Fischer und Seeleute als Gewerkschafter:innen in Island

Bei unsetem Rundgang in Reykjavik entdeckten wir am Hafen eine Ausstellung über das das Leben der Seeleute und Fischer und ihren Initiativen um den Kampf für bessere Arbeitsbedingungen. Wie überall auf der Welt im Kapitalismus betrachteten die Schiffseigner als „Human Ressource“, die esgalt su auszubeuten, damit ihre Gewinne maximal gesteigert werden.

1958 begannen auch die Konflikte um Fischereirechte, die sich vornehmlich zwischen Island und dem Vereinigten Königreich in den Jahren 1958 bis 1976 abspielten.

Im „Gewerkschaftsmonitor“ der Friedrich-Ebert-Stiftung“ heisst es zur Entwicklung der Isländischen Gewerkschaftsbewegung“:

Aufgrund der geringen Bevölkerung an den Küsten schlossen sich dort Fischereiarbeiter_innen mit den ungelernten Arbeiter_innen zusammen, und wurden später zu den mitgliederstärksten Verbänden der Arbeiter_innenbewegung von Island. Die fischverarbeitende Industrie spielte zudem nicht nur eine wesentliche Rolle bei der wirtschaftlichen Entwicklung Islands, sondern wirkte auch auf die Struktur der gewerkschaftlichen Organisation ein, nämlich die Herausbildung von Industriegewerkschaften (hier Fischerei), die verschiedenen Berufszweige umfassen. Zudem

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Die Fischer waren die erste Berufsgruppe im Land, die sich für bessere Bedingungen einsetzte. Gewerkschaften wurden gegründet, um sie dabei zu unterstützen. Sie standen fest an der Seite der Fischer und kämpften für bessere Löhne und Arbeitsbedingungen auf See. Die Arbeitszeiten auf Trawlern wurden zum Hauptthema der Gewerkschaft und haben sich im Laufe des Kampfes für angemessene Arbeitszeiten und Arbeitsbedingungen an Bord eines Fischereifahrzeugs erheblich verbessert.

Matrosen auf dem Trawler Harðbak EA 3. Sie schafften es nicht zu einer Protestkundgebung an Land, also protestierten sie an Bord.

Die Arbeitszeiten auf den Schleppern

Ein weiteres großes Lohnproblem für Fischer waren die Arbeitszeiten auf Schleppern. Die Schleppnetzfischerei wurde oft mit übermäßigem Belastungen betrieben. Es gab keine Regeln bezüglich der Ruhezeiten an Bord, und die Kapitäne der Schlepper ließen ihre Mannschaften manchmal 24 Stunden am Tag ohne Ruhepause arbeiten.
Im Jahr 1921 brachte Jón Baldvinsson, Präsident des Isländischen Völkerbundes, einen Gesetzentwurf ein, der vorsah, dass die Mindestruhezeit auf See sechs Stunden am Tag betragen sollte. Es wurde angenommen. Die Mindestzeit wurde später auf acht Stunden und noch später auf zehn Stunden erhöht.

Wie ist es in den letzten 10 Jahren um die Gewerkschaft der Fischer und Seeleute bestellt?

Zwei Blitzlichter dazu.

2016 – Island: Fischer drohen mit Streik

Die Besatzungen isländischer Fischfänger haben sich am Montag in ihrer Mehrzahl dafür ausgesprochen, ab dem 10. November 2016 die Arbeit niederzulegen, meldet das Portal IntraFish. Damit reagieren sie auf das Scheitern derzeit laufender Tarifverhandlungen.

2023 – ein europäischer Vergleich des Organisationsgrades

91 Prozent der arbeitenden Bevölkerung in Island war 2019 gewerkschaftlich organisiert. Das geht aus Daten der International Labour Organization (ILO) hervor. Von den 200.000 Arbeitnehmer:innen im Land waren offiziellen Angaben zufolge allein 120.000 Menschen Mitglied in der Icelandic Confederation of Labour, des größten gewerkschaftlichen Dachverbands mit 47 Mitgliedsorganisationen.

Statista – Nordeuropa am besten gewerkschaftlich organisiert ein Artikel von Florian Zandt