Tabakarbeiter:innen in Stein gegen den Faschismus

Die österreichischen Faschisten verhängten Verwahrungshaft gegen drei Tabakarbeiter aus Stein

Ludwig Reiter, Alois Knorr und Georg Riedmüller wurden von den Dollfuß-Schergen von 22. Juli bis 20. August 1934 in Haft genommen, weil sie als ehemalige Funktionäre der sozialdemokratischen Partei sich womöglich an einer marxistischen Kundgebung am 1. August beteiligt hätten. Gleichzeitig wurde die Leitung der Tabakregie aufgefordert, die drei Arbeiter zu kündigen und damit ihre Familien in die Armut treiben1.

Widerstand gegen die Faschisten in Krems im Deutschen Reich

Eine Strickerin, die für andere Hilfe besorgt und etwas unternimmt –
Leopoldine Puhl

1926 begann Leopoldine in der Tabakfabrik Stein zu arbeiten, sie war in der sozialdemokratischen Gewerkschaft organisiert. Ende l941 wurde Leopoldine Puhl beschuldigt, von Franz Wieland zur Spende für die „Rote Hilfe“ angeworben worden zu sein. Sie wiederum habe ihre Kollegin Marie Malat zur Spendentätigkeit angeworben und kommunistische Zeitschriften weitergegeben.2

Leopoldine Puhl blieb bis zur Gerichtsverhandlung am 4.Dezember 1942 auf freiem Fuß.  Gemeinsam mit Puhl angeklagt waren weitere Angehörige der Tabakfabrik Stein: Der Maurer Otto Schöps, und die Tabakarbeiterinnen Leopoldine Ankerl (1902-1973), Marie Donabauer (1902-1981) und Marie Malat (1911-1967), sowie der Arbeiter Anton Hirnschall, der bei der Firma Schumm beschäftigt war. Die Angeklagten wurden wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ vom Oberlandesgericht Wien verurteilt.

Leopoldine Puhl erhielt wegen der Sammlung von Spenden mit fünf Jahren Zuchthaus das höchste Strafausmaß. Otto Schöps und Anton Hirnschall erhielten vier Jahre Haft und Leopoldine Ankerl, Marie Donabauer sowie Marie Malat wegen Spendentätigkeit jeweils drei Jahre Zuchthaus.

Dokument aus der Ausstellung

Die Betriebszelle der Austria-Tabakwerke Krems-Stein

Drei der wahrscheinlich bedeutendsten Widerstandskämpfer in der Zeit des Zweiten Weltkriegs in Krems waren Franz Zeller, Johann Hoffmann und Ferdinand Strasser. Neben der Sammlung von Spenden für notleidende Familien war die Aufklärung der Bürger eine ihrer Hauptmissionen. Mithilfe von Flugblättern und Zeitungen sollten der Bevölkerung die Augen geöffnet werden.
Anna Schwarz wurde wegen „Nichtanzeigens eines Hochverratsvorhabens“ angeklagt. Sie weigerte sich, ihren Gatten wegen des Besitzes eines Vervielfältigungsapparates, welcher für das Kopieren von antifaschistische Material verwendet wurde, zu verraten3.

Einige Mitglieder sind im obigen Urteil erwähnt. In Krems betrieb vor allem der vom Volksgerichtshof wegen Vorbereitung zum Hochverrat bereits zum Tod verurteilte Spitzenfunktionär Franz Zeller die Aufstellung einer lokalen KP-Organisation. Einer seiner Mitarbeiter war der Schmied Franz Wieland, der eine rege Werbetätigkeit entwickelte und dafür wegen Verbrechens der Hochverratsvorbereitung vom Oberlandesgericht Wien zu einer Zuchthausstrafe von zwölf Jahren verurteilt worden ist4.

Die Nachkommen5


Quellenverzeichnis

  1. Widerstand und Verfolgung in Niederösterreich 1934 – 1945, Band 1, Hrdg.: Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands, Jugend und Volk Wien 1987, ISBN: 3-215-06421-9, Seite 68 ↩︎
  2. Veröffentlicht im Rahmen der Ausstellung „Geschichte der Tabakfabrik“, Universität f. Weiterbildung Krems, 2024. Die Biografien der Frauen wurden bereits für die Ausstellung „Wo sind sie geblieben? Die Frauen von Krems, museumkrems 2021 erstellt; erweiterte Biografien siehe https://raumforscherinnen.at/die-frauen-von-krems. ↩︎
  3. Diplomarbeit aus Geschichte – Historische Aufarbeitung von Stalag XVII B – Xaver Heigl, Helene Moser, Sebastian Siebenhandl, Victoria Teuschl – 5 CHLT, Schuljahr 2019/2020, Seite 55 ↩︎
  4. Widerstand und Verfolgung in Niederösterreich 1934 – 1945, Band 2, Hrdg.: Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands, Jugend und Volk Wien 1987, ISBN: 3-215-06421-9, Seite 385 ↩︎
  5. Donau-Uni Krems, Bericht über die Eröffnung der Ausstellung ↩︎

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