70 Tonnen und 330 Jahre Industriegeschichte in Horndals Bruk

Bei einem Einkaufsstopp in Horndals Bruk entdecken wir das alte Schwungrag eines Antriebs für ein Stahlwalzwerk. Es wurde 2008 vom Betrieb in den Park bei der Ortseinfahrt verlegt und ist seit dem ein Symbol von Horndal.

1899 wurde es im Stahl-Blockwalzwerk in Betrieb genommen. Angetrieben wurde die Anlage von zwei Elektromotoren mit Strom aus dem Kraftwerk Näs. Die Motoren waren eigentlich zu klein (200 PS) für den leistungsmäßig ungleichmäßigen Betrieb. Für einen reibungsloseren Arbeitsablauf war daher ein starkes Schwungrad erforderlich. Manchmal mussten die Arbeiter warten, bis die richtige Geschwindigkeit erreicht wurde, damit das Walzen fortgesetzt werden konnte. Das Rad wurde in Morgårdshammar hergestellt. Da die Straßen und Eisenbahnen der damaligen Zeit solche großen Gewichten nicht standhalten konnten, wurde es in acht Einzelteilen hergestellt. Das Rad wiegt knapp über 70 Tonnen und hat einen Durchmesser von 7 Metern. Im Betrieb rotierte es mit 54 U/min. Das Götvalsverket wurde 1959 geschlossen und durch ein größeres und moderneres Werk ersetzt. Das Rad wurde auf Initiative des Lions Club Horndal und durch die Bereitstellung der Gemeinde Avesta an seinen jetzigen Standort verlegt. Die Einweihung fand am 2. August 2008 statt.

Mitte des 17. Jhdt. entstanden erste Hammerwerke und Hochöfen in Horndal. In der schwedischen Geschichte werden diese Betriebe immer wieder Mühlen genannt. Horndal hatte den Ruf, ein stabiler Lieferant von Stabeisen zu sein und produzierte im 18. Jahrhundert etwa 200 Tonnen Stabeisen pro Jahr. Das Erz wurde teilweise aus den Bergwerken rund um den Hochofen in Valla, aber auch aus Jelken und anderen Garpenberg-Bergwerken entnommen. 1848 erhielt die Mühle die vollen Schmiederechte und es wurden erste modernere Verfahren zur Eisenproduktion eingeführt.
In der zweiten Hälfte des 19. Jhdt. wurden die Produktionskapazitäten enorm vergrößert. Als die Schmiede 1886 ihre letzten drei Feuerstellen erhielt, war sie mit ihren fünfzehn Feuerstellen die weltweit größte Lancashire-Schmiede unter einem Dach. 1887 konnte auch ein neues Schmelzwalzwerk in Betrieb genommen werden. 
Durch Investitionskosten erlitt das Werk Anfang des 20. Jhdts. zunehmende Verluste und konnte sich keine Investitionen mehr leisten. Ein kurzer Aufschwung 1919 brachte zwar neue Investitionen und Horndal war immer noch Dalarnas zweitgrößte Eisenhütte, aber mit nur einfacheren Stahlsorten wie Lancashire und einfachem Martin-Stahl war seine Position schwach.

Großer Streik und Aussperrung
Die neue Ära veranlasste auch die Arbeiter, sich zu organisieren, und in Horndal wurde 1906 Schwedens erster Eisenhüttenvertrag unterzeichnet. Unruhen brachen im Zusammenhang mit dem Generalstreik und der Aussperrung drei Jahre später aus. 
Die Spannungen zwischen den ArbeiterInnen, der Fabrikleitung und dem Militär waren zeitweise so groß, dass einigen Arbeitern nach Amerika auszuwandern. (2)

Foto von der Infotafel beim Schwungrad

Erpressung der ArbeitnehmerInnen in der Zwischenkriegszeit

1941 und in den ersten neun Monaten des Jahres 1942 war das Werk von Horndal mit den Lancashire Öfen außer Betrieb. Als im Sommer 1943 festgestellt wurde, dass die Schmiede stark reparaturbedürftig war, beschloss man, sie stattdessen zu schließen.
Das Werk in Horndal erzielte unter der Leitung von Standortleiter Axel Anderberg in der gesamten Zwischenkriegszeit den sogenannten Horndal-Effekt , unter anderem durch niedrige Löhne und Preisdruck auf Subunternehmer. 

1953 wurde in Horndal ein Feinwalzwerk installier. In den 1950er Jahren wurde auch ein neues Barrenwalzwerk gebaut und der Martin-Ofen modernisiert. Während dieses Jahrzehnts begannen sie auch, die Produktion auf große Mengen einiger weniger standardisierter gewalzter Rohlinge, hauptsächlich Betonstahl , zu konzentrieren . 
Nach der Ölkrise 1973 wurde der Betrieb des ölbefeuerten Martin-Ofens teuer. 1973 übernahm Boxholms AB das Werk als Pächter. 1978 wurde die Hütte gesprengt und 1979 wurde die Mühle stillgelegt. (1)


Quellenangaben