Stalag XVII B Krems-Gneixendorf

Inhalt des Artikels

  • Der Gedenkraum – eine Übersicht von Robert Streibel
  • Erkundung am ehemaligen Lagergelände mit Karin Böhm
  • Ein Brief an den Kremser Bürgermeister für Ausschilderung zum Gedenkraum

Der Gedenkraum

Am 26. Oktober 1939 wurde in Gneixendorf das größte Kriegsgefangenen-Mannschaftsstammlager (STALAG) der damaligen „Ostmark“ gegründet. Mit einer Ausdehnung von etwa einem Quadratkilometer zählte es während des Zweiten Weltkriegs zu den größten Lagern des gesamten Reichsgebietes1.

Wir besuchten gemeinsam mit Robert Streibel den Gedenkraum in Gneixendorf. Die Ausstellung kann von Mo-So (09:00 – 16:00 Uhr), von Juni bis September (bis 18:00 Uhr) besucht werden.

Bild aus der Ausstellung im Gedenkraum am Flugfeld Gneixendorf

Die bis zu 66.000 Kriegsgefangene wurden großteils bei den zahlreichen Arbeitskommandos außerhalb des Stalag untergebracht. Bei den sowjetischen Gefangenen war die Sterblichkeitsrate außerordentlich hoch, denn die Behandlung erfolgte nach rassistisch-ideologischen Motiven der Nazis2.

Die Toten auf dem Lagerfriedhof wurden nach Kriegsende umgebettet. Bis 1958 wurden 1.600 Soldaten der Sowjetarmee nach Krems, gestorbene Soldaten aus Polen und Jugoslawien auf den Ortsfriedhof von Gneixendorf oder in ihre Heimatländer überführt.

Broschüre Gedenkraum Gneixendorf

Nach der Evakuierung aller gehfähigen Insassen gelangten diese nach einem 300 Kilometer langen Fußmarsch in ein Auffanglager bei Braunau, das schlussendlich am 3. Mai 1945 von der 13. US-Panzerdivision befreit wurde.
Da ich in der Nähe von Braunau aufgewachsen bin, habe ich kurz in ein paar Zeitungen nachgesehen, aber dazu noch nichts gefunden.

Das dürften zwei Aufnahmen aus dem Weilhartsforst bei Braunau sein, wo das Auffanglager gewesen sein könnte.

Erkundung am ehemaligen Lagergelände mit Karin Böhm

Im Buch3 “Nichts zu sehen?” heisst es im Vorwort:

Karin Böhm verwebt ihre Bestandsaufnahme des gegenwärtigen Ortes mit den recherchierten historischen Dokumenten und aktuellen Reaktionen – Fotografien,….

Wir standen am Flugfeld und Karin zeigte uns mittels Fotografien die Dimensionen des Kriegsgefangenenlagers. Hier wurden vor aller Augen 66.000 Kriegsgefangene (die Stadt Wels in OÖ. hat ca. 65.000 Einwohner:innen) in Baracken gepfercht und zu Zwangsarbeit im Umland gezwungen.
Der kalte Wind pfiff uns um die Ohren, aber die Schilderungen von Karin ließen uns noch mehr frösteln. Welche Geheimnisse verbrirgt der leere Platz, wo heute die Landebahn verläuft und die Sportflieger ihre Flugzeuge starten und landen? Ein tolles Projekt und Buch von Karin und Edith Blaschitz vergangene, traurige Ereignisse in das HIER und JETZT zu transferieren. Bei unserem Rundgang entlang der Grenzen des Lagers bei einem Waldstück hatten wir Gelegenheit in diese “Zeitreise” einzutauchen.

Für sowjetische Kriegsgefangene war es ein Todeslager. Andere knüpften bei ihrer Zwangsarbeit im Weinberg oder am Bauernhof bekannt- und Freundschaften weit über den Krieg hinaus.
Beim Schreiben dieser Zeilen denke ich an das Kriegsgeschehen rund um uns und überlege mir was es braucht, dass bei diesen bewaffneten Ausseinandersetzungen, nicht Arbeiter:innen auf Arbeiter:innen schießen.

Ein Brief an den Bürgermeister von Krems


Quellenverzeichnis

  1. Broschüre zum Gedenkraum am Flugfeld in Krems-Gneisendorf ↩︎
  2. Gedenken und Mahnen in Niederösterreich, Heinz Arnberger, Claudia Kuretsidis-Haider (Hrsg.), mandelbaum verlag, 2. Auflage 2011, ISBN 978-3-85476-367-3, Seite 291 ↩︎
  3. Nichts zu sehen? Stalag XVII B Krems-Gneixendorf – eine topografische Vermessung
    Karin Böhm, Edith Blaschitz, ISBN: 978-3-99126-207-7, 22,5×24,5 cm, 144 Seiten, zahlr. farb. Abb., Hardcover ↩︎

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert