Zwei „Erinnerungen“ in Klosterneuburg, die nachdenklich machen

Wir machen Station in Klosterneuburg und suchen nach einem Gedenkstein bei der ehemaligen Synagoge.

Ziemlich lieblos steht Ecke Kierlinger Strasse und Medekstrasse ein einsamer fast zu übersehender Gedenkstein mit einer Platte mit Inschrift, die dringend erneuerungsbedürftig ist.

In der Wiener Zeitung vom 15. August 1914 findet man eine kleine Notiz zur Einweihung der Synagoge.

Welche Geschichten zur Synagoge und zu den Menschen, die sie besuchten werden mit dieser schlichten Gedenktafel abgetan?

Im bürgerlich geprägten Klosterneuburg fand der Nationalsozialismus schon frühzeitig eine starke und auch gewaltbereite Anhängerschaft; bereits Mitte der 1920er Jahre waren Nationalsozialisten im Gemeinderat vertreten. Der jüdische Bevölkerungsteil lebte damals noch unbehelligt in der Stadt, aber erste Anzeichen eines offenen Antisemitismus zeigten sich schon vor 1938: So kam es wiederholt zu Vandalismus am Synagogengebäude. 

In den Tagen und Wochen unmittelbar nach dem sog. „Anschluss” wurden jüdische Bewohner aus ihren Wohnungen geholt und öffentlich erniedrigt. Während des Novemberpogroms von 1938 wurde das Synagogengebäude schwer beschädigt; es war von „jugendlichen Elementen” verwüstet und „kontrolliert“ in Brand gesetzt worden, sodass nur der eigentliche Synagogenraum vernichtet wurde.

In den Geschichten der jüdischen Gemeinden findet man diesen Eintrag. Ich frage mich – ist das eine würdige Erinnerungskultur in der drittgrößten Stadt Niederösterreichs für die verübte Brandlegung, öffentliche Erniedrigung, Deportation und Ermordung an den jüdischen Gemeindebürgern durch die Faschisten und Nationalsozialisten des Ortes?

„Denkmäler wie dieser Erinnerungsstein sind es wert, immer wieder enthüllt zu werden, denn das zeigt auch unsere Zeit: Viel zu vieles von notwendigen Erinnerungen wird doch auch immer wieder zu rasch vergessen.“

Diese Worte aus einem Artikel in der NÖN sollten dich die verantwortlichen Plitiker:innen zu Herzen nehmen. Gerade in Zeiten, wo Faschist:innen und Rechtspopulist:innen frech und öffentlich ihre menschenverachtende Politik öffentlich präsentieren, braucht es starke öffentliche Signale und gute Erklärungen des Geschehenen, um Wiederholungen zu verhindern.

was war nun die zweite Erinnerung hier im Ort, die wir beim Rundgang entdeckten?

Hier auf der Tafel wird eine Stele, die zu Ehren der Gattin eines faschistischen Führers errichtet wurde, erwähnt. Ja Schuschnigg, Dollfuß, Starhemberg, Fey, u.a. waren faschistische Führer. Manche aus dem konservativen Lagen meinen dann sie hätten ja gegen Nazis gekämpft. Auch Faschiste:innen kämpfen gegeneinander und bleiben trotzdem Mörderregime. Zwei interessante Details noch am Bild. Es wird ihr Adelstitel „Herma von…“ genannt – den führte sie zu Unrecht und sollte wenn überhaupt auf einer „Historientafel des 21. Jhdt. nichts verloren haben. Und bei der Einweihung ist gut das Zusammenspiel von katholischer Kirche und Austrofaschismus zu sehen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert