung über den
Linzer Fasching des Jahres 1939 betraut. Es gab einen „Judenwagen“ des Landestheaters unter dem Motto „Abgestorbene werden wieder lebendig“ und einen „Entrümpelungswagen“, auf dem Puppen die Juden darstellten. Zudem unterhielt das Duo „Sepp und Ebi“ das Publikum mit „Judengstanzl“. Man machte sich offensichtlich einen Riesenspaß daraus, jene Bevölkerungsgruppe, die an Leib und Leben bedroht wurde, noch extra zu verhöhnen.
Franz Resl veröffentlichte während der NS-Zeit Texte im „Heimatblatt“, dem „Parteiamtli-
chen Blatt der NSDAP“, das in Oberdonau als Wochenzeitung in mehreren Regionalausgaben erschien.


Quellenverzeichnis

  • 1 ORF-Oberösterreich – Politik – NS-belastet: neue Straßennamen in Linz, 22.12.2022
  • 2 Bericht der Linzer Straßennamenkommission, Cornelia Daurer, Marcus Gräser, Brigitte Kepplinger, Martin Krenn, Walter Schuster, Cornelia Sulzbacher (Hg.), Archiv der Stadt Linz, 2022, Seiten 1273ff
  • 3 Viehöver, F. Porsche = Ulrich Viehöver, Ferdinand Porsche. In: Stuttgarter NS-Täter. Vom Mitläufer bis zum Massenmörder. Hrsg. von Hermann Abmayr. Stuttgart 2009, 239–267
  • 4 siehe 2, Seiten 1214ff
  • 5 Autengruber, Lexikon der Wiener Straßennamen, 247
  • 6 siehe 2, Seiten 740 ff
  • 7 siehe 2, Seiten 1409ff
  • 8 Merkur.de – Buchbeschreibung “Die Nazi-Vergangenheit von Porsche: Gute Geschäfte unterm Hakenkreuz” am 18.10.2017