30.000 Tote in Gmünd

Wie der Habsburgerkaiser Franz Joseph Europa und die Welt in eine Katastrophe führte?

Hundertausende Bewohner*innen mussten aus den zum Kriegsgebiet gewordenen Regionen fliehen. Eine riesige Flüchtlingswelle war eine der ersten katastrophalen Auswirkungen des beginnenden Weltkrieges.
Gmünd lag für die Errichtung eines Flüchtlingslagers strategisch günstig, es war verkehrstechnisch durch den Eisenbahnanschluss gut erschlossen und auch die Trinkwasserversorgung war große Abnehmerzahlen gewährleistet. Im Spätsommer 1914 fiel die Entscheidung hier in Gmünd ein Flüchtlingslager für 30.000 Personen zu errichten.

Die Flüchtlingspolitik der Habsburger war geprägt von einer Überheblichkeit gegenüber den Menschen in der Peripherie der Monarchie. Flüchtlingspolitik wurde als Erziehungspolitik gegenüber diesen Menschen gesehen. Kommt uns heute ziemlich bekannt vor.

Uns haben die Leute aber gelehrt, wer sie eigentlich sind und was man aus ihnen machen kann, wenn man nur will und sie entsprechend behandelt…

Österreichische Rundschau 1915

„Wir wissen, dass die Geschichte dieser Flüchtlinge mit Blut und Tränen geschrieben ist“ – Abgeordnete Dr. Krek vom Slowenischen Klub

instradiert = in Marsch gesetzt
approvisioniert = veraltete Amtssprache, mit Lebensmittel versorgen

Degasperi war der spätere italienische Ministerpräsident. Von 1945-1953 war der Mitglied im monarchistischen Abbeordnetenhaus.

Das Lager Gmünd beherbergte insgesamt 200.000 Menschen und war damit das größte Flüchtlingslager der österreich-ungarischen Monarchie. An die 30.000 Flüchtlinge starben in der Zeit zwischen 1914 und 1918 in der Folge von Krankheiten, Seuchen, Mangelernährung und der schlechten hygienischen Bedingungen.

Gedenkstätte am ehemaligen Friedhof des Lagers – 1964 das Mahnmal „Flüchtlingsfamilie“ von Georg Kruk

Schreckliche Zustände durch Krankheit, Seuchen und Mangelernährung

Im Lager mussten täglich 9000 kg Brot gebacken werden.

40 Baracken standen für medizinische Versorgung zur Verfügung, etwa für interne und chirurgische Behandlungen, für Geburtshilfe und ambulante Behandlungen. Zusätzlich gab es ein Waisen- und Altenheim, Ärzte- und Schwesternhäuser, Infektions- und Quarantänebaracken.
Das Lagerspital fasste 2400 Betten, bei insgesamt 13 leitenden Ärzten, 24 weiteren Medizinern und 40 Pflegekräften.
Die grösste Gefahr drohte von den Seuchen. Es starben durchschnittlich 28 Menschen pro Tag.


Quellenverzeichnis

Das „Haus der Gmünder Zeitgeschichte“ präsentiert die Geschichte des Gmünder Flüchtlingslagers, eines der größten Lager in der Österreich-Ungarischen Monarchie, sowie die Entwicklung der Grenze und der Region am „Eisernen Vorhang“. Neben vielen Ausstellungsstücken wird dabei ein Blick auf das Leben der Menschen im 20. Jahrhundert geworfen, Umbrüche, aber auch Aufbrüche nachgezeichnet, und auch dem Gedenken an über 30.000

verstorbene Flüchtlinge in der Zeit des Ersten Weltkrieges Raum geboten. Historisches Material des Filmarchivs Austria sowie des ORF, aber auch Ausschnitte aus der Universum-History-Dokumentation über Gmünd unterstreichen die Bedeutung der Gmünder Zeitgeschichte eindrucksvoll
Haus der Gmünder Zeitgeschichte
Weitraer Straße 107, 3950 Gmünd
Mai bis Oktober geöffnet
täglich: 10:00 – 16:30 Uhr