Sklaverei im Reich der Habsburger

Im Weltmuseum Wien – Im Schatten des Kolonialismus

Friedrich III. erteilte für Genua und Caffa eine Lizenz, die erlaubte Sklaven beiderlei Geschlechts und welcher Beschaffenheit auch immer zollfrei im Reich zu handeln sind.1 Unter kaiserlichen Schutz und auch unter österreichischer Flagge, beteiligten sich Firmen von den habsburgischen Niederlanden aus aktiv am Handel mit Sklaven, etwa das von Joseph II. geadelte deutsche Handelshaus Romberg.

Zwischen Altem Reich und atlantischer Plantagenwirtschaft: Das Handelsimperium des Friedrich Romberg (1729-1819) 2

Die Zusammenarbeit der Habsburger mit den Sklavenhändlern der Familie Romberg

An diesem Handel und an der Plantagensklaverei partizipierten in direkter Weise auch einige Deutsche. Der schon seit 1708 in Bordeaux etablierte Hamburger Kaufmann Johann Christoph Harmensen erwarb eine größere Pflanzung auf Saint-Domingue und belieferte sächsische Textilhersteller mit den Farbstoffen Indigo und Koschenille. Die aus Bremen stammenden Dravemanns, der Hamburger Ernst Wilhelm Overmann sowie der aus der Schweiz an die Gironde gekommene Johann Rudolph Wirtz stiegen mit eigenen Schiffen unter französischer Flagge in den Sklavenhandel ein.
Am prominentesten unter ihnen war allerdings der 1729 bei Iserlohn geborene Friedrich Romberg, der seinen Aufstieg mit einem großen Speditionsunternehmen im Landverkehr zwischen Italien und den Österreichischen Niederlanden einleitete. Während des Amerika- nischen Unabhängigkeitskrieges nutze er die neutrale kaiserliche Flagge für den Aufbau eines Konglomerats aus einer auf den Sklavenhandel nach Saint-Domingue und Kuba spe- zialisierten Reederei in Gent, einer Seeversicherung in Brügge und einer Brüsseler Textilma- nufaktur. 1783 gründete er mit seinem Sohn Henry, dem bisherigen Mitarbeiter Georg Chris- toph Bapst und den Brüsseler Bankiers Gebrüder Walckiers die in Bordeaux etablierte Ree- derei Romberg, Bapst & Cie, die mit sechs eigenen Schiffen zum größten Sklavenhandels-
22 unternehmen der Stadt werden sollte. Bis 1789 übernahm die Firma auch die Verwaltung von 20 Plantagen auf Saint-Domingue, von denen einige in ihren Besitz übergingen. Das Unternehmen war allerdings bereits überschuldet und sollte durch Kapitalhilfen vor dem Kollaps gerettet werden – daran beteiligte sich auch Johann Jakob von Bethmann (1717– 1792), der in Bordeaux etablierte Bruder der Frankfurter Bankiers Johann Philipp (1715–1793) und Simon Moritz Bethmann (1721–1782). Das Imperium Rombergs geriet 1790 ins Wanken, als im Gefolge der Französischen Revolution auf Saint-Domingue schwere Unruhen mit sezessionistischer Tendenz ausbrachen. Im folgenden Jahr begann die Revolte der Sklaven, die in die Haitianische Revolution mündete – und den Bankrott Rombergs besiegelte. Um eine Erschütterung der europäischen Finanzmärkte durch den Zusammenbruch des Skla- venhandels- und Plantagenunternehmens zu vermeiden, wurde zwar weiteres Geld hinzuge- schossen, aber auch dies war vergebens. 1793 ging Romberg, Bapst & Cie endgültig in Kon- kurs. Bis zur Liquidierung aller Konten stiegen die Gesamtverluste auf über 34 Millionen Livres tournois, mit Rückwirkungen bis auf den Finanzplatz Frankfurt am Main. 4

Zeitschrift “Öffentliche Sicherheit” 3-4/2015

1722 wurde von einem österreichischen Schiff in Ostende berichtet, das Sklaven aus Madagaskar nach Amerika verfrachten sollte, und auf ähnliche Aktivitäten der 2. Ostindienkompagnie.

Wiener Zeitung, 3. Jänner 1722, Seite 4 – 5 3

Quellenverzeichnis

  • 1 Walter Sauer, StufienVerlag, Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, Band 63, 2022, ISBN 978-3-7065-6269-0, Seite 78, Kaffa (Krim) als Metropole des mittelalterlichen Sklavenhandels.
  • 2 Goethe Universität Frankfurt am Main – https://www.geschichte.uni-frankfurt.de/102309703/Romberg_Projekt
  • 3 Digitales Archiv der Österreichischen Nationalbibliothek, Wiener Zeitung vom 3. Jänner 1722, Seiten 4-5, erwähnt in 1 auf Seite 79
  • 4 Klaus Weber, Mitteleuropa und der transatlantische, Sklavenhandel: eine lange Geschichte, Seite 22 aus werkstattgeschichte.de