Opfer der Euthanasie in Haslach

Nach dem Besuch des Webereimuseum in Haslach besuchten wir diese Gedenkstätte.

Im Rahmen von so genannten „Euthanasieprogrammen“ wurden in der Zeit des Nationalsozialismus systematisch Menschen ermordet, die in der nationalsozialistischen Ideologie als Gefahr für die „Volksgesundheit“ eingestuft wurden und deren Leben als „lebensunwert“ galt.

Einige Bürger aus der Mühlviertler Gemeinde Haslach an der Mühl – darunter als treibende Kraft der Schriftsteller Peter Paul Wiplinger, Bürgermeister Dominik Reisinger, Pfarrer Gerhard Kobler und insbesondere Mag. Thomas Engleder – haben versucht, den Schicksalen der Opfer ihrer Gemeinde nachzugehen und ein sichtbares Zeichen zu setzen.  (Quelle: Forum Geschichte in OÖ)-(1)

Ein „riesiger Stolperstein“, der an die 10 Opfer erinnert.
Erklärung zum Gedenkbereich vor Ort

Folgende Personen lebten in Haslach und wurden in Hartheim oder Niedernhart ermordet: (2)

KARL SCHAUER, geboren am 16. Jänner 1907,
ermordet 33-jähig am 18. Juni 1940 in Hartheim
ALOISIA HINTERLEITNER, geboren am 8. Juni 1889,
ermordet 51-jährig am 18. Juni 1940 in Hartheim
ANNA BÖCHTRAGER, geboren am 2. April 1878,
ermordet 62-jährig am 6. Juni 1940 in Hartheim
MARIE EISENRAUCH, geboren am 25. März 1902,
ermordet 38-jährig am 17. Juni 1940 in Hartheim
MARIA LÜFTNER, geboren 1887,
ermordet 53-jährig am 6. Juni 1940 in Hartheim
MARIE KEPLINGER, geboren am 1. Februar 1907,
ermordet 33-jährig am 4. September 1940 in Niedernhart
ALOISIA LEITENMÜLLER, geboren am 7. Mai 1908,
ermordet 32-jährig am 4. September 1940 in Niedernhart
MARIA GANSER, geboren am 28. August 1891,
ermordet 49-jährig am 26. September 1940 in Niedernhart
ALOISIA MISLIK, geboren am 9. Juni 1882,
ermordet 58-jährig am 28. September 1940 in Niedernhart
MARIA ORTHELFER, geboren am 23. August 1891,
ermordet 52-jährig am 7. Mai 1943 in Niedernhart

„Sie werden mich nicht kennen, ich bin eine der sieben Töchter des Haslacher Gemeindearztes Dr. Kaufmann. Und ich habe den Schopper-Loisl auch gekannt.“ Und fügte dann hinzu: „Ich habe meinen Vater nur einmal in seinem Leben weinen gesehen; das war, als er vom Krankenhaus (das übrigens mein Vater als Bürgermeister in den Dreißigerjahren errichten hatte lassen) nach Hause kam, nachdem er zusehen hatte müssen, wie man einige Personen, die als Hilfskräfte im Krankenhaus Haslach gearbeitet haben, abgeholt und in einem kleinen dunkelgrünen Bus mit zugemalten Fensterscheiben weggebracht hat. Mein Vater hat gewußt wohin: nach der berüchtigten Irrenanstalt Niedernhart in Linz. Und da hat mein Vater geweint und gesagt: Daß Menschen anderen Menschen so etwas antun können …!“

Auszug aus der Fede von Prof. Peter Paul Wiplinger bei der Gedenkfeier für die NS-Euthanasieopfer aus Haslach, 31.10.2014 – (2)

Geschichte wiederholt sich nicht, zumindest nicht eins zu eins, aber was einmal geschehen ist, kann unter anderen Vorzeichen immer wieder geschehen. Deshalb bringt es viel, zu fragen, welche Erkenntnisse die Vergangenheit bereithält und welche für die Gegenwart zu nutzen sind. Wie sehen die Anfänge von Diskriminierung und Verfolgung aus? Wie entstehen Vorurteile und wie kann man ihnen begegnen? Was bringt Menschen dazu, gegen alle Moral zu handeln, und was befähigt andere dazu, dem Mitmachen zu widerstehen? Das sind Fragen, die wir immer wieder stellen und beantworten müssen. Was damals geschah und wie es dazu kommen konnte, das müssen wir jeder Generation aufs Neue vermitteln.

Der Bürgermeister von Haslach – Dominik Reisinger bei der Gedenkfeier

Die Opfer beim Namen nennen – Mehr Informationen auf erinnern.at


Quellenverzeichnis

  • (1) Forum Geschichte in Oberösterreich
  • (2) NS-Opfer beim Namen nennen von meinbezirk.at – ein Artikel von Helmut Eder am 5. November 2014