Von uns eine Aufforderung an die InitiatorInnen und AuftraggeberInnen des Geschichtepfades in Dornbirn die Ereignisse auf den Schautafel so zu benennen wie es war.
Kinder die Tag und Nacht unter unmenschlichen Bedingungen de facto ihr Leben vergeuden, ihre Kinderheit dem Profit den “christlichen“ Fabriksherren geopfert wird, in der Überschrift einer Tafel, die diese Situation beschreibt, als “Preis der Mechanisierung“ zu beschreiben, halte ich für eine Verhönung der Schicksale dieser jungen Menschen.
Das Land Vorarlberg kann nun als Paradebeispiel für die grenzenlose Kindesausbeutung vom 18. bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts gesehen werden. 3
Arbeitspflicht ging vor Schulpflicht 1
Ausbeutung unter Maschinen
Als die ersten Fabriken errichtet wurden, trennten sich Haushalt und Erwerbsarbeit. Die Fabrikanten erkannten den Wert der Kinder rasch. Sie konnten gut unter die Maschinen kriechen und mit ihren kleinen Händen geschickt Fäden flicken – den ganzen Tag. Die „Maschinenkinder“ erhielten nur einen Bruchteil des Lohns, den ein Erwachsener nachhause trug. Ihr Arbeitstag begann bereits um fünf oder sechs Uhr morgens und endete erst um 19 oder 20 Uhr. Wie „normal“ das alles war, belegen die Aufzeichnungen des Bezirksamts von Feldkirch: 1862 bestand die Hälfte der Arbeiterschaft in den Spinnereifabriken aus Kindern unter 16, meist unter 14 Jahren.2
Kinderarbeit in Feldkirch
Quellenverzeichnis
- 1 Gerhard Wanner, Kinderarbeit in Vorarlberger Fabriken im 19. Jahrhundert. Hrsg. AK Vorarlberg, Feldkirch 1986
- 2 AK-Vorarlberg am 12. Juni 2021, Welttag gegen Kinderarbeit: Kleine ölverschmierte Hände
- 3 Dipolmarbeit von Markus Scheidl, 2017, Orme Goga händ müaßa go“ – „Arme Kinder mussten gehen“