Kampf gegen den Faschismus in Kreta – Teil 5

Der Tod des Apothekers Joseph N. Sakkadakis mit österreichischer Beteiligung

Dieses Denkmal haben wir am letzten Tag bei unserem Rundgang in Sissi entdeckt

Wer war der Apotheker Joseph N. Sakkadakis und wie kam es zu seiner Verhaftung?

Er war Mitglied der griechischen Widerstandsbewegung und angeblich Leiter einer Widerstandsgruppe.
In Agios Nikolaos wurde einer Frau unter Versprechung ihrer Freilassung Namen von angeblichen Partisanen herausgepresst. Nach der Verhaftung aller Personen, die sie als Partisanen identifiziert hatte forderte Friedensbacher (Feldgendarm und Mitglied der Geheimen Feldpolizei – österr. Staatsbürger) seinen Dolmetscher auf, sich im Kamin des Raumes zu verstecken, in den die Häftlinge gebracht wurden. So erfuhr er, dass ein Mann – der Apotheker Joseph Sakkadakis – den anderen sagte, wie sie sich während der Befragung verhalten sollten, und versprach, eine Flucht zu organisieren. Abgesehen von der Anerkennung des jungen Apothekers als eine Art Berater, der anderen Respekt zollte, hatte er keinerlei Beweise (1).

Joseph N. Sakkadakis – hier haben sie mich am 8. Mai 1944 getötet

Die Umstände seines Todes

Friedensbacher schilderte in der Hauptverhandlung, dass er Sakkadakis
bedrohte, der als der Leiter der Widerstandsgruppe galt, auf der Fahrt zum Gefängnis, als der Wagen an der Küste bei Neapolis halten musste, mit dem Umbringen. Sakkadakis stand auf einer Felsklippe mehrere Meter über dem Meer (3).

»Ich habe dann zum Dolmetsch gesagt: So, jetzt fordern Sie ihn dreimal auf, wenn er nicht aussagt, dann erschieße ich ihn. Das ist ihm dreimal übersetzt worden. Er sprach kein Wort. Er stand mit dem Gesicht zu mir. ich habe ihn aufgefordert, sich umzudrehen, mit dem Gesicht zum Meer. Dann ließ ich ihn nochmals auffordern. Es nützte wieder nichts. Ich schoss ihn ins Genick. Ich wollte ihn töten, aber schmerzlos. Die Schüsse haben getroffen, er ist gleich ins Meer gestürzt. Ich bin dann etwas seitlich gegangen und habe hinunter geschaut. ich hätte wahrscheinlich noch einmal auf ihn geschossen, wenn er noch gelebt hätte. Es war aber völlig eindeutig, dass er tot ist. Dann sind wir abmarschiert. […] Ich habe in den Bericht hineingeschrieben, dass er auf der Flucht erschossen worden sei. Ich wollte kein Aufsehen machen. Das Recht zu erschießen hatte ich ja nicht. Wenn ich hineingeschrieben hätte, dass ich ihn selbst liquidiert habe, hätte es aber, so glaube ich, auch nichts gemacht. Vielleicht hätte es Schwierigkeiten gegeben. Ich hatte nicht Angst davor. Ich hatte nur getötet, um eine Gefahr abzuwenden. Nicht, um mir Vorteile zu machen. […] So habe ich gefürchtet, dass er uns entflieht oder dass er freigesprochen würde. […]«

www.nachkriegsjustiz.at

Das Urteil (4)

Applaus, Applaus

Ein Mensch, dem Totschlag nachgewiesen wird, der mit einer eigenen Auslegung von Gesetzen davonkommt. Denn für die Rechtssprechung wurde das damals gültige deutsche Gesetz angewendet. Für die Verjährungsfristen die österreichische Rechtsnorm. Hätte man diesbezüglich auch die deutsche Rechtsnorm angewendet wäre der Tatbestand nicht verjährt gewesen.

Mich kotzt es an, wenn dann alte Kriegsveteranen, die von den Greueltaten alles nichts gewusst haben, dann im Gerichtssaal applaudieren. Wo wird heute Beifall gespendet, wenn junge Lehrlinge nach Afghanistan abgeschoben werden, Wenn Seenotretter tage- und wochenlang um Landeerlaubnis betteln müssen, wenn Bettler und Arme von öffentlichen Plätzen vertrieben werden, …. jeder von uns kennt ähnliche Geschichten oder hat davon gelesen oder selbst erlebt – es liegt an uns, dass nicht nochmehr Denkmäler aufgestellt werden müssen.

Die Rolle der Geheimen Feldpolizei

Die Geheime Feldpolizei war für die direkte und indirekte Unterdrückung der lokalen Bevölkerung verantwortlich. Ihre Aktionen umfassten die Auswahl der Zivilbevölkerung für Zwangsarbeit sowie die willkürliche Verhaftung und Ermordung von Zivilisten als Vergeltung von Guerilla-Angriffen (2). Sie verhafteten für die Wehrmacht, SS und Gestapo. (In diesem Bericht wird auch die persönliche Erschießung von Sakkadakis durch Friedensbacher erwähnt).


Quellenverzeichnis

  • (1) Austrian Lives – Günter Bischof, Fritz Plasser, Eva Maltschnigg – in englischer Sprache, Seite 314, ISBN: 9783902811615, ElectrinoicISBN: 9783903122352
  • (2) The German Secret Field Police in Greece 1941 – 1944, Antonio J. Munoz, Seite 203, ISBN: 978-1-4766-6784-3
  • (3) Ein Feldgendarm vor dem Innsbrucker Geschworenengericht (1970)
    »Wehrmachtsverbrechen« auf Kreta – Aus dem Hauptverhandlungsprotokoll vom 9. Dezember 1970: (LG Innsbruck 10 Vr 415/70-23, 10 Hv 7/70; Kopie: DÖW 21221/15)
  • (4) Justiz und NS-Gewaltverbrechen – Die Rezeption von Geschworenenprozessen wegen NS-Verbrechen in ausgewählten österreichischen Zeitungen 1956 – 1975 – Sabine Loifellner, Seite 160,