Artikel zum Rundgang am Urnenhain – verfasst von Brigitte und Werner Drizhal
Otto Skritek, geb. 1909 in Znaim/Znojmo, aufgewachsen in der Nähe von Hollabrunn. Skritek besuchte die Volks-, Haupt- und Berufsschule und erlernte den Beruf des Spediteurs.
Skritek setzte auch später seine Tätigkeit sowohl bei den Revolutionären Sozialisten als auch bei der Freien Angestelltengewerkschaft Österreichs (FRAGÖ) fort, wo er die Materialverteilung in den Betrieben des früheren Organisationsbereiches des Zentralvereins der kaufmännischen Angestellten organisierte.1
1934-1938 illegale Arbeit als Gewerkschafter
Ich war am 12. Februar 1934 im Jugendsekretariat des Zentralvereins der kaufmännischen Angestellten. Gegen neun Uhr vormittags kommt die telefonische Meldung durch, in Linz wird geschossen, es ist zu einem Zusammenstoß zwischen Schutzbündlern und Polizei und Heimwehr gekommen.
Ich verständige telefonisch Manfred Ackermann [Vorsitzender der Jugendabteilung des Zentralvereins], der in Kärnten bei einer Versammlungsreise ist. Um ca. elf Uhr vormittags erlosch das Licht, das war das vereinbarte Signal für die letzte große Auseinandersetzung. Nach einer Stunde wurde unsere Gewerkschaftszentrale in der Werdertorgasse von Polizei mit Stahlhelm und aufgepflanzten Bajonetten besetzt und geschlossen. Eine Schutzbundaktion im ersten Bezirk gab es nicht. Ich marschierte zu Fuß nach Ottakring, Straßenbahn gab es ja keine. Vor dem Arbeiterheim in der Kreitnergasse wurde bereits geschossen, man hörte auch Maschinengewehrfeuer. In meinem Gemeindebau, Pirquethof, in der Gablenzgasse, waren von der dortigen Schutzbundgruppe Gewehre verteilt worden, die später wieder eingezogen wurden.
Am nächsten Vormittag traf ich Genossen Ackermann und Leo Safran, einen Jugendfunktionär des Zentralvereins, in der Dienstwohnung des Genossen Pinz in den Hammerbrotwerken. Wir versuchten, Flugblätter herzustellen und zu verteilen, die zur Hilfe für die Schutzbündler aufriefen. Das war der erste Schritt zur weiteren illegalen Tätigkeit. Leo Safran, der als Vertreter der Volksbuchhandlung die Mandatare und Funktionäre von Partei und Gewerkschaft besuchte, vermittelte wertvolle Kontakte und Verbindungen. Sehr rasch gab es die illegale AZ [Arbeiter-Zeitung], die in Brünn hergestellt wurde, und Flugblätter. Wir versuchten, zuerst Verbindung mit den Betriebsräten des Zentralvereins der größeren Betriebe, die ja alle Genossen waren, herzustellen und sie mit diesen Zeitungen und Flugblättern zu beliefern. Eine Vertriebsstelle des aus der Č gelieferten illegalen Materials war bei Pepi Cmejrek, einem Hausbesorger in einem Haus in der Kärntnerstraße.2
Als Mitglied der Revolutionären Sozialisten kam er ins KZ-Dachau
Der Privatangestellte Otto Skritek wurde am 22. 8. 1939 wegen Betätigung für die Revolutionären Sozialisten festgenommen. Er wurde im April 1940 in das KZ Dachau überstellt und blieb dort bis 10. 11. 1944 inhaftiert. Am 10. November 1944 wurde Otto Skritek einer Strafeinheit überwiesen.3 Bereits im selben Jahr geriet er in sowjetische Kriegsgefangenschaft, in der er bis 1945 blieb.
Anfang April [1940] wurde ich nach Dachau überstellt. Wir waren ca. 20 Personen, die an diesem Tag eingeliefert wurden. Wir mussten uns in einer Baracke in einer Reihe aufstellen und wurden von einem SS-Scharführer gefragt, warum wir eingeliefert worden seien. Dabei wurden einige von uns mit Faustschlägen von diesem SS-Mann niedergestreckt, wenn ihm unsere Antwort nicht gefiel. Ich hatte Glück und wurde nicht niedergeschlagen. Von dem Häftlingslagerläufer Sepp Mörtel, einem jungen deutschen Sozialdemokraten aus Oberbayern, wurde ich nach Befragung über meine politische Herkunft dem Block 24, Stube l, zugeteilt. Ich erhielt die Nummer 2941. Der Stubenälteste wies mir ein Bett im dritten Stock zu. Dort sah ich den Namen Olah. Auf meine Frage, wo denn der Olah Franzl dann schlafen würde, meinte der Stubenälteste: “Da brauchst du dich nicht zu kümmern, er hat drei Wochen Bunker und kommt nachher in den Strafblock.” […] Als die Kommandos einrückten, begrüßten mich Hermann Lackner und Alexander Eifler recht herzlich. Ich traf in dieser Stube auch Maleta von der ÖVP und den Pfadfinderführer Prohaska. Sie hofften, Neuigkeiten von mir zu hören, war ich doch der erste Zugang seit mehr als sieben Monaten. Dachau war bei Kriegsausbruch für die SS geräumt worden und dann erst wieder belegt. Meine Freunde waren in diesem harten Winter in den Steinbruchlagern Flossenbürg und Mauthausen gewesen. Leider hatte ich keine angenehmen politischen Neuigkeiten zu berichten.4
Nach Kriegsende wurde er leitender Sekretär der Sektion Handel der Gewerkschaft der Privatangestellten und SPÖ-Mitglied. Bei einer Konferenz um die Zukunft Österreich sagt er5:
Er war von 5. Dezember 1949 bis 14. März 1950 und von 18. März 1953 bis 9. Juni 1965 Mitglied des Bundesrats. Von 1950 bis 1953 und von 1965 bis 1975 war er Abgeordneter zum österreichischen Nationalrat. Von 1959 bis 1965 war er Vorsitzender bzw. stellvertretender Vorsitzender des Bundesrats.
Er war Vizepräsident der Wiener Arbeiterkammer und Mitglied des Vorstands des DÖW.
Skritek wurde am Friedhof der Feuerhalle Simmering in derselben Grabstelle wie sein 1938 verstorbener Parteikollege Karl Pick bestattet.
Quellenverzeichnis
- Das Rote Wien – Skritek Otto ↩︎
- DÖW – Otto Skritek: Leider behielten wir recht ↩︎
- DÖW – Skritek Otto ↩︎
- DÖW – Skritek Otto – Dachauer Alltag ↩︎
- ÖNB, digitales Archiv, Arbeiter Zeitung am 19. Mai 1946, Seite 1 ↩︎