Viele unserer Leser:innen werden sich jetzt fragen – wo am Wienerberg fanden im 16. Jhdt. Bauernkriege statt? Wahrscheinlich nirgends, aber in einer Siedlung sind Gassen und Plätze nach revolutionären Bauern und Anführern der Bauernkriege benannt. Walter Gagawczuk hat für uns einige Informationen für den Rundgang Arbeiten und Leben am Wienerberg zu den Bauernkriegen zusammengestellt.
Ab 1524 kam es in Teilen Deutschlands (vor allem Thüringen, Sachsen, Franken) und Österreichs (Tirol, Salzburg) zu Aufständen der Bauern sowie anderer unterprivilegierter Bevölkerungsteile wie Knappen und Handwerker. Die Aufstände werden von manchen Historikern auch als die Revolution des gemeinen Mannes bezeichnet und es ist die größte revolutionäre Bewegung in Europa vor der Französischen Revolution.
Im Verlauf der Aufstände stellten die Bauern mehrere Dokumente mit Forderungen zusammen. Diese verlangten insbesondere die Abschaffung der Leibeigenschaft. Am bekanntesten sind die Zwölf Artikeln von Memmingen (Schwaben). Diese fanden dank der von Johannes von Gutenberg verbesserten Druckverfahrens weite Verbreitung und gelten als frühe Formulierung von Menschenrechten.
Links das Titelblatt der zwölf Artikel der Bauernschaft.1
Da die Bauern nicht so gut bewaffnet, wie die Söldnerheere der Grund- und Landesherren bzw Fürsten und auch in der Kriegsführung unerfahren waren, wurden die Aufstände blutig niedergeschlagen. Es kamen dabei schätzungsweise über 70.000 Menschen – fast ausschließlich Aufständige – ums Leben.
Thomas Müntzer (auch Münzer)
* um 1489 in Stolberg (Sachsen-Anhalt); † 27. Mai 1525 bei Mühlhausen (Thüringen)
Theologe, Reformator, Drucker und Revolutionär und Anführer zur Zeit der Bauernkriege.
Müntzer war als Priester zunächst ein engagierter Anhänger und Bewunderer Martin Luthers. Allerdings richtete sich sein Widerstand – im Unterschied zu Luther – nicht nur gegen die vom Papsttum beherrschte geistliche Obrigkeit, sondern auch gegen die ständisch geprägte weltliche Ordnung. Wegen Müntzers radikaler sozialrevolutionärer Bestrebungen und seiner spiritualistischen Theologie, distanzierte sich Luther zu Beginn des Bauernkrieges von ihm – viel mehr noch Luther wandte sich auch gegen die Bauernaufstände an sich.
Im Gegensatz zu Luther stand Müntzer für die gewaltsame Befreiung der Bauern und kämpfte auch selbst mit.
Michael Gaismair
Michael Gaismair (auch Michael Gaismayr) * 1490 in Tschöfs bei Sterzing (Südtirol); † 15. April 1532 in Padua.
Gaismair war Sohn eines Bergwerksunternehmers und Landwirts. Er arbeitete zunächst als Schreiber in Bergbau und Landesverwaltung, ab 1524 als Sekretär des Fürstbischofs von Brixen.
Nachdem er 1525 zum Anführer der aufständischen Bauern gewählt worden war, erreichte er eine Einberufung des Landtags in Innsbruck. Dort forderte er vom Tiroler Regenten Erzherzog Ferdinand I. unter anderem die Gleichheit vor dem Gesetz und die Erstellung eines Gesetzbuches, den Privilegienabbau der Adligen und die Abschaffung der weltlichen Macht der Kirche. Zwar endete der Landtag mit einem Kompromiss, doch wurde er später festgenommen und die vereinbarten Zusagen wurden von den Herrschenden wieder rückgängig gemacht.
Nachdem er flüchten konnte setzte er sich in die Schweiz ab und nahm Kontakt mit dem Reformator Ulrich Zwingli auf, mit dem Plan einer demokratischen Neuordnung Tirols und Salzburgs am Beispiel Graubündens und Venedigs. In seinem Entwurf einer neuen Tiroler Landesordnung konzipierte er einen egalitären, christlich-demokratischen Knappen- und Bauernstaat.
Er sammelte erneut Getreue um sich und unterstützte im Frühjahr 1526 den Aufstand der Bauern in Salzburg. Nach anfänglich erfolgreichen Gefechten wurden die Bauern im Juli 1526 vernichtend geschlagen.
14 Gasteiner Artikeln – sie wurden bei einem geheimen Treffen am Silberpfenning am 24.5.1525 formuliert und niedergeschrieben. Originalfassung – die 14 Gasteiner Artikel von Fritz Gruber
Gaismair entkam und zog sich in Folge auf ein Landgut in Padua zurück. Nach mehreren fehlgeschlagenen Attentaten wurde Gaismair 1532 dort von Straßenräubern überfallen und erstochen.
Erasmus Weidmoser
Anführer der Salzburger Knappen und Gewerken in Gastein beim „Bauernaufstand“ bzw der Belagerung von Salzburg 1525.
Stefan Fadinger
* um 1585 in Parz, heute bei St. Agatha (Hausruckviertel); † 5. Juli 1626 in Ebelsberg bei Linz.
1625 kam es zu einer Rebellion in OÖ. Hintergrund war die gewaltsame Einsetzung eines katholischen Pfarrers durch den bayrischen Herzog im Zuge der Gegenreformation. Die Rebellen gaben nach einer zugesagten Begnadigung die Belagerung eines Schlosses auf. Später wurden aber die Anführer zum Tode verurteilt. Die Hälfte sollte jedoch ihr Leben behalten. Welche genau wurde in einem Würfelspiel (Frankenburger Würfelspiel) ermittelt.
Stefan Fadinger auf einem zeitgenössischen Gemälde.
In Folge war die gesamte Bauernschaft Oberösterreichs in Aufruhr und genoss Solidarität auch unter den nichtbäuerlichen Schichten. Stefan Fadinger plante daher zu Pfingsten 1626 einen landesweiten Aufstand. Auf Grund seiner charismatischen Erscheinung wurde er von den Bauern zum Oberhauptmann des Traun- und Hausruckviertels gewählt. Er sammelte die einzelnen Bauerngruppen und konnte in relativ kurzer Zeit Eferding, Wels, Kremsmünster und Steyr besetzen.
Bei der Belagerung von Linz wurde Fadinger auf einem Erkundungsritt an der Stadtmauer, wo er eine günstige Angriffsstelle auskundschaften wollte, von am Dach des Landhauses postierten Schützen angeschossen und schwer verwundet. Er flüchtete nach Ebelsberg, wo er in seinem dortigen Hauptquartier am heutigen Fadingerplatz infolge der Schussverletzung einer Blutvergiftung erlag.
Das Bauernkriegsdenkmal mit der Inschrift
“Es mueß seyn”
wo am 9. November 1626 rund 3000 Bauern getötet wurden. Die Schlacht im “Emlinger Holz” leitete das tragische Ende des Bauernaufstandes ein.
Quellenverzeichnis
- 1 Wikipedia – die zwölf Artikel der Bauernschaft
- 2 Österreichische Nationalbibliothek, digitales Archiv – Gothalsche gelehrte Zeitungen vom 25. März 1795, Seite 5
- Stefan-Fadinger-Museum