„An die offiziellen Opfer der Diktaturen und Kriege des 20sten Jahrhunderts erinnern Mahnmale und Kriegerdenkmäler. Doch wo gedenken wir der Tausenden namenlos gewordenen, heimlich verscharrten Toten…? Wie leben wir in Landschaften, die kontaminiert sind mit den unzähligen vertuschten Massakern Mitteleuropas…?1

Wir besuchten den Grazer Zentralfriedhof. Mit der Linie 62 zum Bahnhof Puntigam und dort weiter mit der Straßenbahnlinie 5/6 bis zum Eingang des Friedhofs. Direkt beim Eingang gibt es zwei Informationsfelder zur Geschichte der Begräbnisstätte. Die gibt es an Ende des Artikels.
Unser Ziel war das Internationale Mahnmal zur Erinnerung an die politischen Opfer während der Jahre 1938 bis 1945.

Das Areal, auf dem sich dieses Mahnmal innerhalb des Grazer Zentralfriedhofes befindet, markiert jene Stelle, auf der die Opfer während der NS-Zeit verscharrt worden sind. Es handelte sich dabei um 1228 jugoslawische Staatsbürger, rund 900 Menschen aus Österreich und 400 Personen aus Russland, Frankreich, Deutschland, Ungarn, Italien und England. Ebenso fanden hier auch jüdische Opfer ihre letzte Ruhestätte2.

Auch in der Steiermark gab es Widerstand, der mit besonderer Härte verfolgt wurde. Besonders hohe Verluste hatten die Partisanen der „Kampfgruppe Steiermark“. Im steirisch-slowenischen Grenzgebiet leisteten sie Widerstand. Im Gebiet Leoben-Donawitz war es die Österreichische Freiheitsfront. Sie organisierten Sabotageaktionen gegen die Rüstungsindustrie und die Schienen-Infrastruktur.
Hunderte wurden verhaftet, in Konzentrationslager deportiert, gefoltert und ermordet. Der Preis für den Sieg über das NS-Regime war für alle, die diesen Kampf führten, hoch. Dass wir heute in einem souveränen und neutralen Österreich leben, ist ganz wesentlich das Verdienst der Alliierten Armeen, aber auch dieser mutigen Frauen und Männer im Widerstand gegen das NS-Regime3.
Auf der 20 Meter hohen rechteckigen Stele, ist in elf Sprachen der Spruch „Hütet Freiheit und Frieden – denn wir starben für sie“ vermerkt.

In horizontaler Ebene gibt ein 20 Meter überspannender Brückenbogen mit zwei Metern Breite und einer Maximalhöhe von fünf Metern der Gedenkstätte ein imposantes Erscheinungsbild. Eine Opferschale mit einem Durchmesser von zwei Metern ist auf dem Scheitelpunkt des Brückenbogens angebracht. In einem dazugehörigen Granitblock befinden sich 400 Urnen von NS-Opfern. An der wettergeschützten Unterseite des Brückenbogens sind 2510 Namen4 von Hingerichteten in Goldschrift eingraviert5.


Der Neueinweihung dieses Denkmals ging eine heftige Kontroverse voraus. Fritz Matzner6, Präsident der Österreichisch-Jugoslawischen Gesellschaft, der selbst ein Verfolgter des NS-Regimes war,setzte die entscheidenden Initiativen zur Verwirklichung des Mahnmals.
Jetzt wie oben angekündigt die beiden Infotafeln des Grazer Zentralfriedhofs:


Quellenverzeichnis
- Martin Pollack, der Osteuropa-Historiker und Schriftsteller, Träger des Leipziger Buchpreises, hat es in seinem Essay „Kontaminierte Landschaften“ geschrieben. ↩︎
- Generationendialog Steiermark ↩︎
- Auszug aus einer Rede von Elke Kahr der Bürgermeisterin von Graz ↩︎
- Die Namen der Opfer findet man auf dieser Seite. ↩︎
- Generationendialog Steiermark ↩︎
- Die Rote Mark – Fritz Matzner ↩︎