Das kleine Anschlussdenkmal in Oberschützen 

Nach einer Mittagspause beim Stadtwirt Oberwart 
besuchten wir als letzte Station unserer Reise die sogenannten Anschluss-denkmäler in Ober-schützen. Sie zeigen die Zustimmung vieler 
Österreicher:innen zum Nationalsozialismus. 
Oberschützen ist eine Schulstadt etwa 7km nördlich von Oberwart 
und war bereits in der Zwischenkriegszeit stark deutschnational geprägt.

Im Jahr 1931 wurde (siehe Bild) neben der Volksschule ein „altgermanischer Opferstein“ errichtet. Er sollte nicht nur an die Angliederung des Burgenlandes an Österreich zehn Jahre zuvor erinnern, sondern stellte auch die Forderung an den Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich.

Elisabeth Luif im Bericht über unsere Studienreise

Anlässlich der 10-jährigen Zugehörigkeit des Burgenlandes zu Österreich wurden in Kobersdorf, St. Margarethen, Heiligenkreuz im Lafnitztal, Eisenstadt und in Oberschützen Denkmäler errichtet. Das „kleine Anschlussdenkmal“ in Oberschützen war wohl das bekannteste und wurde zum Großteil von der Oberschützener Lehrerschaft initiiert. Die finanzielle Unterstützung erfolgte durch Spenden von der Bevölkerung und eine „Bausteinaktion“ vom „Deutschen Schulverein Südmark“. 2

Zeitung – Der Freie Burgenländer – 28. Juni 1931 1

Nun dürfe die burgenländische Jugend mit vollen Händen aus den unversiegbaren Quellen des deutschen Geistesbrunnen schöpfen, teilhaft sein all den Segnungen deutscher Kultur und dafür sei der Dank an die Väter tausendfach berechtigt, an die wackere Haltung der deutschen Vorfahren, an der sich die heutige Generation wahrhaft erbauen dürfe.

Bezirkshauptmann Oberregierungsrat Alzner bei der Eröffnung des Denkmals 3

In diesen Ansprachen steckt eine chauvinistische Deutschtümelei mit einem latenten Rassismus des heranrückenden Dollfuß-Regime und die dem Nationalsozialismus den Boden bestens aufbereitet hat.
Diese Ansprachen und die Nähe des Standortes bei den Schulen ist Ausdruck einer Bildungshaltung dieser Zeit, wo die „Aufgabe der Schule es ist, zum Deutschtum zu erziehen“4. Treffend dazu ist, dass das Denkmal von den StudentInnen und TeilnehmerInnen, der naheliegenden LehrerInnenbildungsanstalt geschaffen wurde. Derselbe Architekt, der für diese Denkmal-Planung verantwortlich war, wurde später von den Nazis für das große Denkmal hier im Ort beauftragt – welch Zufall!

Unsere Gruppe bei den Erläuterungen von Sissi zum Denkmal

Quellenverzeichnis

  • 1 Digitales Archiv der Österreichischen Nationalbibliothek, Der Freie Burgenländer – 28. Juni 1931, Seite 3
  • 2 Dr. Herbert Brettl im History Blog Burgenland
  • 3 Digitales Archiv der Österreichischen Nationalbibliothek, Oberwarther Sonntags-Zeitung – 28. Juni 1931, Seite 8
  • 4 Diplomarbeit von Eva Maria Gober – UNI-Wien, DIE INSTRUMENTALISIERUNGS- BZW. SOZIALISIERUNGSVERSUCHE UND ERZIEHUNGSPRINZIPIEN IM AUTORITÄREN STÄNDESTAAT ÖSTERREICHS 1933/34 – 1938, Seite 67 – Wien 2008