Die Fratelli Vitrani als Partisanen

Wie zwei Brüder im Val Sangone gegen die Faschisten kämpften.

Wir sind in der italienischen Provinz Barletta-Andria-Trani in Apulien unterwegs und haben die Stadt Barletta erreicht. Die Stadt hat heute ca. 94.316 Einwohner. Im Zweiten Weltkrieg war die Stadt Schauplatz der ersten Aktionen der Resistenza, des italienischen Widerstandes gegen den Nationalsozialismus. Bei der Vorbereitung der Reise habe ich mir einige Informationen zu Barletta auf der Homepage “Gedenkorte Europa” besorgt (1). Der Studienkreis Deutscher Widerstand 1933 – 45 hat mit Unterstützung der Otto-Brenner-Stiftung und Rosa-Luxemburg-Stiftung Informationen zu Orten gesammelt, die an deutsche Kriegs- und Besatzungsverbrechen, an Lager und Deportationen, aber auch an den Widerstand gegen die deutsche Okkupation und deren Überwindung 1945 erinnern.

Vom Parkplatz aus tauchen wir ein in die engen Gassen einer Hafenstadt Apuliens. Viele alte historische Gebäude, vorbei an den vielen Straßencafes umwoben mit dem herrlichen Duft von Espressi, abgelenkt von den schönen Modeaccessoires in den Auslagen. Wir steuern direkt den Giardini di Nittis an.
Unübersehbar prangt auf einer Mauer der Schriftzug „Barletta Antifascista“, und zwischen beiden Wörtern befinden sich die stilisierten Porträts der Fratelli Vitrani. Damit wird zweier junger Männer gedacht, nach denen im Piemont – nicht aber in Barletta – viele Straßen, Plätze u.ä. (wie etwa in Coazze der Brunnen Fontana ai Fratelli Vitrani) benannt sind.

Hier wird der Brüder Pietro und Ruggero Vitrani gedacht. Die Eltern sind vor deren Geburt nach Turin umgesiedelt.

Wer waren die beiden Brüder?
Wo kämpften sie als Partisanen?
Was war ihr Schicksal als Partisanen im Kampf gegen Faschisten und Nazis?

Der ältere der beiden Brüder Ruggero ist am 30. März 1925 in Turin geboren. Er hat eine Lehre als Mechaniker begonnen und ist im September 1943 unter dem Decknamen “Gero” der Partisanenmiliz beigetreten.
Er wird als stellvertrender Brigadekommandant (seit Oktober 1944) der 43. autonomen Division Sergio De Vitis am 16. November in Villarbasse gefangengenommen.(2) Nach drei Monaten Haft im “Le Nuove” wird er am 15. Jänner 1945 zum Tode verurteilt und am folgenden Tag im Polygon Nazionale dei Martinetto erschossen worden.

Nach seinem Tod wird die Brigade Nino-Carlo nach ihm benannt.(3) Posthum wurde er auch mit der ” Medaglia d’argento al valor militare alla memoria ” ausgezeichnet.

https://barletta.gocity.it/library/allegati/militari_partigiani_caduti.pdf

Pietro Vitrani, Bruder von Ruggero, geboren am 26. November 1926 in Turin. Im März 1944 schloss er sich der Résistance an und trat seinerseits in die Reihen der Partisanengruppe «Nino-Carlo» ein. Er wurde am 3. Dezember 1944 in Giaveno in der Via delle Scuole erschossen.
Beide Brüder sind am Campo della Gloria in Turin beigesetzt.

Tafel am Gedenkort in Barletta
Anläßlich des Nationalfeiertages wurde Kränze an den Gedenkstätten der Widerstandskämpfer*innen angebracht

Quellenverzeichnis