Oftmals werden wir bei unseren Spaziergängen und Interpretationen der Geschichte um „Objektivität“ ersucht. Viele von uns sind in Organisationen und Vereinen der Arbeiter*innenbewegung ehrenamtlich tätig. Wir stehen mit unserer Gesinnung zur Demokratie. Es ist für uns Demokrat*innen unmöglich, über die Verbrechen des Faschismus zu berichten, ohne gleichzeitig Stellung zu beziehen. (10)
Die Nationalratswahlen am 9. November 1930 in Walding (12)
- Sozialdemokratische Partei – 154 Stimmen
- Christlich-soziale Partei – 315 Stimmen
- Nationaler Wirtschaftsbund und Landblock – 16 Stimmen
- Heimatblock – 228 Stimmen
- NSDAP – Hitlerbewegung – 0 Stimmen
- Landbund für Österreich – 0 Stimmen
- Kommunistische Partei Österreichs – 0 Stimmen
- Österreichische Volkspartei – 0 Stimmen
Wer beseitigte die Demokratie und installierte einen diktatorischen Ständestaat?
Februar 1934 in Urfahr-Land: Die Exekutive führte viele Verhaftungen „vorbeugend“ durch. Die aktiven Schutzbündler des Bezirks kämpften in Linz. Puchenau wurde von den Kämpfen am Spazenberg berührt. (1)
Eine Recherche initiiert von Vereinsmitgliedern in Walding, die uns anlässlich des Gedenkens zu den Ereignissen des 12. Februar 1934 Unterlagen zusendeten.
Im Anschluss an die Kämpfe wurden die Sozialdemokratische Partei, die Gewerkschaften und alle anderen Arbeitnehmerverbände verboten, alle Sozialdemokraten wurden ihrer politischen Ämter enthoben.
Am 24. April 1934 wurde die neue Verfassung, die das Ende der parlamentarischen Demokratie bedeutete, beschlossen. Österreich war jetzt ein Ständestaat. Von nun an regierte der Bundeskanzler Dollfuß autoritär und wandelte die Republik nach dem Vorbild des faschistischen Italiens in eine Diktatur um. (3)
Die „Mühlviertler Nachrichten“ auf Seiten der Heimwehr und Dollfuß. Sie feiern ihre Helden, die Urfahr von Schutzbündler säuberten.
Hans Hammerstein, der damalige Sicherheitsdirektor vorher Bezirkshauptmann in Braunau, (in ÖVP-Kreisen Hans von Hammerstein) schreibt in seinen Erinnerungen, von der Gefahr des Parlamentarismus und lenkt von den demokratiezerstörenden Attacken der Christlichsozialen unter Dollfuß ab, indem er den Sozialdemokraten die Schuld gab. Ausserdem hatte er die Hypothese, dass hinter den Februarereignissen die illegalen Nationalsozialisten standen.(6)
Das Standrecht schreit: Es ist Galgens Zeit,
Frtitz Brügel (11)
des Henkers Faust regiert,
katholisch geweiht die Gerechtigkeit,
ihr verfällt, wer nicht pariert!
Mehr Informationen zum 12. Februar 1934 in Linz gibt es in der Broschüre „Der Republikanische Schutzbund in Linz und die Kampfhandlungen im Februar 1934“ von Helmut Fiereder 1983 vom Kulturamt der Stadt Linz herausgegeben.
Was passierte nach dem Februar 1934 im Mühlviertel
Eine illegale Landeskonferenz der KPÖ findet im August 1934 in Walding mit rund 40 Teilnehmer*innen statt, bestätigte Teufl als Landesobmann. Als solcher bemühte sich Teufl vor allem in „Einheits-Konferenzen” in Linz und Gmunden, um gemeinsam mit Sozialdemokraten und Schutzbündler zu agieren.(7)
1935 wird von einer Ortsgruppe des Heimatschutzes in Walding in den Mühlviertler Nachrichten geschrieben.(8) In den Mühlviertler Nachrichten wird der Vaterländischen Front gehuldigt und der diktatorische Ständestaat angepriesen.
Nach dem Ende der Februarkämpfe hatten die Austrofaschisten unter Kanzler Dollfuß die Arbeiterbewegung lahmgelegt. Die Demokratie war irreparabel beschädigt. Damit verlor Österreich die einzige Kraft, die vier Jahre später Hitler wirklichen Widerstand hätte leisten können
SPÖ Walding, 2017
Quellenverzeichnis
- (1) „Es wird nicht mehr verhandelt“ – Der 12. Februar 1934 in Oberösterreich, Josef Weidenholzer, Brigitte Perfahl, Hubert Hummer, 1994, Ludwig-Boltzmann-Institut für Geschichte der Arbeiterbewegung, Universität Linz, Seite 66
- (2) Walding Topothek online zur Verfügung gestellt von Eva Zauner
- (3) Quelle: Tálos, Emmerich: Das austrofaschistische Herrschaftssystem, Österreich 1933 – 1938, LIT Verlag, Wien 2013, 32-71
- (4) Mühlviertler Nachrichten, 16. Februar 1934, Seite 2 – ANNO/Österreichische Nationalbibliothek – Link
- (5) Mühlviertler Nachrichten, 16. Februar 1934, Seite 2 – ANNO/Österreichische Nationalbibliothek – Link
- (6) Am Anfang war der Mord – Erlebnisse als Bezirkshauptmann von Braunau am Inn und als Sicherheitsdirektor von Oberösterreich in den Jahren 1933 und 1934, Hans Hammerstein, Verlag für Geschichte und Politik Wien, 1981, ISBN 3-7028-0169-3
- (7) Die Linzer KPÖ im Widerstand 1938-1945, Herausgegeben vom KPÖ-Bezirksvorstand Linz anlässlich des 70. Jahrestages der Okkupation Österreichs durch Hitlerdeutschland im März 1938, Seite 8
- (8) Mühlviertler Nachrichten, 1. Februar 1935, Seite 5 – ANNO/Österreichische Nationalbibliothek – Link
- (9) Linzer Volksblatt, 14. Februar 1934, Seite 9 – ANNO/Österreichische Nationalbibliothek – Link
- (10) Josef Hindels in gpa-Dokumente Nummer 3 – Februar 1934: die Opfer sollen uns Mahnung sein, Seite 49
- (11) Fritz Brügel, Februarballade, Sozialistische Hefte, Folge 9, Seite 9
- (12) Sonderheft der Statistischen Nachrichten 1931 – die Nationalratswahlen vom 9. November 1930 – Landesarchiv Linz