Demokratie in Gefahr?

Beim Nachlesen der Zeitschriften nach unserer Sommerreise “stolperte” ich über einen Artikel in der Zeitschrift des Bund Sozialdemokratischer Freiheitskämpfer1 mit dem Titel “Demokratie in Gefahr – Ansatzpunkt zur Diskussion. Cornelia Krajasits zitiert aus der Jugendstudie von Ö3 und dem SORA-Institut, in der 40.000 Personen im Alter zwischen 16 und 25 Jahren sich beteiligt haben.2

Die gute Nachricht von ihr zwei Drittel der jungen Menschen sind an Politik und politischen Prozessen interessiert und nun die bedenkliche Schlussfolgerung – die Distanz zwischen der GenZ3 und der Politik ist enorm groß.

  • 15 % der Befragten fühlen sich von der Politik vertreten
  • 29 % der jungen Menschen denken, dass die Älteren für die Meinungen und Lösungsansätze aufgeschlossen sind.
Abbildung – SORA-Bericht – Junge Menschen & Demokratie in Österreich 20234

Zufriedenheit mit der Demokratie

  • 46 % sind mit der Demokratie in Österreich wenig bis gar nicht zufrieden.
  • 85 % vertrauen der Politik wenig bis gar nicht.
  • 42 % vertrauen der Demokratie gar nicht.
  • 58 % sind mit dem, was sie in der Schule über Mitbestimmung und Politik gelernt haben, unzufrieden.

Wahlverhalten bei der Nationalratswahl in Österreich nach Geschlecht und Alter am 29. September 20245

Ein verstärktes Augenmerk braucht es auf die Bildungseinrichtungen, dort teilen Kinder und Jugendliche aus unterschiedlichen Kulturen und Lebenserfahrungen den Alltag und lernen über- und voneinander. Dort wird die soziale Schere zwischen Arm und Reich mit all ihren Konsequenzen sichtbar und spürbar.6

Was tun ? Drei Ansatzpunkte von Cornelia Krajasits

  • Gleiche Teilhabe für alle in politischer und sozialer Hinsicht sowie eine Politik der gerechten Verteilung.
  • Ein Bildungssystem, das so ausgerichtet ist, dass nicht die soziale und kulturelle Herkunft über die Zukunft eines Kindes entscheidet (Stichwort Gemeinsame Schule bis zur 8.Schulstufe).
  • Eine Politik des Miteinanders aufbauend auf Solidarität, Humanität, Frieden, Gerechtigkeit und Umweltbewusstsein als tragende und handlungsleitende Werte in unserer Gesellschaft.

Was können wir als Gewerkschafter:innen tun ?

„Die Demokratie ist weltweit in einem kritischen Zustand. Wir beobachten eine Zunahme von Autoritarismus, rechtsextremen Ideologien, schädlichem Einfluss von Unternehmen auf die Politik und der Untergrabung der Rechte von Arbeitnehmerrinnen und Arbeitnehmern“7

Manche von uns meinten bisher “Österreich sei eine der Insel Seeligen”, weil 98 % der Arbeitsverhältnisse mit Kollektivverträgen geregelt seien. Das stimmt sagt aber noch nicht aus, ob der KV auch eingehalten wird. Ausserdem bemerken wir das rechtsextreme uns rechtspopulistischen Übergriffe zunehmen. Allein im Vorjahr gab es in Österreich 1.147 gemeldete antisemitische Vorfälle8.
Bereits vor 10 Jahren hat der britische Soziologe Colin Crouch die Gewerkschaften gewarnt ihren Kern an Mitgliedern nicht auf Kosten der jungen Leute zu schützen9. Ich kenne nicht die konkrete Altersstruktur der Mitglieder des ÖGB. In jedem Fall sind Bildungsmaßnahmen ein Hebel zur Demokratiserung unserer Gesellschaft und der eigenen Organisation. Die Bildungsmöglichkeiten für Gewerkschaftsmitglieder gehören massiv ausgebaut und vor allem jüngere Arbeitnehmer:innen sollten eine wichtige Zielgruppe sein.


Quellenverzeichnis

  1. Der Sozialdemokratische Kämpfer, Nr. 04-05-06 2024, Seite 10 ↩︎
  2. Foto links entstanden beim Rote Spuren Brunch zu Demokratie. ↩︎
  3. Wer ist die Generation Z? Diese Generation bezeichnet junge Menschen, die zwischen den Jahren 1995 und 2010 geboren sind. Im englischsprachigen Raum wird sie gerne als GenZ oder Gen Z bezeichnet ↩︎
  4. SORA-Bericht – Junge Menschen & Demokratie in Österreich 2023, Karoline Bohrn / Martina Zandonella, Wien, November 2023, Seite 8 ↩︎
  5. Wahlverhalten bei der Nationalratswahl in Österreich nach Geschlecht und Alter 2024
    Veröffentlicht von Philipp Henrich, 30.09.2024, eine Graphik von Statista ↩︎
  6. Siehe 1 ↩︎
  7. Luc Triangle, Generalsekretär des Internationalen Gewerkschaftsbundes (IGB) ↩︎
  8. news@orf.at vom 4.10.2024 ↩︎
  9. Hans Böckler Stiftung – „Die Demokratie braucht die Gewerkschaften“
    Ausgabe 04/2013  ↩︎

2 Gedanken zu „Demokratie in Gefahr?

  1. Per Blue Sky von Axel: Meiner Meinung nach ist nicht DIE Demokratie in Gefahr, sondern DIESE Demokratie. In Anbetracht der Tatsache, dass diese es nicht schafft, die großen Probleme unserer Zeit auch nur ansatzweise zu lösen, ist verständlich, dass viele diese konkrete Form als gescheitert betrachten.
    Logische Schlussfolgerung: Es braucht eine andere Demokratie statt des Paternalismus, der die Folge von einem Kreuzerl alle paar Jahre sein muss. Eine Weiterentwicklung und vor allem viel mehr Demokratie und die jederzeitige Abwählbarkeit aller Gewählten.

  2. Es geht um Selbstbestimmung in einer offenen, pluralistischen Gesellschaft. Es braucht die Vielfalt der Meinungen, durchaus gegensätzliche, konkurriende Vorstellungen schaffen erst das Substrat des Fortschritts. Das braucht intensive Förderungen und Investitionen in Bildungsmaßnahmen. die das fördern. Es braucht auch den Wechsel bei den Verantwortlichkeiten. Es geht nicht nur um die jederzeitige Abwahl, sondern auch um die Begrenzung der „Amtszeit“. Organisationen, die ihre Mitglieder nicht in diesem Sinne aktivieren und breite Mitwirkungs- und Mitentscheidungsebenen einführen, sind wahrscheinlich indirekte Helfershelfer der rechtspopulistischen Idee. Eine Verabsolutierung der Werte und politische Systeme mit autoritären und totalitären Ansprüchen hsben in der Demokratie keinen Platz.

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