In der Nacht vom 4. auf den 5. Februar 1995 sind vier Volksgruppeangehörige der Roma Josef Simon (40), Peter Sarközi (27) sowie Karl (22) und Erwin Horvath (18), bei einem politisch und rassistisch motivierten Bombenanschlag in Oberwart getötet worden. Die Männer gerieten in eine Sprengfalle, als sie eine Tafel mit der Aufschrift “Roma zurück nach Indien” entfernen wollten. Für den Anschlag wurde 1999 der Bombenbauer Franz Fuchs verurteilt.1
In den letzten Tagen haben wir viel über Diskriminierung, Ausgrenzung, etnische Verfolgung und “gesellschaftliches Totschweigen“ in der Geschichte der Rom:nija gehört. Hier stehen wir den Toten gegenüber. Wieder erfassen mich die Gefühle von Trauer, Zorn, Ratlosigkeit gemischt mit dem Willen etwas dagegen zu tun. JA, diese Studientage sind eine Initiative dazu – NEIN, es ist zuwenig, nur die Nase zu rümpfen, wenn man über die Diskriminierung von Volksgruppen hört oder die ÖVP-Diskussionen zur Verwässerung der Menschenrechtskonvention in den Medien liest.
TRAUER wenn ich an das Leid der Familie und Freund:Innen von Josef Simon, Peter, Karl und Erwin denke, die hier durch eine Bombe eines rassistisch motivierten Terroristen ums Leben kamen. Junge Menschen, die das Leben erst vor sich hatten. Mehr zu den Opfern.
ZORN über die anfängliche Haltung der Polizei, das Attentat längere Zeit einem Mord unter Roma untereinander oder einem Unfall beim Bombenbau zuzuordnen. Erst nach dem nächsten Anschlag in Stinatz wurden der Tod der vier Roma als Terroranschlag qualifiziert und die Ermittlungen in diese Richtung geändert.2 Franz Fuchs ist auch ein Produkt einer Gesellschaft von Ausländer- und Migrationsfeindlichkeit, getragen von einer rechtspopulistischen öffentlichen Diskussion, die auf Vorurteilen und falschen Behauptungen aufbaut, und die vorallem in rechten und konservativen politischen Kreisen allgegenwärtig ist.
RATLOSIGKEIT über das Stillschweigen, das Übersichergehenlassen, das Wegschauen, das Hinnehmen breiter gesellschaftlicher Gruppen im Alltagsgeschehen. Das feige und rassistisch motIvierte Agieren im Wirtshaus oder unter Seinesgleichen “Denen hats eh
g´hert!“ Und wieder das SCHWEIGEN.
ETWAS DAGEGEN TUN – Begegnung schaffen und initiieren zwischen den Volksgruppen. Eine offene und informative Auseinandersetzung über Vorurteile und Diskriminierung.
DAFÜR EINTRETEN – Für eine offene, friedliche Gesellschaft, die für die Umsetzung der MENSCHENRECHTE sorgt. Ein Klima des Lernens aus den Fehlern, Errungenschaften und tollen Ideen der Vergangenheit und der Gegenwart schaffen. Unsere Aktivitäten im Verein und diese Studientage sind Schritte in diese Richtung und geben MUT und KRAFT zur gesellschaftlichen Gestaltung für eine bessere und gerechtere Zukunft.
„Es wird nie in Vergessenheit geraten – durch die jährlichen Gedenkfeiern ist dieses Thema immer aktuell, nicht nur bei den Roma, auch bei der Mehrheitsbevölkerung. Durch das Attentat in Wien letztes Jahr, wird das wieder hervorgerufen.“3
Emmerich Gärtner-Horvath, Vorsitzender der Volksgruppe der Roma
Lesetipp
So gewaltig ist nichts wie die Angst
Am 5. Februar 1995, einen Tag, nachdem sein Sohn Peter Sárközi und drei andere junge Roma beim Terroranschlag von Oberwart ermordet worden waren, begann Stefan Horvath zu schreiben.
Quellenverzeichnis
- 1 Roma-Service aus dem Vortrag von Emmerich Gärtner-Horvath anläßlich unserer Studienfahrt am 16. Oktober in Oberwart.
- 3 ORF-Burgenland – Das Roma-Denkmal in Oberwart am 4. Februar 2021
- Roma-Attentat: Gedenkfeier in Oberwart – In Oberwart ist Sonntagnachmittag der Roma-Opfer des Attentats von 1995 gedacht worden. Damals wurden vier Oberwarter Angehörige der Volksgruppe der Roma durch eine als Stehschild getarnte Rohrbombe getötet. Das Attentat war rassistisch motiviert. – ORF-Burgenland 6.2.2022